Der Verkauf der Tesla-Beteiligung in Höhe von fast 800 Millionen Dollar durch den Stuttgarter Autohersteller wirft Fragen auf. Eine davon: Wie zukunftsfähig ist das Geschäftsmodell des oft gefeierten Herstellers von Elektroautos? Zwar betont Daimler, dass weder die Strategie für emissionsfreies Fahren noch die Zusammenarbeit mit den Amerikanern in Frage stünden. Doch die negativen Nachrichten zu Tesla häufen sich.
Zuletzt enttäuschte Tesla Anfang Oktober mit dem zuvor als Weltsensation angekündigten Modell P85D. Statt dem erwarteten Durchbruch beim autonomen Fahren – D sollte angeblich für «Driverless» stehen – brachte das neue Modell des Luxus-E-Autos lediglich einen neuartigen Allradantrieb mit zwei Motoren, sowie einige Assistenzsysteme. Ein echter Autopilot scheint dagegen weiter nicht in Sicht.
Direktverkauf wird untersagt
Sorgen bereitet auch der Vertrieb. Anfang Monat verabschiedete das Parlament des US-Bundesstaates Michigan eine Gesetzesänderung, die dem Direktverkaufsmodell von Tesla entgegensteht. Etliche weitere Bundesstaaten verbieten ebenfalls den direkten Verkauf von Autos, um die Händler zu schützen. Akut gefährdet sind durch diese Regelungen aber die Tesla-Showrooms. Nach dem neuen Gesetz dürfe Tesla «nicht einmal etwas über Autos erzählen», kritisierte der Konzern.
Wenig überraschend ist daher, dass auch die Aktie von Tesla derzeit einen Abwärtstrend erlebt. Dies nachdem sie in einem Jahr von einem Tiefstand von 116 Dollar im November 2013 auf vorübergehend rund 290 Dollar gestiegen war. Im Zuge der aktuellen Korrektur an den Börsen ist der Kurs aber binnen weniger Wochen um etwa 20 Prozent eingebrochen.
Daimler löst 780 Millionen Dollar
«Wir sind mit der Entwicklung unserer Beteiligung an Tesla ausserordentlich zufrieden», teilte Daimler in der Mitteilung zum Ausstieg mit. Doch warum verkauft der Autobauer dann? Die Stuttgarter waren 2009 bei Tesla eingestiegen – als die Firma noch ein unbekanntes Startup-Unternehmen war. Ursprünglich hatten die Deutschen 9,1 Prozent am E-Auto-Hersteller gehalten. 40 Prozent davon waren indes schon 2009 an die Aabar Investments PJSC in Abu Dhabi veräussert worden. Und seit dem Börsengang 2010 hat sich die Beteiligung von Daimler auf die nun verkauften vier Prozent reduziert.
«Für unsere Partnerschaft und Zusammenarbeit ist eine Finanzbeteiligung an Tesla aber nicht notwendig», sagt nun Daimler-Finanzchef Bodo Uebber. So habe auch Tesla die Möglichkeit sich einer breiteren Investorenbasis zu öffnen. Tesla wollte die Transaktion bisher aber nicht kommentieren. Klar ist allerdings, dass sich der Verkauf für Daimler positiv auf den Gewinn auswirken wird. Der Effekt auf den Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) liege für das Gesamtjahr 2014 bei etwa 780 Millionen Dollar, schreiben die Deutschen.
Ausstieg von Toyota zeichnet sich ab
Auch wenn Tesla für Daimler «ein Baustein unserer Aktivitäten auf dem Gebiet der Elektromobilität» bleiben soll, stellt sich doch die Frage, wie stark andere Investoren noch an Tesla glauben. So werden beispielsweise Tesla und Toyota ihre Vereinbarung zum Verkauf von Batterien voraussichtlich in diesem Jahr auslaufen lassen.
Der japanische Autoriese hatte 2010 rund 50 Millionen Dollar in Tesla investiert und hält zu Zeit noch rund 2,4 Prozent der Aktien. In den letzten Monaten haben aber Toyota-Manager laut Medienberichten grundsätzliche Zweifel an der Zukunft von Elektroautos geäussert. Nach ihrer Ansicht sind Wasserstoff-Brennzellen eher geegnet, dereinst Benzin und Diesel zu ersetzen.
Vom Juniorpartner zum Konkurrenten
Derart grundsätzliche Kritik hat man von Daimler indes noch nicht gehört. «Wir verfolgen unsere Strategie für emissionsfreies Fahren konsequent», lässt sich Verwaltungsratschef Dieter Zetsche zitieren. «Ein Baustein sind elektrisch angetriebene Fahrzeuge.»
Daimler verfügt nach eigenen Angaben inzwischen über das branchenweit grösste Portfolio an Elektrofahrzeugen. Man habe seit 2009 viel von Tesla gelernt, sagt Verwaltungsrat Thomas Weber. Es ist aber klar, dass aus dem Startup von Geschäftsleiter Elon Musc für Daimler inzwischen ein echter Konkurrent herangewachsen ist. Und diese Tatsache wurde in Stuttgart offenbar stärker gewichtet als die vielbeschworene «Partnerschaft und Zusammenarbeit».