Der gross gewachsene Mann im weissen Pullover mit den Initialen AK auf der Brust passt gut in die imposante Kulisse der mächtigen Gipfel, die ihn umgibt. «Ohne Berge halte ich es nicht lange aus», sagt er. Pilatus, Bürgenstock und Stanserhorn berühren da den Himmel, wo Aldo Kuonen lebt und arbeitet. Der Vierwaldstättersee im grünen Tal verzaubert die Landschaft.

Vor 23 Jahren verschlug es den Walliser mit dem unüberhörbaren Akzent in die Innerschweiz. In Kehrsiten bezog er ein Haus, in Stansstad mietete er später eine Garage und ein Büro. Sieben Jahre sind verstrichen, seit er den ersten, von ihm entwickelten, polyvalenten Ski in der Hand hielt: Den schneeweissen Prototyp AK Number One.

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Den Testski, mit dem alles begann, hat der 51-jährige Kuonen bis heute aufbewahrt. Gleich neben der Bürotür lehnt er an der Wand, zusammen mit seinen Nachfolgern: dem 97er AK Number One, dem 98er AK Number Two und der aktuellen AK-Kollektion 2003/04. Den Hightech-Flitzern gegenüber stehen Bretter aus vergangenen Tagen. Ein Holzski aus dem Jahre 1890 zum Beispiel, oder ein Allais-Gleiter von Rossignol, Jahrgang 1960. «Das war der erste Metallski, den ich mir an die Füsse schnallte», sagt Kuonen.

Skier, Schnee und Sonne spielten im Leben von Aldo Kuonen immer eine wichtige Rolle. Als er als junger Spund nach der Werbefachschule in Biel in der Zürcher PR- und Werbeagentur PRW von Toni Glanzmann anheuerte, dauerte es genau zwei Jahre, bis er beim Chef an die Türe klopfte und diesem mitteilte: «Es geht nicht, ich muss wieder rauf auf die Hügel.» In St. Moritz erwarb er darauf das Skilehrer-Patent und erteilte bald so prominenten Schülern wie Aga Khan Nachhilfeunterricht auf der Buckelpiste.

Mitte der Siebzigerjahre wechselte der Skiprofi zu Rossignol, «dem Ferrari unter den Skiern», so Kuonen. Bei der französischen Firma zeichnete er verantwortlich für den Rennservice und pflegte den persönlichen Kontakt zu Spitzenfahrern wie Michael von Grüningen, Michaela Figini oder Joël Gaspoz. «Es war ein Traumjob für mich», schwärmt Kuonen. Bei Rossignol holte er sich das Rüstzeug für sein heutiges Geschäft: 14 Jahre beschäftigte er sich intensiv mit den Tücken des Materials, den Wünschen der Fahrer und hielt als Talentscout Ausschau nach Nachwuchs. «Da kommt einiges an Wissen zusammen.»

An die Zeit auf und neben den Rennpisten erinnert er sich gerne. Etwa an den jungen Paul Accola, den er beim Training in Zermatt darauf hinweisen musste, dass er wohl aus Versehen am linken Fuss einen Slalom- und am rechten einen Riesenslalom-Ski montiert hatte. Er erlebte, wie Daniel Mahrer bei den Junioren das ganze Kader in den Gleitpassagen hinter sich liess, in den Biegungen jedoch den ganzen Vorsprung wieder einbüsste. «Schon damals war allen klar: Wenn der junge Mann einmal die Kurve kriegt, wird er ganz vorne mitfahren.» Unvergessen auch die erste Begegnung mit der späteren Olympiasiegerin Michaela Figini: «Ich sah, wie etwas unheimlich schnell den Hügel runter- kommt. Unklar war mir bei dem Tempo einzig, wer oder was es ist».

Bevor Kuonen selber ins Skibusiness einstieg, war er bei Atomic als Verkaufs- und Marketingleiter massgeblich an der Einführung der so genannten Beta-Technology beteiligt, zwei in Längsrichtung verlaufende Röhren auf den Skis, die in erster Linie von sich reden machten, weil sie sich visuell vom bisher Gesehenen absetzten. Als das Unternehmen an die finnische Amer-Gruppe verkauft wurde, stieg Kuonen aus: «Ich hätte wieder in Zürich arbeiten sollen und wusste bereits, dass das nicht funktioniert.»

