Einer der stabilsten Werte unter den Industriekonzernen ist Schindler. Seit Jahren liefert der weltweit zweitgrösste Hersteller von Aufzügen und Fahrtreppen konstante Wachstumsraten. Der Auftakt ins 2019 dagegen ist durchzogen ausgefallen. So wuchsen zwar Auftragseingang und Verkäufe um 5,2 respektive 4,4 Prozent, doch das Ebit ging um 2,5 Prozent zurück. Damit schrumpfte die Marge von 11,4 auf 10,6 Prozent. Thomas Oetterli (49), der vor drei Jahren den heutigen VR-Präsidenten Silvio Napoli (54) als CEO abgelöst hat, führt dies auf steigende Material- und Lohnkosten zurück. Doch auch höhere Ausgaben für Digitalisierung und Modularisierung der Produkte drückten auf die Marge. Allerdings zahlen sich diese Aufwendungen schon bald aus.

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Schindler verfügt in den Industrieländern über eine erstklassige Marktstellung, was sich zudem positiv auf das margenstarke und konjunkturresistente Servicegeschäft auswirkt. In Asien dagegen liegen die Schweizer gegenüber den Konkurrenten Otis und Kone etwas zurück. Deshalb wird vor allem in China und Indien die Expansion vorangetrieben. Das drückt kurzfristig zwar auf die Marge. Langfristig allerdings zahlt sich diese Strategie aus. Das Innerschweizer Unternehmen jedenfalls steuert weiterhin auf solidem Kurs, die Erträge werden in den nächsten Jahren stärker wachsen als der Umsatz.

Gerade in einem schwierigeren konjunkturellen Umfeld zählen Schindler zu jenen Aktien, die «Wachstumsqualität mit defensiven Eigenschaften vereinen», wie die ZKB schreibt. Für mich gehören die Titel zu jenen Blue Chips, die man auf lange Sicht haben muss. Kurzfristig jedoch schränkt das für dieses Jahr geschätzte Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 23,8 das Potenzial nach oben ein.

Wachstumsstarkes Alibaba

Immer wieder werde ich gefragt, ob man jetzt in China einsteigen solle. Denn viele Aktien sind seit dem von den USA angezettelten Zollkrieg deutlich gefallen. Dennoch warte ich zu, bis sich der Pulverdampf verzogen hat. Allerdings gibt es Ausnahmen, beispielsweise Alibaba. In den ersten vier Monaten dieses Jahres schossen die Aktien um 50 Prozent in die Höhe. Seit Anfang Mai haben sie wieder etwas an Boden eingebüsst.

SHANGHAI, CHINA - JUNE 04:  (CHINA OUT) Jack Ma, founder and Executive Chairman of Alibaba Group, speaks during the signing ceremony between

Gigant des Internethandels: Alibaba-Chef Jack Ma.

Quelle: 2014

Die von Jack Ma (54) gegründete Alibaba Group hat sich in ihrer 20-jährigen Geschichte zu einem Giganten des Internethandels entwickelt, der seine Aktivitäten laufend ausweitet. 2018/19 stieg der Umsatz um 51 Prozent auf 56,2 Milliarden Dollar. Dabei stellt sich die Gewinnmarge auf beachtliche 23,2 Prozent. Der Amazon-Rivale bleibt auf aggressivem Wachstumskurs. Um neue Finanzmittel hereinzuholen, will Alibaba angeblich die Aktien auch in Hongkong kotieren. Die UBS erwartet für die nächsten drei Jahre ein Umsatzplus zwischen 27 und 40 Prozent, der Gewinn dürfte Schritt halten. Der freie Cashflow von zuletzt 15,6 Milliarden Dollar liefert zusätzliche Munition für die Expansion. Die dividendenlosen Aktien bieten eine gute Einstiegsschance; das für 2019/20 geschätzte KGV von 26 ist für einen Wachstumswert dieses Kalibers tief.

