Die Corona-Krise sorgt für Angst und grosse Unsicherheit an den Finanzmärkten. Auch Emittenten von Exchange Traded Funds (ETFs) sehen Herausforderungen durch die Marktschwankungen. Doch haben ETFs sich auch in der Krisenzeit so verhalten, wie sie sollen, und die zugrunde liegenden Indizes eng repliziert.
Die Handelbarkeit war jederzeit gewährleistet, auch bei Obligationen-ETFs. So haben sie den Markt teilweise gestützt, indem sie Liquidität geliefert haben, während viele Einzelbonds nicht mehr gehandelt wurden.
Andreas Zingg ist Head of Switzerland & Liechtenstein bei Vanguard Investments Switzerland GmbH.
Fokus auf langfristiges Anlageergebnis
Natürlich ist es immer eine grosse Herausforderung, Anleger in volatilen Marktphasen zur Ruhe zu motivieren und Panikreaktionen zu vermeiden. Denn auf der einen Seite gibt es Anleger, die sich von fallenden Kursen schnell verunsichern und zu Panikverkäufen verleiten lassen. Auf der anderen sind da die Schnäppchenjäger, die Korrekturen für einen günstigen Einstieg nutzen wollen.
Die Erfahrung und zahlreiche Untersuchungen lehren, dass derartige Versuche eines Market Timings kaum geeignet sind, das langfristige Anlageergebnis zu verbessern. Im Leben eines Langzeitanlegers sind Phasen erhöhter Volatilität, wie wir sie derzeit erleben, meist nicht mehr als eine kurze Episode.
Anleger sollten Ruhe bewahren
Positive Marktphasen voll mitzunehmen und Abwärtstrends von der Seitenlinie aus zu verfolgen bleibt auch für Anlageprofis ein Wunschtraum. Anleger sollten daher vor allem Ruhe bewahren und ihre auf realistisch formulierten Anlagezielen gegründete Strategie weiterverfolgen – auch in Zeiten erhöhter Marktvolatilität. Natürlich kann es je nach Anlagehorizont und Risikotragfähigkeit sinnvoll sein, ein Rebalancing des Portfolios in Betracht zu ziehen.
Allerdings sollte das keine Reaktion auf kurzfristige Entwicklungen an den Kapitalmärkten sein. Sparpläne oder fixe monatliche Sparbeiträge auf ein Fondskonto sind für eine solche langfristig orientierte Anlagestrategie gut geeignet. Anleger sollten gerade auch in Krisenzeiten auf einfache, verständliche und kosteneffiziente Produkte – etwa ETFs oder Indexfonds - vertrauen.
Für die Umsetzung einer langfristig orientieren Sparlösung können vier einfache Anlageprinzipien helfen: In jedem Fall sollten Investoren Ihre langfristigen Anlageziele definieren, da diese die Grundlage für alle Anlageentscheidungen bilden. Das zweite Prinzip betrifft die richtige Balance zwischen den Anlagen im Portfolio. Diese Asset Allokation sollte mit minimalen Kosten umgesetzt werden und schliesslich gilt es jederzeit die langfristigen Perspektive und Disziplin zu wahren.
1. Ziele
Anleger sollten sich messbare und erreichbare Anlageziele setzen und einen Plan erstellen, um diese Ziele zu erreichen. Da die meisten Ziele langfristig sind, sollte der Plan so ausgestaltet werden, dass er Veränderungen im Marktumfeld überdauern kann. Fehlt ein tragfähiger Plan, bilden Investoren ihr Portfolio häufig nach dem Bottom-Up-Prinzip. Sie konzentrieren sich auf die Auswahl einzelner Anlagen, ohne zu beachten, wie ihr Portfolio als Ganzes ihren Zielen dient.
Unüberlegtes Anhäufen von Fonds kann zu konzentrierten und unausgewogenen Portfolios führen oder aber eine solche Vielzahl an Fonds mit sich bringen, dass Anleger den Überblick über ihr Portfolio verlieren.
2. Balance
Asset Allocation und Diversifikation spielen bei der Kapitalanlage eine wichtige Rolle. Beide beruhen auf einer ausgewogenen Portfoliozusammensetzung. Um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, ist eine entsprechende Kombination verschiedener Vermögenswerte entscheidend, die genau auf dieses Ziel abgestimmt ist.
Wie ein Portfolio aufgebaut ist, ist sowohl für seine Erträge wie auch seine Ertragsschwankungen ausschlaggebend. Die Ertragsentwicklung eines diversifizierten Portfolios hängt zu über 80 Prozent von der Asset Allocation ab.
3. Kosten
Anleger haben keinen Einfluss auf die Entwicklung der Finanzmärkte, wohl aber auf die Kosten ihrer Anlagen. Je niedriger sie ausfallen, desto besser fällt die Rendite aus. Zudem entwickeln sich kosteneffiziente Anlagelösungen tendenziell besser als hochpreisige Alternativen.
Jeder Rappen, den Investoren für Mangementgebühren oder Handelsprovisionen zahlen, reduziert die Anlagesumme, die potentiell Rendite erwirtschaften kann. Wichtig ist hierbei, dass sich Kosten – anders als Märkte – weitgehend kontrollieren lassen. Die Auswirkungen von Kosten auf Erträge können, insbesondere auf lange Sicht, erheblich sein. Genau wie Zinseszins summieren sich Kosten im Laufe der Zeit, sodass die Kostenbelastung steigt, je länger der Anlagehorizont des Investors ist.
4. Disziplin
Bei der Kapitalanlage bleiben Emotionen nicht immer aus. Disziplin und eine langfristige Perspektive können Anlegern dabei helfen, auch in Phasen von Marktunsicherheit an ihrem Plan festzuhalten und impulsive Entscheidungen zu vermeiden. Erhöhte Volatilität kann Anleger dazu verleiten, ihre Asset Allocation zu verändern, zum Beispiel, um Verluste bei fallenden Kursen zu begrenzen. Zwar ist ein solches Verhalten nachvollziehbar, doch hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass die stärksten Markteinbrüche einige der besten Kaufgelegenheiten mit sich brachten.
Von einer geplanten Strategie abzurücken, kann Anleger teuer zu stehen kommen. Untersuchungen zeigen, dass einige der grössten Fehlentwicklungen auf psychologische Einflussfaktoren zurückzuführen sind. Anleger schichten ihr Portfolio nicht planmässig um oder verfallen den Verlockungen des Market-Timing oder der Jagd auf Rendite. Aus diesem Grund sollten sich auch erfahrene Anleger mit einer langfristigen Perspektive und Disziplin wappnen.
Wir sind überzeugt, dass Anleger ihre Zeit und ihre Ressourcen auf die Planung verwenden sollten, anstatt jede neue Idee in den Schlagzeilen auf ihren Wert zu überprüfen. Diese einfache Massnahme kann sich auszahlen, denn sie kann Anlegern dabei helfen, sich nicht vom Weg abbringen zu lassen und Kurs zu halten, um ihre Ziele zu erreichen.