So wurde Kuonen 1996 im reifen Alter von 44 Jahren Jungunternehmer. «Ich habe zu einem Zeitpunkt mit der Skibauerei angefangen, als der Markt schon übersättigt war und es in der Schweiz nur noch eine einzige Skimarke gab.» Nichtsdestotrotz hat er immer an seine Idee geglaubt, daran, dass sich ein von Hand gefertigter Qualitätsski auf dem Markt behaupten kann.

Die Zahlen geben Kuonen Recht: 1997 brachte er den Carving-Ski AK Number One mit einer Auflage von 600 Stück auf den Markt. In der kommenden Saison stehen bereits fünf Modelle in einer Stückzahl von 2500 Exemplaren bereit: Der leichte Tourenski Pro Mountain, die beiden eng taillierten Rennmodelle Carbon und Titan sowie die breiteren Freecarver Pro und Hyper Pro.

Nachdem sich Kuonen jahrelang um die Topcracks im Skizirkus gekümmert hat, will er jetzt «eine Supertechnologie für jedermann bieten». Für sein Spezial-produkt ist denn auch nur das Beste gut genug: Ein sorgfältig verleimter Kern aus Exoten- und Hartholz, der Leichtigkeit garantiert; eine Fiberglas-Aussenhülle mit eingeflochtenen Karbonfasern, die Power provoziert; der spezielle Rennbelag P-Tex 6000, der für die richtige Geschwindigkeit und Wendigkeit sorgt. Im Gegensatz zum herkömmlichen Industrieski wird jeder AK-Ski von Hand verleimt und kommt zwanzig Minuten in den Ofen. Mit Hilfe eines 30-köpfigen Skilehrerteams tüftelt Kuonen Jahr für Jahr Verbesserungsen aus. Der Jahrgang 2003 zeichnet sich laut seinem Erbauer dadurch aus, dass er «besonders leicht, wendig, breiter und polyvalenter als der Vorgänger ist und optimal dreht».

Blick in die Skisammlung von Aldo Kunonen (von links):
Cab, um 1900.
Vampire, um 1950.
Kneissl, um 1955.
Rossignol Allais, 1960, erster Metallski.
AK Number One, Prototyp, 1996.
AK Kollektion 2002/03.
AK Kollektion 2003/04.

Auch in Amerika, Frankreich, Norwegen, Italien und Deutschland hat der leidenschaftliche Wintersportler schon Abnehmer für seine exklusiven «Swiss engineered» Skis gefunden. Trotzdem will er in nächster Zeit nicht noch mehr wachsen: «Als Einmannbetrieb komme ich im Moment gut über die Runden und stosse auch an Grenzen.»

Dass er trotz wirtschaftlicher Flaute und stagnierendem Skimarkt nicht über die Piste hinausschoss, schreibt Kuonen seinem «Mut zum Eigenweg und einer gewissen Bescheidenheit» zu. Seine Walliser Wurzeln seien ihm dabei manchmal hilfreich gewesen: «Ich sehe bei mir schon gewisse Ähnlichkeiten mit den Walliser Kampfkühen.»

In der Tat führt Aldo Kuonen das Bügeleisen in seiner Werkstatt immer noch selber über den Belag und erledigt auch sonst alle anfallenden Reparaturen eigenhändig. Fängt die Skisaison aber erst einmal an, wird die Zeit fürs Kleben und Schleifen knapp. Auch von seinen drei alten Porsches mit Jahrgang 1953, 1956 und 1958 muss Kuonen dann die Hände lassen. Wenn der Winter naht, arbeitet er nämlich nicht selten 150 Prozent, gleitet täglich irgendwo auf einem AK-Ski Richtung Tal und legt in der Schweiz und im angrenzenden Ausland als Vertreter seines eigenen Produkts rund 60 000 Kilometer zurück.

Doch beklagen will sich der Schweizer Skibauer nicht, im Gegenteil. Er freut sich, dass die Saison bald wieder losgeht. Nicht zuletzt auch, weil die Gipfel dann wieder Weiss tragen. Und er der Wettersuppe im Unterland mit seinem Topski jederzeit entfliehen kann.

Judith Wyder ist Journalistin in Zürich.

Aktuelle AK-Skimodelle
Aldo Kuonens aktuelles Angebot:


Pro Mountain Tourenski, 790 Fr.; Rennmodell Carbon und Titan, je 890 Fr.;
Freecarver Pro, 950 Fr.;
Hyper Pro, 990 Fr..


Bezugsquelle


AK-Skis: Aldo Kuonen, Tel. 079 340 59 29, E-Mail: ak.ski@bluewin.ch, oder Sportgeschäft im Kurort.