Mit einer Marktkapitalisierung von knapp 600 Milliarden Franken ist Apple die wertvollste Firma der Welt. Der amerikanische Techgigant läuft allerdings Gefahr, diesen Prestige-Titel bald zu verlieren: Der saudische Vize-Kronprinz Mohammed bin Salman plant einen baldigen Börsengang des staatlichen Öl- und Chemiekonzerns Saudi Aramco, wie das Unternehmen heute bestätigt.

Saudi Aramco ist der grösste Ölproduzent der Welt und soll auf Reserven von mindestens 261 Milliarden Barrel sitzen. Das ist mehr als das Zehnfache der bekannten Reserven des grössten privaten Ölkonzerns Exxon Mobil, der auf einen Börsenwert von 319 Milliarden Dollar kommt.

Ferrari der Ölkonzerne

Kein Wunder, sind die Erwartungen riesig. Saudische Offizielle sprechen laut «Economist» von einem Wert von «mehreren Billionen Dollar». Viele Einzelheiten sind indes nicht bekannt. Das Unternehmen veröffentlicht keine Umsatzzahlen und auch Informationen zu den Reserven sind nur beschränkt verfügbar.

Trotzdem sind Experten begeistert. «Das ist der Ferrari der Ölkonzerne», bekräftigt Danilo Onorio von Dogma Capital in Lugano gegenüber der Wirtschaftsagentur «Bloomberg». Selbst bei einer konservativen Schätzung aufgrund der bekannten Reserven käme man noch auf einen Wert von mindestens 2,5 Billionen Dollar für Aramco.

Auf der Preisachterbahn mitfahren

Energieexperte Bob McNally von der Beratungsfirma Rapidan Group erwartet denn auch einen «epochalen Wandel in der Ölindustrie», sollte der Börsengang Tatsache werden. Anstatt die Preisachterbahn zu kontrollieren, würde Saudi-Arabien künftig darauf mitfahren, sagt McNally gegenüber «Bloomberg».

Für den jungen Vize-Kronprinz Mohammed bin Salman macht ein möglicher Börsengang aus mehreren Gründen Sinn. So könnte Saudi-Arabien das tiefe Loch im Budget von rund 100 Milliarden Dollar ausgleichen, das der niedrige Ölpreis 2015 gerissen hat. Die Tür zur Volkswirtschaft Saudi-Arabiens würde zudem mit einem Schlag für internationale Investoren weit aufgerissen.

Vize-Kronprinz kann sich profilieren

Ein Börsengang wäre im Interesse des saudischen Marktes und im Interesse von Aramco, so der Prinz gegenüber dem «Economist». Ausserdem würde die Firma durch die Börsennotierung transparenter werden, sagt Mohammed bin Salman. An eine vollständige Privatisierung denkt man dabei in Saudi-Arabien noch nicht. Angeblich sollen in einem ersten Schritt nur 5 Prozent des Unternehmens zum Verkauf stehen.

Mohammed bin Salman ist seit Januar 2015 Verteidigungsminister und Vize-Kronprinz. Der 30-Jährige gilt als neuer starker Mann in Saudi-Arabien. Sowohl die Militärintervention im Jemen, als auch die aktuelle Eskalation des Streits mit dem Iran werden zu grossen Teilen dem Prinzen zugeschrieben. Sollte ihm allerdings mit dem Börsengang tatsächlich der wirtschaftliche Befreiungsschlag für Saudi-Arabien gelingen, würde das auch Mohammed bin Salmans eigene Position im Königshaus nochmals massiv aufwerten.

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