Seit Wochen kennt der Kurs der wichtigsten Kryptowährung Bitcoin nur eine Richtung – nach oben. Zuletzt hat sich der Anstieg nochmals beschleunigt. Seit Anfang dieses Jahres verbucht Bitcoin einen Wertzuwachs von mehr als 900 Prozent. Kein Wunder, dass auch viele Privatanleger mittlerweile aufgesprungen sind und in kurzer Zeit viel Geld verdienen wollen – zumal solche kurzfristigen hohen Kurssteigerungen am Aktienmarkt kaum zu holen sind.
Allerdings wurde die Bitcoin-Rally in der Vergangenheit immer mal wieder jäh unterbrochen – mit sehr hohen Kursverlusten innerhalb von kurzer Zeit. Das könnte sich schon bald wiederholen, denn es gibt nicht nur begeisterte Anhänger von Bitcoin, sondern auch viele Skeptiker. Ohnehin vermuten viele Beobachter, dass die gigantische Bitcoin-Blase bald zum Platzen kommt.
Mit Derivaten auf sinkende Kurse setzen
Wer davon ausgeht, dass es mit den Bitcoins rasant nach unten geht, für den war es bisher nicht so leicht, auf sinkende Kurse zu spekulieren. So gab es einzig einige Bitcoin-Börsen, bei denen man Bitcoins leer verkaufen konnte - via so genanntes Margin Trading. Anders als etwa im Aktienmarkt, wo es für Anleger schon lange üblich ist, dass sie mit Derivaten auf fallende Aktienkurse setzen können, existierte diese Möglichkeit über Derivate bisher nicht in der Bitcoin-Welt.
Das ändert sich nun. So gibt es seit wenigen Tagen für alle Anleger die Möglichkeit auf fallende Bitcoin-Kurze zu wetten.
Die Bank Vontobel hat einen Short-Minifutures auf Bitcoin lanciert (ISIN CH0389658938). Damit können Anleger überproportional von Bitcoin-Kursverlusten profitieren, sofern der Stopp-Loss-Level von 14'990 Dollar je Bitcoin nicht verletzt wird. Sonst würde das Produkt frühzeitig mit hohem Verlust zurückbezahlt. Im Gegensatz zu gängigen Mini-Futures, die keine Laufzeitbegrenzung kennen, verfällt das Strukturierte Produkt spätestens am 11. Juli 2018.
Zusätzlich hat sich Vontobel als Emittentin eine sogenannte Absicherungsstörung ausbedungen. Im Kleingedruckten des Strukturieren Produkts ist nachzulesen, dass Vontobel das Zertifikat jederzeit nach eigenem Ermessen aufkündigen kann. Der Hintergrund ist möglicherweise, dass der Optionsmarkt für Kryptowährungen erst entsteht. Somit ist ein jederzeit liquider Handel nicht garantiert.
Auch Leonteq hat ein Produkt am Start
Doch nicht nur Vontobel, sondern auch der Rivale im Struki-Geschäft, Leonteq, hat ein Zertifikat emittiert, dass es erlaubt, auf sinkende Bitcoin-Kurse zu setzen (ISIN CH0372703527). Dieses Produkt verfällt bereits am 12. Januar 2018, falls zuvor der Stop-Loss-Level von 15'620 Dollar je Bitcoin berührt oder überschritten wird.
Auch Leonteq hat ein paar Klauseln festgelegt, die zu einer frühzeitigen Rückzahlung führen wie etwa im Fall eines Illiquiditäts- und eines Hard-Fork-Events. Letzteres bezeichnet vereinfacht gesagt eine Aufspaltung von Bitcoin in mehrere Währungen.
Wichtig für alle Bitcoin-Anleger: Grundsätzlich sind solche Produkte mit hohen Verlustrisiken verbunden und nur für sehr versierte Anleger geeignet, die auch einen Totalverlust der investierten Summen problemlos verkraften können.
Auch wenn es etwas in Vergessenheit geraten sein mag: Bei Strukturierten Produkten tragen Anleger immer auch das Emittentenausfallrisiko – es droht also ein Totalverlust des Investments, falls Vontobel oder Leonteq insolvent würden. Das ist allerdings viel weniger wahrscheinlich, als dass der jeweilige Stop-Loss-Level erreicht wird.
(Eine frühere Version dieses Textes wurde ergänzt um den Hinweis auf die Möglichkeit des Margin-Tradings.)