Der Reigen verschiedener Krisen begann mit dem Zusammenbruch der Bank Lehman Brothers im September 2008. Das Vertrauen vieler Akteure brach praktisch über Nacht ein, was die Welt vom Herbst 2008 bis zum Frühjahr 2009 in die tiefste Rezession seit 80 Jahren führte.

Die Staaten griffen beherzt ein, unterstützten die in Schräglage geratenen Banken mit Milliardenbeträgen und lancierten noch viel grössere Konjunkturprogramme. Die Zentralbanken folgten mit einer so grosszügigen Geldpolitik wie nur möglich und überboten sich in der Schaffung neuer Instrumente, um die Zahlungsfähigkeit der als systemrelevant erachteten Banken zu sichern.

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Nun hat die US-Notenbank Fed einen ersten Schritt in Richtung Normalität unternommen. Der Diskontsatz wurde leicht angehoben, sodass die Banken etwas mehr Zins bezahlen müssen, wenn sie einen Kredit gegen Hinterlegung von – in letzter Zeit oft minderwertigen – Wertpapieren aufnehmen wollen. Der Hauptleitzins blieb aber unverändert. Es scheint so, dass die Bankenkrise für das Fed als überwunden gilt, die Wirtschaftskrise aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit hingegen noch nicht.

Wegen der raschen Erholung in der Produktion ist es nur eine Frage der Zeit, bis weitere Länder mit Leitzinserhöhungen folgen werden. Dies wird notwendig sein, um die stark gestiegenen Geldmengen auf ein Normalmass zurückzuführen und die Inflation unter Kontrolle zu halten.

Wenn da nur nicht diese gewaltig gestiegenen Staatsschulden wären! Da Sparmassnahmen beim Volk unpopulär sind, ist die Versuchung gross, die realen Staatsschulden durch ein wenig Inflation abzubauen. Und dieser Versuchung werden wohl einige erliegen.

Die akuten Krisen scheinen also weitgehend überwunden, nun droht aber eine chronische: Hohe Zinsen und sinkende Staatsausgaben könnten Europas Wirtschaft für mehrere Jahre bremsen.

Die Schweiz mit ihrer vergleichsweise geringen Staatsverschuldung ist hier eine Ausnahme. So sind die mittelfristigen Inflationserwartungen für die Schweiz etwas geringer, wodurch der Franken leicht aufgewertet wird. Die Zinsen bleiben entsprechend tief.

Urs Müller, Leiter BAK Basel Economics, Basel.