Nächste Woche geht Sensirion an die Schweizer Börse. Das Unternehmen gehört bislang nicht zu den bekannten Namen in der Schweizer Wirtschaft – obwohl seine Technologie in jedem dritten neuen Auto steckt. Sensirion stellt Sensoren her, die in der Kabine die Feuchtigkeit und die Temperatur für die Klimaanlage messen.
Seine Produkte kommen beispielsweise auch in Kühlschränken, Anti-Schnarch-Geräten (CPAP) oder Pipelines zur Anwendung. Sensoren von Sensirion erkennen nicht nur Temperatur und Feuchtigkeit, sondern auch Feinstaub, den Druck in Rohrleitungen oder den CO2-Anteil.
Zu den Kunden zählen Firmen wie Nest vom Google-Konzern Alphabet: Der Smarthome-Anbieter bezieht Thermostaten, welche im vernetzten Zuhause das Raumklima steuern. «Wir liefern die Temperatur- und Feuchtigkeitssensoren, Nest verbindet sie noch mit seiner Software und fügt sie in ein Gehäuse ein», sagt Sensirion-CEO Marc von Waldkirch.
Letztes Jahr hat Sensirion einen Umsatz von 148 Millionen Franken erzielt, die Betriebsgewinnmarge belief sich auf 18 Prozent. Seit 2015 hat das Zürcher Unternehmen die Verkäufe – auch dank einer Übernahme – um rund einen Achtel gesteigert. Es sind eindrückliche Zahlen für einen erst 20 Jahre alten Konzern. Firmengründer Moritz Lechner und Felix Mayer wagten 1998 noch während ihrer Doktorarbeit an der ETH Zürich den Schritt in die Selbstständigkeit.
Nun bringen sie ihren Konzern nächste Woche am Donnerstag an die Börse. Der bekannte Investor Gottlieb Knoch, dem heute die Mehrheit gehört, trennt sich vom Grossteil der Aktien. 57 bis 58 Prozent der Titel werden an der Börse platziert, Sensirion erhält so bis zu einer halben Milliarde Franken zusätzliches Kapital. Den Anlegern macht der IPO-Kandidat ehrgeizige Versprechen. In nächster Zeit will Sensirion den Umsatz jährlich um 10 bis 15 Prozent steigern, die EBITDA-Marge soll bis zu 20 Prozent erreichen.
Rund ein Drittel der Titel bleiben in Hand der Firmengründer und anderer Grossaktionäre. Und auch viele der über 700 Mitarbeitenden sollen vom Börsengang profitieren: Etwa 10 Prozent der Aktien sind für sie vorgesehen.
Samsung kippte Angebot
Sensirion ist eine Erfolgsstory. Trotzdem gab in der jungen Firmengeschichte auch einen grossen Rückschlag vor fünf Jahren: Smartphonehersteller Samsung verzichtete nach einem Jahr auf den Temperaturmesser, für den Sensirion die Sensoren geliefert hatte. Wahrscheinlich hätten Handynutzer wenig Bedarf für diese Funktion, sagt CEO Marc von Waldkirch. «Es interessiert sie nicht wirklich, was für eine Temperatur sie in der Hosentasche haben.» Dennoch glaubt Sensirion weiter an das Geschäft mit den Handyherstellern. Künftig wollen die Zürcher ihnen die Technologie für Alkoholtests oder Luftmessungen liefern.