Die Finanzmärkte sind in Aufruhr: Der US-Aktienindex Dow Jones ist Anfang Woche auf den tiefsten Stand seit Mai gefallen, der SMI ist zurück auf dem Niveau vom vergangenen Oktober. Die geopolitischen Risiken haben mit der Eskalation im Nahen Osten zugenommen, in Europa riecht es nach Rezession.
Das mag die Stimmung trüben, doch der wahre Grund für die Börsenschwäche ist ein anderer: nämlich die Marktzinsen. Diese sind aufgrund des Bondbebens vor allem in den USA nochmals massiv gestiegen. Die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen haben zwischenzeitlich die 5-Prozent-Marke überschritten. Das gab es seit sechzehn Jahren nicht mehr.
Warum ist das so wichtig?
An den US-Bondrenditen orientiert sich das globale Finanzsystem. Sie sind der Preis für eine risikolose, liquide Anlage im Dollarraum. Diese Zinsen bestimmen, was Fremdkapital kostet und mit welchem Satz zukünftige Erträge diskontiert werden müssen. Kurz: Sie sind entscheidend für die Frage, ob sich eine Investition oder ein Projekt rechnen oder nicht.
Es ist klar, dass ein Startup mit einer neuen Geschäftsidee für Investoren weniger attraktiv erscheint, wenn die Zinsen bei 5 Prozent liegen, als wenn sie bei null liegen.
Warum das Risiko eingehen, wenn sie auch mit Obligationen oder Geldmarktfonds 5 Prozent verdienen können?
Das gilt auch für andere riskante Anlagen wie Aktien oder auch Kryptowährungen. Sie wurden durch die Liquiditätsflut der Notenbanken allesamt nach oben geschwemmt, weil es am Zinsmarkt keine Alternativen mehr gab.
TINA, There Is No Alternative, lautete das gängige Argument für Aktien in der Tiefzinsära.
Aber diese Zeiten sind nun vorbei. Es gibt wieder eine Alternative am Bondmarkt. Schwächephasen an der Börse sind nicht mehr automatisch Kaufgelegenheiten, weil das Geld jetzt in die Anleihemärkte fliesst.
Deshalb sollte man sich auch nicht von der Rally bei Bitcoin blenden lassen. Diese basiert nur auf der Hoffnung, dass die mögliche Zulassung von Bitcoin-ETFs in den USA die Käuferschaft vergrössert. Doch ein starkes Argument, das einst die Krypto-Euphorie befeuert hat, fehlt: nämlich, dass sich herkömmliche Anlagen nicht mehr lohnen. Bitcoins konkurrieren nun mit sicheren Anlagen, die 5 Prozent abwerfen statt null. Da sieht die Rechnung anders aus.
2 Kommentare
Die Nationalbank hat das Privileg, auf ein spezielles Papier eine Grafik und die Zahl 1000 zu drucken, was angeblich
weniger als einen Franken kostet. Die 999 Franken sind ihr Gewinn und der wird weitgehend an Bund und Kantone ausgeschüttet und kommt somit dem Steuerzahler zugute.
Nun wissen wir, dass dieses Geld sehr ungleichmässig verteilt ist - zum Glück!
Es ist nämlich so, dass diejenigen, welche am meisten haben, auch in der Steuerprogression ganz oben sind.
Ein hoher Betrag von Einkommen bzw. Vermögen bringt dem Fiskus mehr als die gleiche Summe von
entsprechend zahlreichen Menschen aus dem Mittelstand.
Die obersten 5 Prozent zahlen zwei Drittel der Direkten Bundessteuer stand in der zuverlässigen NZZ.
Das entlastet den Mittelstand und finanziert weitgehend die soziale Wohlfahrt.
Aber was machen die Reichen mit dem Geld, das sie selbst nicht brauchen?
Die ganz versnobten könnten etwa eine Zigarre mit einer Tausendernote anzünden.
Damit schenken sie der Nationalbank und somit dem Staat 999 Franken!
Die tüchtigen Reichen schaffen Arbeitsplätze, wie etwa Blocher in dem früher eher armen Bergkanton Graubünden.
In der Folge verdienen sie noch mehr und werden noch reicher.
Demzufolge können sie noch mehr Steuern bezahlen und noch mehr bzw. höher bezahlte Arbeitsplätze schaffen.
Andere Reiche leisten sich auch mal einen oder mehrere Ferrari. Davon können hochqualifizierte Arbeitskräfte
in Norditalien gut leben. Würden alle gleich viel verdienen, wären die Emserwerke längst bankrott und die Ferrari-Belegschaft arbeitslos. Das Geld flösse mehrheitlich nach China.
Und plötzlich kommen Leute, die sagen "April, April - wir brauchen Euer Geld nicht, wir machen das selber".
Demzufolge kommt über das Internet ein Schwall von Elektronen, welche behaupten "Wir sind Geld".
Das besondere an diesem Elektronenschwall besteht darin, dass seine Herstellung eine Menge Energie verbraucht.
Selbst wenn dafür Wasserkraftwerke verwendet wird, muss deren Produktion andernorts durch durch thermische Energie ersetzt werden.
Die Wertschwankungen von solchen Kryptowährungen sind ein Problem derjenigen, die sie verwenden.
@tomcat-hz: Sehr schön; klare, deutliche und gut verständliche Worte!