Die Länder der südlichen EU-Peripherie sind hart von der Wirklichkeit eingeholt worden. Haben sie in den letzten zehn Jahren systematisch über ihre Verhältnisse gelebt, müssen sie heute realisieren, dass gewisse ökonomische Gesetze nicht jahrelang straflos ignoriert werden können. Und wer kann Griechenland jetzt noch retten? Die Antwort ist bestechend einfach: nur die Griechen selbst. Die milliardenschweren Rettungspakete von EU und Währungsfonds sind nur eine Hilfestellung im Sinne eines Überbrückungskredits, nicht aber die grosse Hilfe, die alle Probleme behebt.

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Hat aber Griechenland, um bei diesem Beispiel zu bleiben, angesichts der riesigen Probleme überhaupt eine Chance? Im Wesentlichen gilt es, zwei grosse Gräben zu überwinden. Erstens muss der völlig überdimensionierte, ineffiziente und teure Staatssektor auf Vordermann gebracht werden, sowohl auf der Ausgabenseite (Lohnsumme senken) als auch auf der Einnahmenseite (vorhandene Steuerbasis ausschöpfen). Das Ziel liegt in einer Verbesserung um rund zwölf Prozent des BIP, was rund einem Viertel des Staatshaushalts entspricht. Da erstaunt es, dass der öffentliche Aufruhr bislang noch recht moderat ausgefallen ist.

Zweitens muss die private Wirtschaft in Europa wieder wettbewerbsfähig werden. Weil die Griechen ihre Währung nicht abwerten können, ist mindestens eine rigorose Lohn- und Preiszurückhaltung notwendig. Besser wäre eine kontrollierte Deflation von 10 bis 20 Prozent, bei der alle Preise und Löhne entsprechend sinken. Allerdings ist diese Umkehrung der überhöhten Inflation seit der Einführung des Euro kaum realistisch.

Deshalb ist ein baldiger Staatsbankrott (oder weniger dramatisch formuliert: eine Umschuldung mit partiellem Forderungsverzicht) vermutlich nicht nur unumgänglich, sondern eines der kleineren Übel, die für Griechenland und die Europäische Union gegenwärtig zur Auswahl stehen. Dabei verbleibt Griechenland in der Eurozone, die EU muss ihr regelwidriges Hilfspaket nach drei Jahren nicht verlängern, und die anderen Wackelkandidaten an der EU-Peripherie sind gewarnt. Gewarnt sei also auch vor Euroanlagen und Bonds von EU-Ländern!