Dank eines besseren Zugangs zu Bildung und Arbeit halten Frauen heute 40 Prozent der weltweiten Vermögen, so ein Bericht der Credit Suisse. Im Laufe des 20. Jahrhunderts hat sich die Verteilung stetig zugunsten von Frauen verbessert, doch seit dem Jahr 2000 hat sich nichts verändert.
Seit der globalen Finanzkrise 2008 sind die Vermögen in den USA weiter gestiegen. Laut dem neuesten Global Wealth Report der Credit Suisse besitzen die Amerikaner 98 Milliarden US-Dollar (97'200 Milliarden Franken) oder fast 31 Prozent des globalen Vermögens, das ebenfalls um 4,6 Prozent auf 317 Milliarden Dollar anstieg. Auch die Zahl der Millionäre und Milliardäre wächst in weiten Teilen der Welt weiter.
Während die USA nach wie vor die grössten Vermögen hat, festigt China seinen zweiten Platz mit 52 Milliarden und einer Reihe sehr wohlhabender Bürger, die schneller wächst als irgendwo sonst. Ein Trend, der sich nach Ansicht der Autoren des Berichts fortsetzen wird. Die Schweiz hingegen bleibt in der Rangfolge des Vermögens pro Bürger (530'240 Dollar) an erster Stelle. Mit recht grossem Abstand folgt Australien, wo ein Erwachsener durchschnittlich 411'060 Dollar besitzt.
Abbau von Ungleichheiten
Eine neue Entwicklung ist jedoch, dass die Ungleichheiten erstmals seit einem Jahrzehnt zurückzugehen scheinen. Nach der Finanzkrise war die Ungleichheit gestiegen, «insbesondere durch das den Anstieg der Anlagevermögen und die Stärkung des Dollars», sagt Anthony Shorrocks, Entwicklungsökonom und einer der Autoren des Berichts. Allerdings, so fährt er fort, «scheinen sich diese zugrunde liegenden Faktoren zu schwächen. In Zukunft ist es daher wahrscheinlicher, dass die Vermögensungleichheit verringert wird». Das war im vergangenen Jahr, als der vorherige Bericht veröffentlicht wurde, alles andere als offensichtlich.
In Zahlen lässt sich dies beispielsweise an den 90,5 Prozent der ärmsten Menschen der Welt ablesen, die 15,8 Prozent des Weltvermögens bzw. 50'400 Milliarden Euro gegenüber 40'000 Milliarden im Vorjahr besitzen. Auf der anderen Seite halten die Bessergestellten (9,5 Prozent der Weltbevölkerung mit mindestens 100'000 Dollar) zusammen 84,1 Prozent des Weltvermögens – etwas weniger als im Vorjahr (86 Prozent).
Mehr weibliche Milliardäre
Im Jahr 2017 konzentrierte sich die Credit Suisse auf die Millennials, die in den 2000er-Jahren ins Berufsleben einstiegen. Die Bank äusserte damals Sorge um eine Generation, die «nicht so gut gestellt ist wie ihre Eltern im gleichen Alter». In diesem Jahr konzentrieren sich die Experten auf die Entwicklung des Reichtums der Frauen, den sie auf 40 Prozent der weltweiten Gesamtmenge schätzen.
Dieser Anteil «nahm im Laufe des 20. Jahrhunderts deutlich zu», da Frauen Zugang zu Bildung und zum Arbeitsmarkt erhielten und später Kinder bekamen, erklärt Christine Schmid, Head of Investment Solutions bei der Credit Suisse. Die Zahl der Frauen, die selbst Milliardenvermögen aufbauen, sei ebenfalls grösser geworden als die Zahl der Frauen, die durch Erbschaft reich geworden sind. Letztere sind in Deutschland, Schweden und der Schweiz proportional stärker vertreten.
Warum nicht 50 Prozent?
Da Frauen aber die Hälfte der Weltbevölkerung ausmachen, warum ist der Anteil der Vermögen nicht gleich? Zumal der Anteil von 40 Prozent seit der Jahrtausendwende stagniert. «Das Ziel sollte bei 50 Prozent liegen, aber es wird schwierig sein, es zu erreichen, denn selbst wenn sich das Lohngefälle verringert, arbeiten Frauen in der Regel in Sektoren mit geringerem Einkommen. Darüber hinaus wirkt sich die Tatsache, dass sie häufiger in Teilzeit arbeiten, im Hinblick auf den Vermögensaufbau nachteilig aus und hat Auswirkungen auf ihre Rente», so Christine Schmid weiter.
Die Unterschiede zwischen den Regionen der Welt sind erheblich: Während in Europa und den USA der Anteil des Reichtums in den Händen der Frauen zwischen 40 und 45 Prozent liegt, beträgt er in China zwischen 30 und 40 Prozent und in Indien oder Afrika sogar nur zwischen 20 und 30 Prozent, so der Bericht.
Der Anteil der vermögenden Frauen könnte jedoch in den kommenden Jahren aufgrund ihres unterschiedlichen Investitionsansatzes steigen. «Sie halten im Allgemeinen mehr nicht-finanzielle Vermögenswerte, insbesondere Immobilien, und weniger Aktien als Männer. Die Aktienmärkte, die in den letzten Jahren massiv gestiegen sind, könnten jedoch an Schwung verlieren», sagt Schmid.
Gleichzeitig sind Frauen aber immer noch armutsgefährdeter als Männer. Vor allem alleinerziehende Mütter gehören weltweit überproportional zu den ärmsten Teilen Bevölkerung. Eine Ausnahme von dieser Diskrepanz gibt es dennoch: Die Millennials in den USA. Obwohl sie alle unter den Folgen der Finanzkrise litten, waren Männer häufiger als Frauen aus dieser von Arbeitslosigkeit betroffen. Denn Männer arbeiten häufiger im Finanz- und Bausektor, während die Frauen eher im Bildungs- oder administrativen Bereich tätig waren. Entsprechend besitzen die Frauen in der Generation der Millennials in den USA 61 Prozent der Vermögen.