BILANZ: Herr Studer, hat der junge Finanzzweig der strukturierten Produkte wegen der Börsenbaisse bereits ein Imageproblem?

Roger Studer: Nein. Gerade in dieser Phase hat sich vielmehr gezeigt, dass strukturierte Produkte für Anleger sehr sinnvolle Instrumente sind.

Haben also die von der Finanzkrise betroffenen strukturierten Produkte wie CDO auf die Produkte, wie wir sie bei uns kennen, nicht abgefärbt?

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Strukturierte Kredite, wie sie nun in den Schlagzeilen stehen, sind ganz etwas anderes als strukturierte Produkte. Von den ungefähr 24  000 kotierten Produkten in der Schweiz fällt kein einziges in diese Kategorie.

Wie sind bisher die Reaktionen der Kunden ausgefallen, die sich mit Aktienlieferungen oder enttäuschenden Renditen konfrontiert sehen?

Aufgrund der geringen Reaktionen dürfen wir davon ausgehen, dass die Anleger die Produkte, in welche sie investiert haben, und die damit verbundenen Risiken verstehen. Ausbildung, Aufklärung sind dem Verband der strukturierten Produkte wie auch der Bank Vontobel seit Jahren ein Anliegen.

Wo sehen Sie noch Erklärungsbedarf?

Strukturierte Produkte entbinden Anleger nicht von der Aufgabe, eine Anlagestrategie ihrer Risikofähigkeit entsprechend zu definieren. Der isolierte Kauf eines einzelnen Produkts ist bestimmt nicht die erfolgbringende Strategie. Auch müssen Klumpenrisiken vermieden werden, indem zum Beispiel plötzlich aus verschiedenen Produkten der gleiche Basiswert ausgeliefert wird.

Begreifen Anleger überhaupt die zum Teil komplizierten Optionsstrategien, auf denen solche Produkte basieren?

Investoren müssen nicht die einzelnen Komponenten verstehen, sondern wie sich das Produkt während und am Ende der Laufzeit verhält. Das ist wie bei einem Medikament: Man kennt den genauen Inhalt nicht, aber die Wirkung. Ebenfalls wichtig ist die Qualität des Produkte-Emittenten. Wer diese Einschätzung nicht selber machen kann oder will, wendet sich wie bei anderen Finanzanlagen an einen kompetenten Anlageberater.

Haben strukturierte Produkte somit ihre Bewährungsprobe bestanden?

Wer letzten Sommer seine Aktienquote reduzierte und dafür strukturierte Produkte erwarb, ist sicher gut gefahren. Besonders gut natürlich mit Kapitalschutzprodukten oder Rohstoffen, die ohne strukturierte Produkte vorher gar nicht zugänglich waren. Auch Renditeoptimierungsprodukte mit einer Barriere haben dank dem Zins besser abgeschnitten als die direkte Anlage in die entsprechenden Aktien.

In der Börseneuphorie haben die wenigsten Anleger ihr Risiko reduziert.

Strukturierte Produkte haben das Verhalten der Anleger noch nicht nachhaltig beeinflusst. Mit den neuen Möglichkeiten, welche diese Produkte bieten, könnte ich mir aber längerfristig durchaus eine Veränderung vorstellen.

Interview: Hansjörg Ryser

Roger Studer leitet sei Jahresanfang das Investment Banking der Bank Vontobel. Zuvor war er in diesem Bereich für die Financial Products verantwortlich. Der 41-Jährige ist zudem Präsident des vor zwei Jahren gegründeten Verbands strukturierter Produkte (SVSP).

Der zweite Teil des Interviews folgt in der nächsten BILANZ-Ausgabe vom 2. April.