Die Fans von Elon Musk sind dafür bekannt, dass sie sich für Tesla einsetzen. Aber angesichts der aktuellen Talfahrt der Aktie ziehen sich selbst hartgesottene Tesla-Anhänger zurück.
Der jüngste Absturz der Tesla-Aktie war so extrem, dass Präsident Donald Trump am Montagabend intervenierte und sagte, er würde einen neuen Tesla kaufen, um Musk zu unterstützen. Der Elektroautobauer ist bisher in diesem Jahr der grösste Verlierer im S&P 500 Index.
Am Dienstag wählte Trump ein rotes Model S aus den Teslas aus, die vor dem Weissen Haus vorgeführt wurden. Die Aktie stieg im vorbörslichen Handel am Mittwoch um 2,3 Prozent. Damit ist das Papier auf dem besten Weg, nach dem 15-prozentigen Kurseinbruch vom Montag eine kleine Erholung einzuschlagen. Doch trotz Trumps Tesla-Beistand und Kurszerfall der Aktie, halten sich die Musk-Anhänger bei einem womöglich günstigen Aktienkauf zurück. Die Angst, dass das Blutbad an der Börse noch lange nicht vorbei ist, überwiegt.
Minus 52 Prozent seit Allzeithoch
Die Aktie ist nun 52 Prozent von ihrem Mitte Dezember erreichten Allzeithoch gefallen und hat alle Gewinne, die sie nach der Wahl von Donald Trump verzeichnete, wieder abgegeben. Damals setzten die Anleger darauf, dass Tesla von Musks engen Beziehungen zum neuen US-Präsidenten profitieren würde.
«Die Aktie wird derzeit mit Emotionen gehandelt, und der Abwärtsdruck gewinnt. In den nächsten dreissig bis sechzig Tagen kann die Aktie noch weiter fallen», sagte Brian Mulberry, Kundenportfoliomanager bei Zacks Investment Management, das ein Vermögen von rund 21 Milliarden Dollar verwaltet. Die Aktien von Tesla «können kurzfristig leicht auf 200 Dollar oder sogar darunter fallen».
Zacks hielt zum 31. Dezember mehr als 270’000 Tesla-Aktien, und Mulberry sagte, er könne sich vorstellen, dass die Aktie im nächsten Jahr wieder auf über 400 Dollar steigen könnte. Vorerst bleibt er aber an der Seitenlinie.
Damit ist er nicht allein. Da der Kurs in dieser Woche unter 230 Dollar gefallen ist, nachdem er vor weniger als zwei Monaten noch bei über 400 Dollar lag, haben viele Analysten an der Wall Street eine vorsichtigere Position eingenommen. Allein in der vergangenen Woche haben mindestens vier Analysten ihre Kursziele für Tesla gesenkt, während zwei andere langfristig optimistische Analysten vor schlechten Verkaufszahlen und einer «negativen» Stimmung warnten. Dennoch gibt es immer noch einige Analysten, die eine Kaufempfehlung aussprechen.
Musk-Fans verkaufen ihre Tesla-Aktien
Eine der wenigen unterstützenden Quellen waren die Kleinanleger, die zu den verlässlichen Fans von Musk gehören. Nach Angaben von Emma Wu, bei J. P. Morgan, haben diese Kleinanleger seit letztem Dienstag Tesla-Aktien im Wert von 2,8 Milliarden Dollar gekauft.
Doch die Kursverluste beginnen nun auch die Musk-Anhängerschaft zu schmerzen Der Verfasser eines der Top-Posts vom Dienstag im Reddit-Forum für Tesla-Händler schrieb: «Ich halte weiter an der Aktie fest, aber jetzt beginne ich an meiner Entscheidung zu zweifeln.»
Das Problem, mit dem die Anleger konfrontiert sind, ist, dass es nur wenige Ereignisse am Horizont gibt, die die Stimmung verbessern könnten.
So ist nicht damit zu rechnen, dass in absehbarer Zeit Updates zu Teslas vollständig selbstfahrendem Auto oder seinem Robotaxi veröffentlicht werden. Und Musks Beschäftigung mit dem Department of Government Efficiency (Doge) hat die Sorge aufkommen lassen, dass er zu sehr abgelenkt ist, um sein Autounternehmen zu führen.
Die starke Ablehnung von Elektrofahrzeugen durch die derzeitige republikanische Regierung bedeutet ein Problem für die Nachfrage in den USA. Und auch weltweit gehen die Tesla-Verkäufe zurück, wie Berichte aus China, Europa und Australien belegen. Vielerorts wird Musks zunehmendes Engagement in der Weltpolitik als schädlich für die Marke des Unternehmens angesehen.
Die Rückgänge waren so drastisch, dass mehrere Analysten ihre Schätzungen für die Auslieferungen im ersten Quartal gesenkt haben. Joseph Spak von UBS warnte am Montag, dass die aktuellen Gewinnerwartungen zu hoch erscheinen.
«Es gibt im Moment keinen Boden für diese Aktie»
Während diese Bedenken die Tesla-Aktie schon seit Anfang des Jahres belasten, verlor die Aktie in den letzten Wochen angesichts der wachsenden Unsicherheit über die Handelspolitik von Donald Trump und der Befürchtung einer Konjunkturabschwächung wirklich die Bodenhaftung, als die allgemeine Risikobereitschaft nachliess.
«Solange der Markt nicht bereit ist, Trump und Musk für ihre Bemühungen zu belohnen, wird die Aktie weiter sinken», so Adam Sarhan, Gründer von 50 Park Investments. «Es gibt im Moment keinen Boden für diese Aktie.»
Das Blatt hat sich für Tesla schnell gewendet. Nach der Wahl Trumps im November wurden die Tesla-Aktien schnell zu den grössten Nutzniessern dieses Sieges am Aktienmarkt. In nur etwas mehr als einem Monat stieg die Aktie um mehr als 90 Prozent, obwohl sich die Aussichten für das Geschäft des Unternehmens weiter verschlechterten.
Selbst nach dem Abflauen der Trump-Welle wird Tesla immer noch zu einem deutlich höheren Multiplikator als andere Mega-Cap-Unternehmen gehandelt. Die Aktien wurden zum Börsenschluss am Montag mit dem 75-fachen des voraussichtlichen Gewinns gehandelt, verglichen mit einem Durchschnittswert von 25 für die sogenannten Magnificent-Seven-Aktien, zu denen neben Tesla auch Apple, Alphabet, Nvidia, Amazon, Meta und Microsoft gehören. Das durchschnittliche S&P-500-Mitglied wird mit dem 20-fachen des Gewinns gehandelt.
Die hohe Bewertung und die Beliebtheit von Tesla bei Risiko- und Momentum-Händlern machen die Aktie anfällig für einen drastischen Ausverkauf. Aber sie bedeuten auch, dass eine Erholung, wenn sie denn eintritt, schnell und massiv sein kann.
Im Moment finden jedoch selbst die Bullen wenig, woran sie sich festhalten können.
«Tesla befindet sich im Moment im freien Fall, was es für diejenigen, die einen kurzfristigen Zeithorizont haben, schwierig macht, Dips zu kaufen», sagte Mark Newton, Leiter der technischen Strategie bei Fundstrat und ein Langzeit-Bulle für die Aktie. «Aber diejenigen, die versuchen, hier schnell zu verkaufen, um in ein paar Tagen wieder zu kaufen, spielen ein gefährliches Spiel.»
(bloomberg/dob)