Beinahe jede Woche sorgt derzeit eine andere Übernahme für Furore an den Märkten. So ist kürzlich der Software-Spezialist Demandware, welchen der frühere Intershop-Gründer Stephan Schambach 2004 ins Leben gerufen hatte, für 2,8 Milliarden Dollar von Salesforce übernommen worden. Ein lohnendes Geschäft: Die Offerte lag um rund 50 Prozent über dem Aktienkurs. Kuka-Aktionäre profitieren derzeit von einem milliardenschweren Kaufangebot aus China. 115 Euro blättert der asiatische Klimatechnikproduzent Midea für den Roboterhersteller hin. Es könnte aber noch mehr drin sein, denn die deutsche Politik möchte eine Dominanz der Chinesen im eigenen Land verhindern und sucht nach einem Alternativangebot aus Europa.
Die wohl höchsten Wellen auf dem Börsenparkett schlug zuletzt aber der angekündigte Kauf von Monsanto (ISIN US61166W1018) durch Bayer. Im vergangenen Jahr ist der Agrochemiekonzern noch selbst als Käufer aufgetreten und hat vergeblich versucht, die heimische Syngenta zu übernehmen, und nun sind die Amerikaner selbst zum Objekt der Begierde geworden. Doch zeigt sich das Management nicht angetan – es schmetterte die erste Offerte von 122 US-Dollar je Aktie ab. Die Leverkusener lassen aber nicht locker und signalisieren weiterhin Interesse. Der Poker um eine neue, höhere Offerte könnte den Monsanto-Kurs in den kommenden Wochen weiter antreiben. Risikobewusste Anleger spekulieren mit.
Actelion und Syngenta: Zwei Kaufkandidaten
Wir bereits erwähnt, konnte Syngenta zwar im vergangenen Jahr ihre Eigenständigkeit gegenüber Monsanto behaupten, eine Übernahme des Konzerns ist damit aber längst nicht vom Tisch. Denn kurz darauf ist ChemChina gekommen und hat ebenfalls ein Angebot abgegeben. Allerdings bedarf die Transaktion noch eines grünen Lichts von jeder Menge Behörden, welches bis dato noch nicht gegeben worden ist. Daher verlängerte Chemchina die Angebotsfrist nun bis zum 18. Juli. Die Unsicherheit, ob der Kauf genehmigt werden wird oder nicht, sorgt dafür, dass die Syngenta-Aktie deutlich unter dem Angebotspreis von 465 Dollar je Aktie notiert. Bei einem Scheitern werden sich wohl schnell neue Spekulationen breitmachen. Einschalten in den Kreis der Käufer könnte sich zum Beispiel der BASF-Konzern, dem Interesse an Monsanto wie auch an Syngenta nachgesagt wird.
Ebenfalls als Übernahmekandidat aus den heimischen Gefilden taucht Actelion (ISIN CH0010532478) immer wieder auf. Überhaupt ist in der Pharmabranche bezüglich M&A jede Menge geboten. «Satte» 168 Milliarden Dollar haben Pharmakonzerne im vergangenen Jahr weltweit für Fusionen und Akquisitionen ausgegeben. Im vergangenen Jahr waren es vor allem Shire und Gilead Sciences, welche Gerüchten zufolge die Nähe von Actelion gesucht haben, jüngst sind neue Namen, wie Johnson & Johnson, Bristol-Myers Squibb und Sanofi, als mögliche Bieter aufgetaucht. Actelion ist aber nicht nur aufgrund wiederkehrender Übernahmephantasien eine Spekulation wert, das Unternehmen entwickelt sich auch operativ bestens. Nicht ohne Grund steht der Valor mit einem Zugewinn von knapp einem Fünftel in diesem Jahr erneut auf dem Spitzenplatz im SMI.
Aixtron und Gamesa: Gefragte Technologien
Ebenfalls besser als der Markt entwickelte sich in diesem Jahr die spanische Gamesa (ISIN ES0143416115). Die Aktie weist derzeit ein Plus von 14 Prozent seit Silvester auf. Anfang Jahr sind Medienberichte dazu aufgetaucht, dass der Industrie-Riese Siemens seine Windkraft-Sparte mit jener des Konkurrenten vereinen möchte. Diese Verbindung würde weltweit den Branchenführer in diesem Bereich ergeben. Noch ist nichts passiert, doch angeblich loten Banken bereits eine mögliche Offerte aus. Würde es zu einem Angebot kommen, wäre dies die dritte grosse Übernahme in dieser Branche innerhalb kurzer Zeit.
Zu einer Gegenofferte könnte es derweil bei Aixtron (ISIN DE000A0WMPJ6) kommen. Nachdem der Fonds Fujian Grand Chip Investment den Aktionären des Spezialmaschinenbauers das Angebot von sechs Euro je Aktie – ein Aufschlag auf den durchschnittlichen Aktienkurs der vergangenen drei Monate von mehr als 50 Prozent – unterbreitet hatte, tauchten jüngst Gerüchte auf, dass ASML ebenfalls an den Deutschen interessiert sei. Dies so richtig in Erwägung ziehen, möchten Börsianer aber nicht. Zwar hat die Aktie im Zuge der Spekulation leicht angezogen, sie notiert aber weiterhin unter dem Angebot des chinesischen Investmentfonds.
Den M&A-Markt mit einem Tracker spielen
Wie die aufgeführten Beispiele zeigen, ist die deutsche Beteiligung an Übernahmen derzeit unzweifelhaft hoch. Anleger, die sich im Nachbarland engagieren, ihr Risiko aber streuen möchten, finden im Tracker (ISIN DE000HV7TPD2) der HypoVereinsbank auf den Solactive-German-Mergers-&-Acquisitions-Index eine adäquate Lösung. Mit Aixtron, Kuka und Wincor Nixdorf verbuchte das Zertifikat bereits drei Treffer in diesem Jahr. Dies lässt sich auch in der Kursentwicklung ablesen. Auf Sicht von zwölf Monaten liegt das Strategiepapier um mehr als 20 Prozentpunkte vor dem DAX. Insgesamt befinden sich 20 deutsche Titel in diesem Barometer. Die Zusammensetzung wird vierteljährlich angepasst, die Dividenden der Mitglieder werden in der Performance berücksichtigt.