Lange gehörten die Aktien von Swatch Group zu den Star-Performern. Seit September ist es mit dem Höhenflug vorbei; die Titel verloren innert fünf Monaten mehr als 40 Prozent. Der Absturz ist auf den ersten Blick erstaunlich, sind doch die Zahlen für 2018 ansprechend ausgefallen: Der Umsatz nahm um 6,1 und der Betriebsgewinn Ebit um 15,2 Prozent zu. Nur brachte das zweite Semester dem weltgrössten Uhrenhersteller eine klare Abschwächung. Denn im ersten Halbjahr hatten die Verkäufe noch um 15 Prozent zugelegt, das Ebit war um sagenhafte 70 Prozent in die Höhe geschossen. Die Finanzanalysten reduzierten umgehend ihre Empfehlungen, UBS rät gar zum Verkauf. Da half die angekündigte Dividendenerhöhung nur wenig.
2019 dürfte lediglich schwache Zuwachsraten bringen. Die ZKB prognostiziert ein Umsatz- und Ebitwachstum von nicht einmal einem Prozent, andere Banken sind etwas zuversichtlicher. Sogar der sonst unverbesserliche Optimist Nick Hayek (64), CEO des von seiner Familie kontrollierten Konzerns – Nayla Hayek beaufsichtigt als VR-Präsidentin ihren Bruder –, gibt sich betont vorsichtig, spricht von «gesundem Wachstum». Viel hängt davon ab, wie sich der Schlüsselmarkt China entwickelt. Für Hayek ist klar: «Die Führungsposition der Swatch Group in China wird für den Konzern 2019 zu einer grossen Opportunität.»
Bereits ab 2020 dürften Umsatz und Ertrag wieder spürbar steigen, die Zuwachsraten aber unter jenen von 2018 bleiben. Bieten die Aktien also eine Chance für den Einstieg? Mit einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 15,5 sind sie so günstig bewertet wie schon lange nicht mehr. Ich bin auch überzeugt, dass die Kurse in absehbarer Zeit wieder anziehen. Dennoch warte ich mit einem Kauf zu, bis erste Resultate 2019 vorliegen.
Zur Rose hat an Wert eingebüsst
Seit geraumer Zeit urteilen Finanzanalysten ausgesprochen positiv über die Valoren Zur Rose. «Mich reizen die Aktien nicht», habe ich dagegen im September 2017 geschrieben. Auch die Investoren scheinen wenig von den Papieren zu halten, haben sie seither doch beinahe 40 Prozent an Wert eingebüsst. Am Wachstum liegt es nicht. Die in der Schweiz und in Deutschland führende Versandapotheke meldete für das abgeschlossene Geschäftsjahr einen Umsatzzuwachs von 21 Prozent. Doch einmal ist dieses Wachstum in erster Linie einigen Firmenkäufen zu verdanken. Zudem schreibt Zur Rose immer noch rote Zahlen; die Resultate werden im März veröffentlicht.
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An der Expansionsstrategie hält das Management fest. Das Frauenfelder Unternehmen will im laufenden Jahr bei den Verkäufen um rund ein Drittel wachsen. Unverändert kleine Brötchen werden dagegen beim Ertrag gebacken. 2019 bringt wohl ebenso einen – wenn auch geringeren – Verlust, im besten Fall resultiert eine schwarze Null. Damit ist es bis auf weiteres Essig mit der Aufnahme einer Dividendenzahlung. Ich bleibe dabei: Mich reizen die Valoren nicht – zumindest vorderhand.
Logitech ist wachstumsfreudig
Die Aktionäre von Logitech sind verwöhnt. Seit Jahren wachsen Umsatz und Ertrag, der Aktienkurs stieg steil an. Doch wehe, die hohen Erwartungen werden einmal nicht erfüllt. Als im August das Management die Ertragsziele überraschend nicht erhöhte, gerieten die Papiere unter die Räder und verloren bis Ende Jahr über 40 Prozent an Wert. Dabei kennt der Anbieter von Unterhaltungselektronik und Computerzubehör weiterhin keine Wachstumsschwäche, das wichtige Weihnachtsgeschäft liess die Kassen klingeln. Und für das dritte Quartal – die Bücher werden Ende März geschlossen – meldete Logitech einen Rekordgewinn. Worauf CEO Bracken Darrell (55) die Ertragsprognosen nach oben anpasste.
Das schweizerisch-amerikanische Unternehmen zeichnet sich auch mittelfristig durch gute Aussichten aus. Längst vorbei die Zeiten, als einige wenige Produkte für Umsatzschwankungen sorgten. Heute verfügt Logitech über eine breite Produktepalette mit Lautsprechern, Gamezubehör, Videokonferenzkameras, Internetkommunikation, Tastaturen, Kopfhörern – und natürlich Computermäusen. Vor allem das Gaming verspricht viel Wachstum. Um das Angebot noch vielfältiger zu machen, könnte das Management ein oder zwei Gesellschaften einkaufen. Dafür liegen rund 600 Millionen Dollar bereit.
In den ersten fünf Wochen 2019 haben die Aktien über ein Fünftel an Wert zugelegt. Dennoch erachte ich die Titel mit einem geschätzten KGV von 18,4 als attraktiv. Es gibt denn auch kaum eine Bank, die Logitech nicht auf ihrer Kaufliste führt. Die ZKB erwartet eine Relativperformance von zwölf Prozent, Vontobel setzt das Kursziel auf 47, UBS gar auf 51 Franken. Wird Letzteres erreicht, entspräche dies einer Performance von über 40 Prozent.
Dätwyler: Top-Nebenwert
Mit Blick auf die verhangenen Konjunkturaussichten sind speziell Industrieaktien nicht mehr en vogue. Eine Ausnahme bilden Dätwyler. Fünf Schweizer Banken decken das Unternehmen ab, alle raten sie zum Kauf der Titel. Dabei lieferte der industrielle Zulieferer und Distributor technischer und elektronischer Komponenten für das vergangene Jahr eher enttäuschende Resultate; Umsatz und Ebit stiegen um 5,4 respektive 4,6 Prozent. Allerdings verunstalteten einige Sonderfaktoren das sonst gute Bild. So bekam der grösste Arbeitgeber des Kantons Uri die gestiegenen Rohmaterialpreise zu spüren, und aussergewöhnlich hohe Investitionen drückten zusätzlich auf die Marge. Auch die Anlaufkosten für ein neues US-Werk im Bereich Healthcare belasteten die Erfolgsrechnung.
Im laufenden Geschäftsjahr fallen einige Sonderfaktoren weg. Dagegen werden nochmals hohe Investitionen vorgenommen, wiederum primär im Sektor Healthcare. Dem Gruppenwachstum will Konzernchef Dirk Lambrecht (58) durch Akquisitionen zusätzlichen Schub verleihen. Der Ausbau dürfte vor allem im ertragsstarken Gesundheitsgeschäft erfolgen. Die Ebit- sowie die Gewinnmarge sollten über die nächsten Jahre spürbar anziehen. Damit ist auch der Weg frei für weitere Dividendenerhöhungen. Die Nebenwerte eignen sich gut zur Diversifikation des Aktienportfolios. Ein Engagement sollte jedoch bis mindestens 2021 erfolgen.