Fondsmanager Mark Hänni raste von der Equity-Konferenz ins Büro zurück. Er hatte Glück: Tage vor dem desaströsen SNB-Entscheid hatte er einige grössere Aktienpakete verkauft. Hänni ist Manager eines der grössten und erfolgreichsten Schweizer Aktienfonds. An Tagen wie dem 15. Januar 2015 entscheidet sich, ob ein Fondsmanager gegenüber seinen Rivalen über Jahre hinten oder vorne liegt. Noch steht der Vontobel-Mann unter allen Schweiz-Fonds an dritter Stelle. Er glaubt an eine Übertreibung. Die stärkste Korrektur seit 1989 nützt er für selektive Zukäufe aus.

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Eigentlich können die Geldmanager solche Tage nicht leiden. «Trendwechsel sind für Fondsmanager immer schwierig», weiss Matthias Weber, CIO von iFund Services. Für Anpassungen im Depot bleibt meist nur wenig Zeit. Wer spät verkauft und beim folgenden Erholungsrally den Einstieg verpasst, läuft anders als die konkurrenzierenden Anbieter von Exchange Traded Funds (ETF)dem Vergleichsindex schnell hinterher.

2014 eines der schwierigsten Jahre

«Wenn die Börsen von externen, schlecht zu prognostizierenden Faktoren getrieben sind, läuft es für die Fondsmanager meistens schlecht», so Weber. Zu diesen Faktoren zählen nicht nur Notenbanker wie Thomas Jordan, sondern auch Wahlen, Rohstoffpreise, Terroristen oder fragwürdige chinesische Statistiken. Im vergangenen Juni machte die US-Notenbank in Sachen Liquidität einen Schritt zurück und die europäischen Kollegen zwei Schritte nach vorn.

Die Angst vor einem Crash und die inzwischen hohen Bewertungen verstärkten die Schwankungen. Die Experten mussten wie im Oktober mit riesigen Richtungswechseln klarkommen. «2014 war für Fondsmanager eines der schwierigsten Jahre», sagt Martin Bürki, BILANZ-Fondsexperte und Chef von MartInvestments. Die Manager von europäischen und US-amerikanischen Aktienfonds machten in diesem Umfeld eine schlechte Figur. Laut einer Auswertung des Fondsanalysehauses iFund Services schafften es im Vorjahr nur 46 Prozent der Manager von europäischen Fonds, ihren Vergleichsindex zu übertreffen. Zieht man die Fondsgebühren ab, bleiben bloss noch 22 Prozent. Noch düsterer wird das Bild bei US-Fonds: Dort lagen vor Gebühren 35 Prozent und nach Gebühren nur 13 Prozent der Manager über ihrer Benchmark.

Entscheidende Gebühren

Langfristig hat aktives Fondsmanagement gegen die günstigen, meist einen Index abbildenden ETFs ohnehin keine Chance. Das liegt vor allem an den Kosten. So liegt der durchschnittliche Manager eines europäischen Aktienfonds um 0,7 Prozentpunkte über der Benchmark. Bei Gebühren von 1,5 Prozent fährt der Anleger mit passiven ETFs allemal besser.

Die grosse Herausforderung ist es, unter den Tausenden von zugelassenen Fonds diejenigen zu finden, die deutlich mehr als die Gebühren einholen. Auf den ersten Blick macht es Sinn, die Fonds mit der besten Kursentwicklung zu wählen.

Doch es gibt keine Studie, die bestätigen würde, dass Fonds, die in der Vergangenheit gut gelaufen sind, auch in Zukunft ansprechende Ergebnisse liefern.

Vielzahl von Auswahlkriterien

Um die besten Produkte zu finden, hat sich E-fundresearch, ein unabhängiger Anbieter von Informationen zu Investmentfonds, für BILANZ auf die Suche gemacht. Ausschlaggebend war die Platzierung in den Performance-Rankings der vergangenen fünf Jahre. Nur Fonds, die in jedem Jahr im Vergleich zur Konkurrenz weit vorne lagen, schafften es in die Bestenliste.

Eine Vielzahl von Auswahlkriterien floss in die Empfehlungen von BILANZ-Fondsexperte Martin Bürki und Matthias Weber von iFund Services ein. Dazu zählen die Passion für den Beruf, die Performance in Krisenzeiten, die Gebühren, die Transparenz und das Fondsvolumen.

Auf Vorlieben achten

Wer in Fonds investiert, sollte einigermassen verstehen, in welche Aktien Fondsmanager gerne investieren. Gemeinsam ist ihnen, dass sie an Unternehmen mit nachhaltigen Geschäftsmodellen interessiert sind. Hohe Innovationskraft, dicke Margen und die Aussicht auf langfristiges Gewinnwachstum sind gefragt. Das Geschäftsmodell der Unternehmen sollte unabhängig von externen, nicht zu beeinflussenden Faktoren wie Rohstoff- oder Energiepreisen oder politischer Willkür sein. In den USA hat 2014 das gute Abschneiden der weitgehend gemiedenen Versorger manchem Fondsmanager die Performance verdorben. Gleichzeitig kamen die Manager in den Emerging Markets, wo die meist untergewichteten Rohstoff- und Energiewerte einbrachen, mit einem blauen Auge davon.

