Goldanleger hatten auf mehr gehofft: Doch 2015 läuft für das gelbe Edelmetall bislang enttäuschend. Der Preis pendelt seit Wochen unter der Marke von 1150 Dollar pro Feinunze. Da lag man zu Jahresbeginn mit rund 1200 Dollar noch darüber.

Das Problem: Jahrelang galt Gold als sicherer Hafen mit vielen Fans. Nach der Finanzkrise erreichte der Preis in der Spitze fast 2000 Dollar. Der Wirbel, den die Nationalbank-Kritiker im vergangenen Jahr mit der Goldinitiative auslösten, ist nur ein Ausdruck dieser Euphorie. Doch diese Zeiten sind vorbei. Inzwischen, so scheint es, hat das Edelmetall seinen Status verloren – die Krisenwährung steckt selbst in der Krise.

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Aktien haben im Spätsommer welweit verloren

Im Spätsommer ging es an den weltweiten Aktienmärkten rasant nach unten – der US-Index Dow Jones verlor innert weniger Tage fast 2000 Punkte und fiel auf gut 15'500 Zähler. Auch SMI und Dax verzeichneten massive Verluste, die Börsen in vielen Schwellenländern ebenfalls. Ins Gold trieb es dennoch nur wenige Anleger: Zwar machte der Preis Mitte August einen leichten Satz nach oben, die Gewinne waren indes schnell wieder verpufft.

Mit Blick auf die Konjunktur zeigt sich das gleiche Bild: Die Weltwirtschaft kriselt und könnte längerfristig schwächer wachsen, urteilen etwa die Ökonomen der Deutschen Bank in einer neuen Studie. Das Wachstumsgefälle zwischen aufstrebenden und entwickelten Volkswirtschaften sinkt demnach. Am Goldmarkt spiegeln sich die schwächelnden Konjunkturaussichten dennoch nicht in höheren Preisen.

Weltweltwirtschaft schwächelt

Immer stärker zeichnet sich in diesen Wochen ab, dass die Weltwirtschaft schwächelt und die US-Notenbank Fed ihre Zinsen womöglich erst im kommenden Jahr anhebt. Darüber hinaus ging es im Spätsommer an den internationalen Börsen steil nach unten. Und doch geht es mit dem Edelmetall nicht aufwärts.

Auch dass die US-Wirtschaft zuletzt schlechte Daten meldete, die US-Notenbank Fed die Zinswende nach hinten verschieben dürfte und der Dollar zuletzt an Wert verloren hat, lockt Anleger nicht ins Gold. Warum? Die Ökonomen der Londoner Researchfirma Capital Economics haben in einer Analyse zwei Gründe herausgearbeitet, warum es für Goldanleger so schlecht läuft.

Metalle verlieren auf breiter Front

Einerseits sehen sie eine Verbindung zwischen dem Wertverlauf von Gold und anderen Edelmetallen. So habe der Preis für Kupfer angesichts der schwächeren globalen Nachfrage in den vergangenen Monaten ähnlich nachgegeben wie Gold. Laut einer Analyse der UBS sei die fehlende physische Nachfrage der Treiber für die zuletzt schwache Preisentwicklung. Sobald sich die Lage in den grossen Schwellenländern bessere, könnten Investoren wieder Vertrauen fassen.

Andere Fachleute sind da skeptischer: So hat die Bank Morgan Stanley jüngst ihre Langzeitprognose für Metalle um bis zu 12 Prozent gesenkt. Einige Rohstoffe stünden vor dem schlimmsten Quartal seit der weltweiten Finanzkrise 2008.

Kein Inflationsdruck

Nach Ansicht der Capital-Economics-Experten kommt ein belastender zweiter Faktor hinzu: Entgegen der Prognosen vieler Goldfans sieht es heute nicht so aus, als dürften die Konsumentenpreise in den Industrieländern bald merklich zulegen. Nach der Finanzkrise wuchs wegen der expansiven Geldpolitik der grossen Notenbanken die Sorge vor einer galoppierenden Inflation.

Doch das Gegenteil ist eingetroffen: Die Teuerung in den USA fiel zuletzt auf den tiefsten Stand seit sechs Jahren. Die Gründe dafür sehen Experten in den gesunkenen Energiepreisen und dem schwachen Lohndruck in der wichtigsten Volkswirtschaft der Welt.

Hoffnung auf höheren Goldpreis

Immerhin: Analyst Julian Jessop von Capital Economics setzt für die kommenden Monate auf bessere Nachrichten aus China und angesichts höherer Ölpreise auch auf leicht steigende Inflationsraten. «Das sollte für den Goldpreis Gewinne mit sich bringen», kommentiert er. Seine Vorhersage bis Ende 2016 pro Feinunze: Stattliche 1600 Dollar. Damit gehört er zu den optimistischen Goldprognostikern.