Wie positionieren Sie sich für 2025? In meiner letzten Kolumne habe ich das schockierend positive, von Europa angeführte Jahr ausführlich beschrieben. Wer die Vorteile dieses Bullenmarktes nutzen will, muss sich gut positionieren. Und das geht so:

Der erste Schritt bei der Verwaltung eines Portfolios: Verwenden Sie immer eine Benchmark. Immer! Was ist das? Jeder grosse, breit angelegte, nach Marktkapitalisierung gewichtete Index. Der SPI ist nach Marktkapitalisierung gewichtet, aber eng gefasst. Mit einer breiter gefassten Benchmark maximieren Sie Ihre Chancen und die Diversifizierung. In der Regel verwende ich den MSCI World Index. Das wird Ihre Vorlage. Analysieren Sie seine Komponenten – Branchengewichtungen, Ländergewichtungen, Stilausrichtungen und vor allem, wie sich diese überschneiden.

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Auf die Schweiz entfallen etwa 2 Prozent der Marktkapitalisierung des MSCI World Index. Auf Europa etwa 16 Prozent. Auf die USA? 73 Prozent. Der Rest entfällt im Wesentlichen auf Kanada, Australasien und Israel. Selbst in einem von Europa angeführten Jahr bedeutet Diversifizierung, dass viele Ihrer Aktien von ausserhalb Europas stammen. Europa sollte leicht übergewichtet und die USA untergewichtet werden. Übertreiben Sie es nicht.

Der Gastautor

Ken Fisher ist Gründer und Executive Chairman von Fisher Investments, einer Vermögensverwaltungsfirma mit Niederlassungen weltweit, die über 299 Milliarden Dollar verwaltet. Fisher zählt zu den einflussreichsten (und auch reichsten) Investmentmanagern der USA.

Die Titelauswahl innerhalb dieser Regionen ist entscheidend. 2023 und 2024 waren die USA führend. Warum? Wachstumsstarke Aktien im Sektor Technologie und technologieähnliche Kommunikationsdienste machen über 40 Prozent der US-Marktkapitalisierung aus. Sie schossen in die Höhe. In Europa entfallen weniger als 10 Prozent der Marktkapitalisierung auf diesen Sektor ... Und in der Schweiz weniger als 2 Prozent.

Abgesehen von Luxusgütern gibt es in Europa nur wenige Wachstumsaktien, die jüngst unter dem Kaufrückgang der Kunden litten – insbesondere in China. Schweizer Luxusunternehmen waren, wie Sie wissen, keine Ausnahme. Europäische und Schweizer Aktien hinkten hinterher, weil Wachstum im Fokus stand.

Da Europa jetzt die Führung übernimmt, sollten seine dominierenden Sektoren und Stile in die Höhe schnellen. Europa besteht hauptsächlich aus Value-Aktien – zyklische Unternehmen, die von den Erwartungen an wirtschaftliche Auf- und Abschwünge und nicht von langfristigen Trends profitieren. Finanz- und Industrieunternehmen – fast 40 Prozent der europäischen Marktkapitalisierung – sind offensive Value-Schwergewichte. In der Schweiz machen die beiden zusammen 33 Prozent aus! Value findet sich auch im Bereich zyklischer Konsumgüter (zum Beispiel Autos). Für Europa sollten Sie diese Kategorien als Ihr offensives Value-Menü verwenden.

In der Schweiz ist der Gesundheitssektor stark vertreten – ein Drittel der Schweizer Marktkapitalisierung entfällt auf diesen Sektor. Er bietet einige Value-Optionen, aber nur wenige sind rein, und viele sind defensiv. Investieren Sie in einige, aber seien Sie wählerisch, und diversifizieren Sie inländische Beteiligungen mit britischen, dänischen und französischen Schwergewichten im Gesundheitswesen. Kaufen Sie spanische, italienische und britische Bankaktien, um Ihre Finanzwerte zu diversifizieren. In der Schweiz gibt es keine Automobilwerte – in Deutschland, Italien und Frankreich hingegen jede Menge. 

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Schliessen Sie die USA nicht aus. Wenn Europa und Value weltweit führend sind, ist Value in Amerika führend. Das war Mitte der 2000er-Jahre während des Bullenmarktes so. Und während der kurzen Führungsrolle Europas im Jahr 2012, als sich die Euro-Zone von der Staatsschuldenkrise erholte. Das passiert jetzt. Bis zum 20. Februar hat Europa seit Jahresbeginn in Franken um 9,5 Prozent zugelegt und damit die weltweiten 4,4 Prozent weit hinter sich gelassen. US-Aktien hinken mit 3,5 Prozent hinterher, wobei US-Value sich doppelt so gut entwickelt wie US-Growth und Tech.

Selbst bei US-amerikanischen und asiatischen Unternehmen sollten Tech- und Growth-Werte herunter- und Value-Werte hochgeschraubt werden. Kategorien, die in Europa gut abschneiden, sollten sich auch weltweit gut entwickeln.

Aber Basiskonsumgüter und Versorgungsunternehmen sind defensive Bereiche. Es ist unwahrscheinlich, dass sie in einem grossen Bullenmarktjahr die Führung übernehmen. Auf Erstere entfallen 15 Prozent der Schweizer Marktkapitalisierung – ein Grund mehr, global zu diversifizieren. Energie und Grundstoffe werden wahrscheinlich ebenfalls hinterherhinken. Beide bewegen sich im Einklang mit den Öl- und Rohstoffpreisen. Ein reichliches Angebot und eine langsam wachsende globale Nachfrage sind jedoch ein Hindernis. Halten Sie einige davon, falls etwas schiefgeht. Konzentrieren Sie sich aber auf einen offensiven Wert für ein erfolgreiches Jahr 2025.