Dieses Jahr dürfte es an der Wall Street zu einem spektakulären Neuzugang kommen: Der Kurznachrichtendienst Snapchat will an die Börse. Der IPO könnte bereits im März erfolgen. Snapchat darf laut Bloomberg an der Börse mit einer Bewertung von zwischen 20 und 25 Milliarden Dollar rechnen. Damit wäre Snapchat der grösste Börsengang aller Zeit nach jenem des chinesischen Online-Händlers Alibaba.
Neben Snapchat liebäugeln offenbar auch der Fahrdienst-Anbieter Uber oder der Bettenvermittler Aibnb damit, an die Börse zu gehen. Diese spektakulären Börsengänge könnten überstrahlen, wie breit der Drang an die Börse in den USA derzeit ist. Denn es sind nicht nur bekannte Silicon-Valley-Konzerne, welche sich für Anleger öffnen. Die Agentur Reuters hat über ein Dutzend US-Softwarekonzerne ausgemacht, die bereits jetzt für dieses Jahr einen IPO planen (siehe Bildergalerie oben für eine Auswahl).
Regelmässige Einkünfte als Plus
Die meisten dieser Konzerne verkaufen eine Software per Abonnement – beispielsweise für Buchhaltung oder Virenschutz. Sie verfügen somit über regelmässige Einkünfte, was sie attraktiv für Anleger macht. Ihre Geschäftsmodelle sind stabiler als jene von anderen Techkonzernen, die ihr Geld mit Werbung oder Kommissionen verdienen.
Dass viele Softwarekonzerne jetzt einen Börsengang planen, kommt nicht von ungefähr. Weil die Börsenkurse in den USA zuletzt deutlich gestiegen sind, dürfen die Konzerne mit einer hohen Bewertung rechnen. Viele der Techkonzerne sind auch unter Druck, weil Investoren und Mitarbeiter finanziell vom Erfolg profitieren wollen. Zudem wird der Börsengang von Snapchat oder vielleicht auch Uber die Börse im Banne halten – deshalb ist es für weniger bekannte Konzerne angezeigt, vor den Giganten an die Börse zu gehen, um genügend Beachtung zu finden.
Trendumkehr nach Baisse
Der Börsengang schafft überdies Vertrauen. Als börsengehandeltes Unternehmen müssen die Konzerne ihr Bücher offenlegen und sich kritische Fragen gefallen lassen. «Die Kunden wollen sicher sein, dass der Konzern eine lange Zukunft hat», zitiert Reuters den Manager Dheeraj Pandey, dessen Softwarefirma Nutanix letztes Jahr den IPO wagte.
Diese Welle von Börsengängen stellt für die USA eine Trendwende dar: 2016 gingen lediglich sechs US-Softwarekonzerne und insgesamt 20 Technologieunternehmen an die Börse. So wenige IPO aus dem Technologiesektor gab es letztmals 2008 vor Ausbruch der Finanzkrise.