Noch vor einem Monat notierte der Ölpreis der für Europa wichtigen Sorte Brent bei 90 Dollar. Heute liegt der Preis bei um die 81 Dollar – ein Kurssturz von 10 Prozent. Manche Börsianerinnen und Börsianer sehen deswegen bereits Parallelen zum Jahr 2008: Damals stieg der Ölpreis bis Anfang Juni, aber nur sechzig Tage nach dem Rekordhoch kam es zu dramatischen Einbrüchen an den Börsen. Es stellt sich die Frage, ob die Situation von heute mit jener von vor 15 Jahren vergleichbar ist.
Für eine Antwort ist es nützlich, sich einen grundlegenden Sachverhalt zu vergegenwärtigen: Öl ist ein Gut, das von enormer Wichtigkeit für die reale Wirtschaft ist. Gleichzeitig ist es aber auch ein finanzielles Asset. Es gibt daher Situationen, in denen der Ölpreis vor allem von realwirtschaftlichen Faktoren abhängt. Doch häufig wird der Ölpreis auch von Faktoren bestimmt, die der Sphäre der Finanzkontrakte zuzurechnen sind – sprich: Die Börsen bestimmen das Geschehen.