Die Performance überzeugt: Mit Meyer Burger und AMS waren zwei der fünf vor drei Jahren von der Redaktion empfohlenen Titel mit guter relativer Stärke abgeschossen. Während damals Perrot Duval, Gurit und von Roll in den folgenden sechs Monaten mehr oder weniger nicht vom Fleck gekommen sind, brachten der Photovoltaik-Spezialist und der Halbleiterkonzern Kursgewinne von 50 und sogar von 70 Prozent!
Daraus errechnet sich eine Gesamtperformance der fünf Titel von 25 Prozent in nur sechs Monaten! Der SPI brachte damals im selben Zeitraum nur ein Plus von fünf Prozent. Das Erfolgsgeheimnis? Die Redaktion hatte sich bei Empfehlung an einer guten alten Börsenweisheit orientiert: The trend is your friend! Das heisst: Wer auf den Trend setzt, macht richtig Kasse.
Starkes Momentum, hoher Gewinn
Die Vorgehensweise ist einfach: Wer auf einen Trend setzt, natürlich einen Aufwärtstrend, der wählt Aktien mit einem starken Momentum, die seit einiger Zeit besser laufen als der breite Aktienmarkt. Diese Trendstärke zeigt, ob sich eine Aktie in der Vergangenheit überdurchschnittlich gut entwickelt hat. Wer Titel mit starkem Momentum wählt, kann aber nicht nur wie im Beispiel oben mit den fünf Titeln besser abschneiden als der Markt, sondern generell.
So bringen es US-Aktien im MSCI USA Momentum-Index in den letzten 15 Jahren seit August 2005 auf ein Plus von rund 390 Prozent und haben sich damit fast verfünffacht. Der breite US-Aktienmarkt mit dem MSCI USA kommt dagegen nur auf einen Gewinn von rund 270 Prozent und hat sich damit nicht ganz vervierfacht.
Outperformance verglichen mit dem breiten Aktienmarkt
Auf Sicht von fünf Jahren bringt der MSCI USA Momentum ein Plus von durchschnittlich 15,3 Prozent pro Jahr, der MSCI USA kommt nur auf 11,6 Prozent. In den letzten zehn Jahren lag die Performance der Momentum-Strategie bei 17,4 versus 14,0 am breiten Aktienmarkt und in den letzten 26 Jahren seit Start des Momentum-MSCI USA im Juni 1994 beträgt die Performance jährlich 13,8 versus 10,2 Prozent im MSCI USA.
Die Spekulation auf das Momentum basiert auf der Annahme, dass sich Aktien, die in einem seit längerem etablierten Trend sind, auch noch für einige Zeit in diese Richtung laufen werden. Auf diese Trendkontinuität setzt auch Robert Levy mit seiner Aktienauswahl nach dem RSL-Wert.
Relative Stärke RSL: So funktioniert die Strategie
In seiner Untersuchung von Kursverläufen von 200 US-Aktien im Zeitraum 1960 bis 1965 fand der Börsenexperte 1966 heraus, dass Aktien in den folgenden Wochen und Monaten umso besser laufen, umso weiter ihr RSL über 1 liegt. Levy teilt bei seiner Strategie den aktuellen Kurs durch den Durchschnittskurs der vorausgehenden 26 Wochen.
Ein RSL von über 1 signalisiert in Prozent, wie weit eine Aktie über ihrem gleitenden Durchschnitt – in diesem Fall von 26 Wochen oder 180 Tagen – liegt und ist ein Kaufsignal. Ein RSL-Ranking zeigt Anlegern dann, wie sich mehrere Aktien in der Vergangenheit zum Beispiel in den letzten 26 Wochen entwickelt haben. Ganz oben im Ranking stehen die Gewinner-Aktien, die am besten gelaufen sind.
Immer mehr Anleger springen auf den fahrenden Zug auf
Bei anderen Momentum-Strategien wird ähnlich vorgegangen. Auch dort wird der aktuelle Kurs durch einen älteren Kurs geteilt. Die Erklärung für anhaltende Trends ist, dass sich beispielsweise gute Unternehmensdaten und positive Meldungen über einen längeren Zeitraum in steigenden Kursen bemerkbar machen.
Dazu kommt auch zyklisches Anlageverhalten vieler Börsianer, die erst nach und nach bei steigenden Kursen auf einen fahrenden Zug aufspringen. Aber wie bei jeder Strategie kann es auch bei Momentum oder RSL einen Trendbruch geben. Deshalb setzen Anleger nie alles auf eine Karte, sondern auf mehrere Einzelwerte.
Im SPI weisen derzeit zwei Titel einen ungewöhnlich hohen RSL auf. Da ist zum einen Perfect Holding mit einer relativen Stärke von 3,79 und dann noch Relief Therapeutics. Der Spezialist für die Entwicklung Pharmazeutika bringt es auf einen RSL von starken 5,37!
RSL: Das sind die Gewinneraktien im SPI
Einen RSL zwischen 1,47 und 1,49 und damit ein klares Kaufsignal liefern Arundel, Addex Pharma, Meyer Burger, Ascom und Cassiopea. Bachem Holding weist einen RSL von 1,59 aus. Mit einer relativen Stärke von 1,41 findet sich zuletzt noch WISeKey unter den Top Ten der performancestärksten Titel im SPI in den letzten 26 Wochen.
Anleger, die auf Momentum setzen, rechnen damit, dass ein Portfolio aus den genannten Titeln oder zum Beispiel auch nur der Top Five in den nächsten Wochen und Monaten den breiten Aktienmarkt outperformen wird.
Nasdaq: Tech-Aktien laufen besonders stark
Der RSL im SPI liegt derzeit übrigens bei 1,04 und rät damit grundsätzlich zum Einstieg. Deutlich mehr Momentum haben allerdings Tech-Aktien im Nasdaq 100. Der Index zeigt einen RSL von 1,26, liegt damit also 26 Prozent über seinem gleitenden Durchschnitt der letzten sechs Monate. Extreme Ausreisser wie im SPI Perfect Holding und Relief Therapeutics finden Anleger im Tech-Index aber nicht.
Mit einem vergleichsweise bescheidenen Wert von 2,03 führt nämlich Tesla das Relative-Stärke-Ranking an. Mit Werten zwischen 1,32 und 1,46 weit abgeschlagen, aber immer noch mit einem klaren Kaufsignal, folgen in aufsteigender Reihenfolge: Lululemon Athletica, MercadoLibre, Pinduoduo, Workday, Apple, AMD, NVIDIA, JD.com und Zoom Video Communications.
Auch bei diesen Top-Gewinnern im Nasdaq der letzten 26 Wochen könnte sich der Einstieg noch lohnen. Wir halten Sie auf dem Laufenden. Der MSCI USA Momentum übrigens lässt sich mit einem ETF spielen (ISIN: IE00BD1F4N50). Seit den Tiefs im März konnte das Indexzertifikat bereits 60 Prozent zulegen.