Kleinen und mittleren Unternehmen trauen die Fondsexperten im Unterschied zu den Blue Chips langfristig eine bessere Performance zu. Das schlechte Abschneiden der Manager von US-Fonds lässt sich mit der besseren Entwicklung der Blue Chips erklären. Gegenüber Staatsbetrieben werden Private oder von Familien geführte Werte bevorzugt. Aktionärsfreundliches Management ist gefragt. Weil in China die Aktien von Staatsbetrieben besser liefen, lagen die Fondsmanager dort zurück.

Die Rolle der Herkunft

Zeig mir einen Fonds, und ich sage dir, woher der Fondsmanager kommt: Eine sehr grosse Rolle spielt die Herkunft. Ein deutscher Fondsmanager wird in Deutschland immer übergewichtet sein. Dasselbe gilt natürlich für einen Manager aus den USA. «Die Schweizer Fondsmanager investieren noch am internationalsten», sagt Matthias Weber. Dieser sogenannte «Home Bias» muss nicht per se schlecht sein. Läuft der jeweilige Markt gut, kann das zu überdurchschnittlichen Ergebnissen führen. Wichtig ist es jedoch, dieses Risiko zu kennen.

Doch die Herkunft bezieht sich nicht nur auf Geografie. Auch der Werdegang des Fondsmanagers spielt eine Rolle. Ein Fondsmanager, der als Autoanalyst arbeitete, hat immer überdurchschnittlich viele Autoaktien im Depot. Auch das kann in bestimmten Phasen gut, in anderen nachteilig sein. «Der Fondsmanager ist gut, wenn die Marktlagen zu seinem Stil passen», so Weber.

Erfolgsfaktoren

Zusammengefasst entwickeln sich Fonds besser als der Index, wenn an den Börsen Qualitätswerte gefragt sind, kleine und mittelgrosse Unternehmen und der Markt nicht von Makrothemen («Grexit», Eurokrise) und Notenbanken geprägt ist.

Persönliches Commitment ist gefragt. Je mehr sich der Experte mit seinem Fonds identifiziert, umso besser. Idealerweise ist eigenes Geld investiert. «Der Fondsmanager muss unternehmerisch denken», sagt Martin Bürki. Klare Verantwortlichkeiten tragen zu steigenden Renditen bei. Es sollte keine Möglichkeit geben, einem Computersystem die Verantwortung für die misslungene Titelauswahl zuzuspielen.

Grösse als Risiko

Ein auch für Kleinanleger leicht zu erkennendes Risiko bei Fonds ist deren Grösse. Die Bedrohung wächst mit dem Erfolg. Sticht ein Fonds heraus, fliessen Unmengen von Geld in das Produkt. «Es gibt eine direkte Korrelation zwischen der Fondsgrösse und der Performance», sagt Martin Bürki. Und die Korrelation ist negativ. Je grösser die Fonds, desto schlechter wird die Performance. Wird das zu verwaltende Vermögen zu gross, lassen sich die Strategien oft nicht mehr umsetzen. Will der Manager bei einem Zehn-Milliarden-Dollar-Fonds ein Prozent seines Depotvolumens austauschen, muss er Aktien im Wert von 100 Millionen verkaufen und anschliessend wieder kaufen. Oft gibt es gar nicht so viele Papiere auf dem Markt. Schnell werden meldepflichtige Beteiligungen erreicht.

Zudem treibt der Kauf von so riesigen Aktienpaketen schon während des Einstiegs die Kurse hoch. Immer mehr Hochfrequenzhändler liegen auf der Lauer. Viele haben ihre Geschäftsmodelle nur darauf ausgerichtet, solche grossen Käufer ausfindig zu machen und das Geschäft für den Fonds zu verteuern.

Zu gross für Rendite

Ein Grössenproblem hat die Fondsgesellschaft Carmignac. Weil sie sich in der Finanzkrise besonders gut schlug, schoss das verwaltete Vermögen von 33 auf 55 Milliarden in die Höhe. Doch seit 2010 liegt die Rendite deutlich hinter der Konkurrenz. Immer noch ist der Carmignac Investissement unter allen Fonds über zehn Jahre die Nummer eins. Doch davon sollte man sich nicht blenden lassen. Unter mehr als 600 in der Schweiz zugelassenen globalen Aktienfonds lagen die Franzosen 2014 an 430. Stelle.

Wie gross die Schiffe sein können, ohne unflexibel zu werden, ist je nach Markt unterschiedlich. Bei europäischen Large Caps sind Fondsvolumen mit drei bis vier Milliarden Euro noch steuerbar. Schweizer Blue-Chip-Fonds funktionieren grob gesagt bis zu einer Milliarde Euro gut. Bei Small- und Mid-Cap-Fonds liegt die Grenze allerdings schon bei 300 bis 400 Millionen.

Generell gilt die Regel: Je flexibler ein Fonds ist, desto besser. Bei dem Credit Suisse Select Swiss Equities geht die Flexibilität so weit, dass mit einem Teil des Geldes auch auf fallende Kurse gewettet werden kann. Fondsmanager Marcel Schibli schafft es so in unserem Ranking unter den Schweizer Aktienfonds auf den ersten Platz. Aus Sicht von zehn Jahren liegt Schibli unter den 165 hierzulande zugelassenen Schweiz-Fonds an dritter Stelle. Noch liegt Vontobel-Mann Mark Hänni in diesem langen Betrachtungszeitraum vorn. Doch nur wenn er am 15. Januar die richtigen Aktien gekauft hat, wird das auch noch in Zukunft so sein.

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