Trotz der Kurskorrekturen vom Februar und Mai dieses Jahres sind Schweizer Aktien im historischen Kontext noch immer teuer, ohne jedoch Anzeichen irrationaler Übertreibungen zu zeigen.
Seit Anfang 2016 zeigen sich die Schweizer Aktien von ihrer interessanten Seite, was das realisierte Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 25 bei SMI (Swiss Market Index) und SPI (Swiss Performance Index) belegt (siehe Grafik 1). Auch auf Grundlage des zukünftigen KGV liegt der SPI mit 15,7 über seinem langjährigen Wert von 14,5 seit 2005. Angesichts des gegenwärtigen wirtschaftlichen Umfelds in Europa können solche Bewertungen jedoch ein ernsthaftes Risiko für Anleger darstellen. Vier potenzielle Quellen zunehmender Volatilität sind zu erkennen:
1. Die neuesten Entwicklungen auf der politischen Bühne Italiens sind eine Bedrohung für die Stabilität der Eurozone, die die Märkte ins Minus drehen lassen könnte. Das ungünstigste Szenario – Abschläge auf italienische Schuldverschreibungen (Buoni del Tesoro Poliannuali) in Verbindung mit einem «Italexi» – könnte zu einer Flucht in sichere Häfen und in der Folge zu einer Aufwertung des Schweizer Franken führen. Dies würde die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz schwächen und zusätzlichen Druck auf die Aktienmärkte ausüben.
2. Auch wenn die Normalisierung der Politik der Europäischen Zentralbank vage bleibt, könnte sie sich entscheiden, die geldpolitischen Zügel schneller als durch den Markt erwartet anzuziehen. Dies würde sich negativ auf den Schweizer Aktienmarkt auswirken, der von Natur aus eher defensiv ist.
3. Die Politik der Trump-Administration, Zölle auf Einfuhren aus Europa, China, Kanada und Mexiko einzuführen, ist eine dritte Risikoquelle. Sie könnte Gegenmassnahmen nach sich ziehen und damit den weltweiten Handel bremsen.
4. Und schliesslich kann die Abkühlung in China und das Wachstum der chinesischen Schulden sowie dessen Auswirkungen auf das weltweite Wachstum eine neue Bedrohung für die Aktienmärkte darstellen.
Gegenüber Marktsegmenten mit bereits zu hoher Bewertung ist nach wie vor Vorsicht geboten. Indexbasierte Lösungen und «niedrigvolatile» passive Lösungen neigen naturgemäss dazu, die Risiken nur unvollständig zu berücksichtigen. Sie sind in einem unsicheren Marktumfeld gefährlich und setzen die Anleger Wetten aus, die langfristig nicht zum Erfolg führen.
*Jean-Marc Thorin ist Portfolio-Manager Aktien bei der Bank Unigestion.