Immer mehr Anleger richten Anlageentscheidungen an breitere gesellschaftliche Ziele aus und möchten, dass Investitionen positive und messbare soziale oder ökologische Wirkung entfalten und dabei gleichzeitig eine Rendite erzielen. Gleichzeitig nimmt daher die Nachhaltigkeitsberichterstattung durch Unternehmen seit der Einführung der sogenannten Global Reporting Initiative (GRI) im Jahr 2000 erheblich zu. GRI hilft Unternehmen weltweit, ihre Auswirkungen auf Nachhaltigkeitsthemen wie Klimawandel, Menschenrechte, Governance und soziales Wohlergehen abzubilden und zu kommunizieren.

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Markt für nachhaltige Anlagen wächst kontinuierlich

Mehr als 80 Prozent der weltweit grössten Unternehmen nutzen GRI-Standards. Allein in der Schweiz veröffentlichten für 2017 42 der 50 grössten börsennotierten Unternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht, und viele erstellen aktuell den Bericht für 2018. Der Markt für nachhaltige Anlagen wächst kontinuierlich und gleichzeitig verbessert sich die Qualität der Berichterstattung. Neue Techniken, die auf maschinellem Lernen basieren, können wertvolle Erkenntnisse liefern und ergänzen die herkömmliche Finanzberichterstattung.

Ursprünglich als «notwendiges Übel» betrachtet, ist die Offenlegung von Informationen zur Nachhaltigkeit ein wesentliches Element der Berichterstattung geworden. Für Unternehmen, die über ein relativ gutes Nachhaltigkeitsprofil verfügen, kann sie ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal sein. Aber kann die Nachhaltigkeitsberichterstattung auch Finanzierungskosten für Unternehmen senken?

Nachhaltigkeitsberichterstattung kann langfristig Finanzierungskosten für Unternehmen senken

Verschiedene Studien zeigen, dass eine Verringerung der Informations-Asymmetrie durch transparente Nachhaltigkeitsberichterstattung zu niedrigeren Finanzierungskosten führen kann. Grundsätzlich gilt, je geringer die Informationsasymmetrie zwischen Anleger und Unternehmen, desto weniger müssen allfällige Risiken durch Anleger in der Preiskalkulation berücksichtigt werden. Dies kann in der Konsequenz zu einer Verringerung der Kapitalkosten für Unternehmen führen.

Der Nachweis unmittelbarer Auswirkungen gestaltet sich schwierig, Nachhaltigkeitsberichte und integriertes Reporting können mittel- und langfristig jedoch die Finanzierungskosten senken, bedingt durch zwei Hauptfaktoren: Die Verfolgung eines nachhaltigeren Geschäftsmodells und eine Verringerung der Informationsasymmetrie durch höhere Transparenz

Diese Transparenz ermöglicht es sowohl Kreditnehmern als auch -gebern, fundierte Entscheide zu treffen. Mit einer hohen Wahrscheinlichkeit kann Nachhaltigkeitsberichterstattung also Transparenz und Effizienz und somit auch die Fähigkeit von Unternehmen, langfristiges Kapital zu besseren Konditionen anzuziehen, erhöhen. Und dies in einem Umfeld, in dem die Nachfrage nach nachhaltigen Anlagemöglichkeiten wächst. So beträgt der weltweite Markt für sozial verantwortliches Investieren (sogenanntes SRI) derzeit fast 23 Billionen US Dollar. Nachhaltigkeitsberichterstattung wird auch zunehmend für Asset Manager wichtiger, um geeignete Anlagen zu finden. Dies kann Unternehmen, die ein starkes Nachhaltigkeitsprofil vorweisen, zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten bieten.

Die Einbeziehung von Nachhaltigkeitsberichterstattung in den Anlageprozess kommt auch Anlegern zugute. Das Nachhaltigkeitsreporting führt zu zusätzlichen Erkenntnissen in Bezug auf Positionierung, Management, Betriebseffizienz, Umwelt- und andere potenzielle Risiken, was letztendlich zu besseren Investitionsentscheidungen führen kann. Aktuelle Studien und Performancedaten legen beispielsweise nahe, dass die Integration von Nachhaltigkeitsthemen sich besonders positiv auf die Renditen in Emerging Markets auswirken. Ein Vergleich annualisierter Renditen seit 2012 zeigt, dass die auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Anleihen- und Aktienindizes in den Schwellenländern besser abschneiden als der Standardindex, und dies bei vergleichbarer Volatilität. Angesichts der relativen Informationsineffizienz in Emerging Markets scheint dies nicht überraschend, denn die Analyse der Nachhaltigkeitsberichterstattung liefert zusätzliche Informationen, die traditionelle Finanzkennzahlen ergänzen.

Immer mehr Investmentmanager entwickeln hauseigene Analysetools, um Anleihen auf der Grundlage der Nachhaltigkeitsberichterstattung des Emittenten und Berichten Dritter zu beurteilen – etwa Green oder Sustainable Bonds. Diese internen Tools stützen sich häufig auf Industriestandards der International Capital Market Association (ICMA), die die weithin akzeptierten Green- und Sustainable Bonds-Prinzipien erstellt hat. Es gibt eine Reihe von Analysetools, die Nachhaltigkeits- und Finanzberichterstattung kombinieren. Mit Blick auf Schwellen- und Entwicklungsländer sind lokales Know-how und ein detailliertes Verständnis, wie unterschiedliche Risiken diese Märkte und relevante Unternehmen beeinflussen können, von entscheidender Bedeutung. Erfolgreiche Investoren kombinieren daher eine detaillierte, fundamentale Analyse mit lokalem Wissen und können so von Investitionsmöglichkeiten in den am schnellsten wachsenden Märkten der Welt profitieren.

Investitionsbarrieren können durch Nachhaltigkeitsberichterstattung gesenkt werden

Die durch die Nachhaltigkeitsberichterstattung erhöhte Transparenz erweitert das Anlageuniversum und verringert Investitionsbarrieren. Dies gilt auch für Unternehmen: Je mehr ein Unternehmen klare und transparente Informationen zu finanziellen und Nachhaltigkeitsergebnissen liefern kann, desto höher wird es in den Bewertungsverfahren von potentiellen Investoren punkten.

*Philipp Müller, Head of Investment Solutions, BlueOrchard Finance Ltd