Schwächephase bei Inficon

Für die Hersteller von Halbleitern und Displays lief das Geschäft auch schon berauschender. Wegen des Handelszwists zwischen den USA und China halten sich die Kunden mit ihren Bestellungen zurück. Das bekommt auch Inficon zu spüren: Die vielfältigen Produkte des Vakuum- und Sensortechnikspezialisten aus Bad Ragaz SG werden primär in der Halbleiter- und der Bildschirmherstellung eingesetzt. Im letzten Jahr machte sich die Nachfrageschwäche noch kaum bemerkbar, Umsatz und Ebita legten je zehn, der Gewinn acht Prozent zu. Allerdings brachte das Schlussquartal spürbar schlechtere Zahlen.

Dieser Trend hat sich in den ersten drei Monaten 2019 fortgesetzt, wenn auch etwas abgeschwächt. Im zweiten Halbjahr erwartet Konzernchef Lukas Winkler (57) eine Belebung. Insgesamt jedoch ist für 2019 Konsolidierung angesagt, der Gewinn dürfte um einige Prozent zurückgehen. Mittelfristig sieht es wieder besser aus. Ab 2020 sollten Umsatz und Ertrag stetig zunehmen. Inficon zeichnet sich über eine gute Stellung in attraktiven Märkten aus. Das innovationsfreudige Unternehmen kommt laufend mit neuen Produkten und Anwendungen.

Ungeachtet der Konsolidierung haben die Aktien seit Oktober über 40 Prozent zugelegt. Mit einem KGV von 25 ist die Luft wohl für einige Monate draussen. Die Valoren eignen sich nur für längerfristig denkende Anleger. Reizvoll ist die Dividendenrendite von 3,7 Prozent.

Bei Idorsia läuft alles nach Plan

Das Ehepaar Jean-Paul und Martine Clozel geniesst in Anlegerkreisen fast schon Kultstatus, seit die beiden das Pharmaunternehmen Actelion zum Milliardenkonzern aufgebaut und mit Riesenprofit an Johnson & Johnson verkauft haben. Vom Deal ausgenommen war die Produktepipeline, die in das Start-up Idorsia eingebracht wurde. Die Clozels sind als Hauptaktionäre wieder dabei: Er fungiert als CEO, sie leitet die Forschung. Wiederholt sich die wunderbare Geldvermehrung? Nach dem Börsengang schossen die Kurse steil nach oben. Doch je mehr sich die Verluste bei Idorsia häuften, desto schneller kehrte bei manchem Aktionär Ernüchterung ein, die Titel stürzten ab. 2018 wurde ein Verlust von 386 Millionen geschrieben, in diesem und dem kommenden Jahr dürfte ein Minus von jeweils über 500 Millionen anfallen.

Idorsia pharmaceutical Chief Executive Officer (CEO) Jean-Paul Clozel (L) and Martine Clozel (R), Chief Scientific Officer (CSO) and Executive vice-president, pose at the Idorsia pharmaceutical headquarters in Allschwil, Switzerland on January 10, 2019. (Photo by SEBASTIEN BOZON / AFP)        (Photo credit should read SEBASTIEN BOZON/AFP/Getty Images)

Alles nach Plan: Beim Start-up Idorsia von Jean-Paul und Martine Clozel stecken bereits elf Substanzen in klinischen Studien.

Quelle: AFP/Getty Images

Dabei läuft alles nach Plan. Idorsia ist bislang eine reine Forschungsfirma, die noch kein Produkt am Markt hat und ergo kein Geld verdient. Die Forschungsresultate können sich sehen lassen; für elf Substanzen laufen klinische Studien. Im allerbesten Fall sollen bis 2022 die ersten Medikamente auf den Markt kommen. Das Geld reicht noch eine ganze Weile aus, Ende März klimperten 1,1 Milliarden Franken in der Kasse.

Die Aktien haben dieses Jahr wieder angezogen. Das Risiko bei Idorsia ist geringer als bei anderen Jungfirmen der Pharmabranche. Denn bei den Clozels handelt es sich um erfahrene Experten, und hinter der Firma stehen finanzstarke Investoren. Dennoch kann es zu Kursrückschlägen kommen, wenn sich eine Substanz in der Studie nicht bewährt. Die Aktien eignen sich nur für Anleger mit Risikofreude und Geduld.

Frank Goldfinger ist der anonyme Börsenspezialist der BILANZ. Schreiben Sie ihm an: bahnhofstrasse@bilanz.ch