Täglich werden Berichte über die Energiezukunft, «über Peak Oil» oder die Grüne Wende veröffentlicht. Gemeinsamer Nenner all dieser Berichte ist die Prognose, dass der Energiepreis bis zum Jahr 2030 steigen wird und dass wir uns frühestens im Jahr 2050 zur «Null-Emissions-Gesellschaft» entwickeln werden.
In einigen dieser Berichte steigt der Energiepreis zunächst stark, manchmal aber nur «wenig». Doch was ist, wenn wir völlig falsch denken? Wenn die Energiepreise und -kosten sinken und nicht steigen? Und wenn die Produktionskosten für Energie gegen null sinken? Es ein keineswegs unrealistisches Szenario.
Empirische Daten zeigen, dass die Wirkung der Solarzellen stetig steigt. Und die Investitionen in Solaranlagen könnten durchaus 40 Jahre lang Ertrag abwerfen und nicht bloss 20 Jahre, wie man heute rechnet. Ein Solarpanel mit splitterfreiem Glas und Qualität auf der Rückseite kann wahrscheinlich sogar über 50 Jahre Energie produzieren. Darüber hinaus ist der Input-Faktor Solar eine erneuerbare und kostenlose Ressource.
Vervierfachung der jährlichen Installation ab 2020
Allerdings ist es nur möglich, die gesamten Energiekosten auf null zu senken, wenn die Solarenergie zu einer massiv grösseren Bedeutung kommt. Heute macht die Sonnenenergie nämlich bloss etwas mehr als 2 Prozent des weltweiten Stroms aus. Sie ist also noch unbedeutend. Doch der Strom aus Wind und Sonne soll von 8 Prozent im Jahr 2019 auf 30 Prozent im Jahr 2030 steigen, wovon mehr als die Hälfte auf Solarenergie entfallen wird.
Bis zum Jahr 2030 erwarten wir grosse Veränderungen bei der jährlichen Installation von Solarkraftwerken. Laut dem vieldiskutierten IEA-Bericht (Net Zero bis 2050) wird die Weltgemeinschaft bis 2030 jährlich 630 GWh installieren. Zu beachten auch: In den meisten Ländern ist es schon heute am günstigsten, eine neue Kilowattstunde durch die Installation von Solarmodulen zu produzieren und es wird stetig billiger.
Adun Wickstrand-Iversen ist Portfolio Manager bei DNB Asset Management, der mehrere Sektoren abdeckt und nach Unternehmen mit einem disruptiven Ansatz für bestehende Geschäftsmodelle sucht.
Das US-Energieministerium hatte Ende März erklärt, es gehe davon aus, dass der Preis für Solar-Grossanlagen in den USA von derzeit 4,6 Cent/kWh auf 3 Cent im Jahr 2025 und auf 2 Cent im Jahr 2030 sinken wird.
Solarenergie wird immer überlegener
Die Solarindustrie hat in den letzten zehn Jahren zwei Dinge bewiesen. Sie kann die Produktion zu sinkenden Kosten skalieren, was dazu führt, dass Solarkraftwerke jedes Jahr billiger werden. Die erneuerbare Ressource Solar bleibt zudem kostenlos.
Um das Jahr 2030 herum wird die Solarenergie einen so grossen Anteil am Strommix haben, dass sie für die Strompreisbildung relevant sein wird. In diesem Jahr werden rund 140 GW an Solarenergie gebaut. Im Laufe des Jahres 2040 werden dann alle in diesem Jahrzehnt gebauten neuen Anlagen fertiggestellt und abbezahlt sein.
Man wird eine Legion von Solarkraftwerken auf der ganzen Welt sehen. Vielleicht ist Spanien ein Hinweis auf das, was kommen wird. Eine Kombination aus neuen und alten Solarkraftwerken, die den Strompreis bis 2025 stetig nach unten drücken wird.
Disruptive Chance
Dann wird die Frage lauten: «Wer kann mit einer vollständig abgeschriebenen Solaranlage mit kostenlosem Inputfaktor mithalten?» Wenn die Antwort darauf «niemand» lautet, werden die Energiekosten bis zum Jahr 2050 auf null sinken und nicht steigen. Dies nennen wir bei DNB Asset Management eine disruptive Chance.