Den schönsten Edelstein in der steinernen Krone der Welt», nannte Goethe vor über zweihundert Jahren die Stadt Prag. Und bis heute verdreht die tschechische Hauptstadt so manchem Besucher den Kopf. Prag steht für Musik und Mittelalter, Kafka und Knödel, Bierstuben und Ballett. Das Freizeitangebot in der Stadt an der Moldau erscheint grenzenlos.
Allein drei Opern hat Prag zu bieten, unzählige Theater, Museen und Jazzclubs. Hinzu kommt ein traditionell lebhaftes Nachtleben mit Restaurants mit böhmischen Spezialitäten, Kneipen, Bars und Discotheken. Wer sich hier nicht amüsieren kann, ist selbst schuld.
Weltberühmt ist vor allem Prags Altstadt. Mit den kleinen Gassen, den Denkmälern und den historischen Gebäuden wurde sie von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt. Kein Wunder, dass sich die Leute um Wohnungen in diesem Quartier reissen. Dennoch sind die Immobilienpreise in Tschechien im Schnitt immer noch 40 Prozent niedriger als in der EU. Für eine kleine Wohnung im Zentrum von Prag werden rund 150 000 Franken verlangt. Im Vergleich dazu zahlt man für eine entsprechende Bleibe im Umkreis von Paris fast eine halbe Million.
Auch in den ersten Wochen nach dem EU-Beitritt sind die Preise keinesfalls rasant gestiegen. Es hatte ohnehin niemand erwartet, dass Prag bald das Niveau westeuropäischer Städte erreichen würde, weil die Kaufkraft in Westeuropa immer noch um ein Vielfaches höher ist als in Tschechien. Doch das Interesse der Ausländer, Wohnungen in Prag zu kaufen oder zu mieten, wächst. Dadurch werden die Preise in Zukunft sicher steigen.
Gegenwärtig zählen Deutsche, Italiener und Russen zu den grössten Immobilienkäufern in der Hauptstadt Tschechiens. «Schweizer sind etwa auf Platz sieben», sagt Jürg Zwahlen, Geschäftsführer der amerikanisch-schweizerischen Immobilienfirma Impact-Corti. Zwahlen hat beobachtet, dass immer mehr Ausländer Stadtwohnungen in Prag kaufen und drei bis vier Monate im Jahr dort verbringen: «Prag ist wieder eine Weltstadt geworden. Wir haben Kunden im obersten Segment, die Appartements in New York, Paris und München besitzen. Solche Leute wollen jetzt auch eine Wohnung in Prag haben.»
Tschechien ist im Ausland neben Prag und dem guten Bier vor allem für eines berühmt: die Thermen. Karlsbad, Marienbad, Johannesbad – hierher reist man seit Jahrhunderten, um sich im heilsamen Nass zu entspannen und verwöhnen zu lassen. Der grösste und bedeutendste Kurort Tschechiens ist Karlsbad im Nordwesten des Landes nahe der deutschen Grenze. Die Stadt, die 1350 von Karl IV. gegründet wurde, ist in eine romantische Hügellandschaft gebettet und lädt mit ihren kilometerlangen Waldwegen zu Spaziergängen ein. Im Ort selbst flaniert man entlang der historischen Kolonnaden und Heilbäder. «In Karlsbad sieht es aus wie in Baden-Baden, nur schöner», beschreibt Gerhard Behringer von FBL Immobilien den Kurort.
Obwohl in Karlsbad bereits sehr viel renoviert wurde, zahlreiche Luxushotels eröffnet und schon viele Ausländer hier Immobilien erworben haben, sind die Preise noch nicht explodiert. Vor allem in den Randgebieten und ausserhalb der Kurorte sind Ferienhäuser noch erschwinglich. «Ein komplett renoviertes 120 Quadratmeter grosses Haus mit Whirlpool, Sauna und jedem Luxus kann man bereits für 30 000 Franken erstehen», sagt Immobilienmakler Behringer.
Um einen Ausverkauf von Immobilien durch Ausländer zu verhindern, haben die Tschechen eine Übergangsfrist eingeführt: In den ersten fünf Jahren nach dem Beitritt zur Europäischen Union dürfen Ausländer keine Immobilien in der Tschechischen Republik erwerben. In der Praxis ist dies aber ohne Probleme möglich, denn diese Vorschrift lässt sich legal durch die Gründung einer Gesellschaft umgehen. Die Immobilie kann dann von der Gesellschaft gekauft werden.
Für die Gründung der Gesellschaft sind 10 000 Franken als Stammkapital einzuzahlen. Die Abwicklung ist unkompliziert und dauert nur wenige Wochen. «Dennoch sollte man sich vor Ort informieren und nur kaufen, wenn man alle Modalitäten verstanden hat», empfiehlt der Immobilienexperte Zwahlen. Und wer sich dann für den Kauf entschieden hat, kann sich freuen. Denn ein Appartement in Prag ist nicht nur ein Zweitwohnsitz in einer der schönsten Städte Europas, sondern auch ein attraktives Investment – die Renditen sind in den
vergangenen Jahren zwar schon gesunken, aber sie liegen immer noch bei rund acht Prozent.
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