Noch nie war die Lebenserwartung der Menschen so hoch wie heute. In der Schweiz liegt sie bei 83 Jahren. Bis Mitte des Jahrhunderts soll sie Experten zufolge weltweit um weitere vier Jahre ansteigen. Das Problem dabei: Die Rentensysteme sind in vielen Ländern umzureichend auf die wachsende Zahl von Pensionären eingestellt.
Auch in der Schweiz kommt die Altersvorsorge zunehmend unter Druck. Doch wie viel kostet der Ruhestand überhaupt und wie viel muss ich heute sparen? Diese Fragen sollten sich Schweizerinnen und Schweizer frühzeitig stellen. Denn viele wissen nicht, wie viel Geld sie später im Alter brauchen.
Während die Lebenshaltungskosten von Rentnern meist niedriger sind, etwa weil sie weniger konsumieren oder reisen, steigen die Gesundheitskosten mit zunehmendem Alter stark an. Rentner geben durchschnittlich 80 Prozent weniger Geld aus als während des Arbeitslebens.
Wie viel der Ruhestand kostet
Welchen Lebensstil man im Rentenalter haben will und wie viel Geld man dafür eigentlich braucht, sollten sich daher bereits jüngere Menschen überlegen. Die UBS hat das Budget eines Durchschnittspaars ohne Kinder analysiert und zeigt auf, wo Einsparungspotenzial besteht und wo Kostenfallen lauern.
Mit 25 Jahren geben Schweizerinnen und Schweizer durchschnittlich 4000 Franken im Monat aus. Danach steigen die Lebenshaltungskosten immer weiter an – Menschen geben mit Mitte 50 am meisten Geld aus: 7000 bis 8000 Franken im Monat.
Zu Rentenbeginn fallen die Ausgaben wieder in Richtung 6000 Franken, steigen ab Mitte 80 allerdings wieder an. Die Lebenshaltungskosten von Singles oder alleinstehenden Rentnern sind durchschnittlich 65 Prozent dessen, was Paare für das Leben ausgeben.
Mieten ist teurer als kaufen
Mieten sind der grösste Batzen, den wir im Laufe unseres Lebens ausgeben. Rund 30 Prozent des Einkommens gehen dafür drauf – auch im Rentenalter. Wohneigentümer sparen gegenüber Mietern 15 Prozent – allerdings nur wegen der derzeit sehr niedrigen Zinsen, aber trotz Kosten für Reparaturen und Unterhalt, die Mieter nicht zu zahlen haben.
Ältere Menschen leben häufig in grossen Wohnungen, auch nachdem die Kinder aus dem Haus sind. Doch hier lassen sich Kosten sparen. Und gerade altersgerechtes Wohnen geht ins Geld.
Die Gesundheitskosten sind ein weiterer grosser Posten, der im Laufe des Lebens steigt. Bis 50 Jahre zahlen Schweizerinnen und Schweizer unter 1000 Franken im Monat.
Danach steigen die Ausgaben rapide an, bis auf fast 3000 Franken im Alter von 95 Jahren, wenn neben mehr Medikamenten und Arztbehandlungen auch die Pflege hinzukommt. Die Pflegekosten werden sehr häufig unterschätzt. Daher sollten mögliche spätere Pflegekosten und höhere Gesundheitskosten schon frühzeitig eingeplant werden, so die Rentenexperten.
Einsparpotenzial durch Sharing Economy
Sharing Economy macht das Leben günstiger – zum Beispiel Wohnen in Wohngemeinschaften oder Carsharing. Sharing Economy könnte in Zukunft Einsparpotenzial bringen – der grösste Teil der Mobilitätskosten geht nämlich zulasten des persönlichen Autos. Zudem werden Autos häufig geleast statt gekauft. Doch Leasen ist sehr viel teurer und damit eine Kostenfalle.
Auch bei Lebens- und Genussmitteln lässt sich sehr viel sparen. Dabei gehen auswärts essen und trinken am meisten ins Geld. Gemessen am gesamten Ausgabenkorb ist der Anteil zwar relativ klein und nimmt mit zunehmendem Alter ab, weil weniger konsumiert wird. Für Reisen im eigenen Land geben Schweizerinnen und Schweizer mehr aus als für private Flugreisen.
Zwischen 10 und 15 Prozent der Gesamtausgaben eines Schweizer Haushalts gehen an den Fiskus. Die Steuerlast sinkt im Rentenalter allerdings nur um 10 bis 20 Prozent. Auch die Altersvorsorge ist Teil der Lebenshaltungskosten. Einzahlungen in die erste und zweite Säule sowie die Säule 3a machen für ein Durchschnittspaar etwa 20 Prozent der Gesamtausgaben aus.
Vorsicht Inflation
Doch auch wenn die Ausgaben im Ruhestand zunächst geringer sind – berechnet man den künftigen Bedarf heute, wird die Inflation nicht berücksichtigt. Das böse Erwachen kommt dann erst im Ruhestand. Zwar ist die Inflation derzeit sehr tief. Aber auch niedrige Inflationsraten machen sich über 30 Jahre bemerkbar. Zumal die Inflation in der AHV derzeit zwar noch kompensiert wird; doch in Zukunft könnte dieser Ausgleich wegfallen. Und die Pensionskassen-Renten werden ohnehin nicht angepasst.
Die Experten der UBS schätzen, dass mit der Inflation die Lebenshaltungskosten in Zukunft dieselben sein werden wie auf dem Höhepunkt von 55 Jahren. Grundsätzlich empfehlen sie, in den ersten Rentenjahren mit der staatlichen Pension auszukommen und die privaten Ersparnisse für später einzusetzen, wenn die Gesundheits- und Pflegekosten die Ausgaben wieder in die Höhe treiben.
(mlo)