Die Ankündigung El Salvadors, Bitcoin als offizielle Währung zu akzeptieren, hat dem Kurs der Kryptowährung ordentlich Aufschub verliehen. Nachdem sich der Kurs seit seinem vorläufigen Allzeithoch im April bei 65'000 Dollar auf 30'000 Doller im Mai mehr als halbierte, halfen die Nachrichten aus dem mittelamerikanischen Land, das als erstes Land überhaupt Bitcoin als offizielle Währung einführen will, den Kurs zu stabilisieren.

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Berücksichtigt man jedoch die Wirtschaftsleistung des Landes, muss die Nachricht mit Vorsicht genossen werden. Mit einem Bruttoinlandsprodukt von gerade einmal 27 Milliarden Dollar im Jahr 2019 belegt El Salvador im globalen Ranking Platz 104 und rangiert damit noch hinter Ländern wie Kenia, Kongo oder Nepal.

Christos Maloussis ist Market Analyst und Premium Client Manager bei der IG Bank.

Mit dem US-Dollar als offizielle Währung und einer in den vergangenen Jahren geringen Inflation von weniger als 2 Prozent pro Jahr dürfte es zudem fraglich sein, ob die Einwohner des Landes den vertrauten Greenback als stabiles Zahlungsmittel in nennenswertem Umfang mit dem hochvolatilen Bitcoin ersetzen werden.

Viel eher muss man davon ausgehen, dass El Salvador mit der Ankündigung Aufmerksamkeit erzeugen wollte, um das Land durch die Nutzung geo-thermischer Vulkanenergie als einen neuen, emissionsfreien Bitcoin Mining Hotspot zu vermarkten.

Elon Musk als wichtiger Faktor

Was der Ankündigung echten Wert verlieh, war eine Twitter-Nachricht von Elon Musk, in der er bekannt gab, dass Tesla Bitcoin wieder für Zahlungen akzeptieren will. Sofern die Bitcoin-Minen in Zukunft zu mindestens 50 Prozent aus erneuerbaren Energien betrieben werden.

Es zeigt sich einmal mehr, dass aktuell der wichtigste Faktor bei der Kursentwicklung von Bitcoin nicht etwa fundamentale oder technische Faktoren sind, sondern Tweets von Elon Musk. Direkt nach dem Tweet stieg der Bitcoin Kurs um 15 Prozent.

Was für Bitcoin-Anleger eine weitere besorgniserregende Entwicklung ist, ist, dass das zuletzt gesehene Handelsvolumen primär auf Privatinvestoren zurückzuführen ist. Denn gemessen an der Marktkapitalisierung des gesamten Kryptomarkts verliert Bitcoin weiter Marktanteile gegenüber anderen Alt Coins.

Dies lässt vermuten, dass der Krypto Markt als Ganzes in jüngster Vergangenheit primär von Privatanlegern und nicht von institutionellen Anlegern, die in erster Linie indirekt über den Futures Markt investieren, getrieben wird.

Zudem legt eine Analyse von JP Morgan nahe, dass die Terminkurve am Futures Markt zuletzt einen negativen Verlauf aufwies. Das bedeutet, dass Terminkontrakte mit zukünftiger Fälligkeit unterhalb des Kassakurses liegen, wie zuletzt im Krypto-Bärenmarkt von 2018.

Aktuell scheint die Gefahr zwar wieder gebannt, die Terminkurve hat sich seit der Veröffentlichung wieder normalisiert. Doch der Terminmarkt sollte bei der Bitcoin-Analyse nicht aus den Augen verloren werden.

Die Zurückhaltung der institutionellen Investoren könnte auch auf die Entscheidung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) zurückzuführen sein, Bitcoin als hochriskante Anlageklassen einstufen zu wollen.

Dies würde für Banken, die den Handel mit Bitcoin anbieten, wie nun auch von der Banco Bilbao (BBVA) angekündigt, hohe bilanzielle Kapitalanforderungen bedeuten, was die Profitabilität deutlich einschränken und die weitere Institutionalisierung der Anlageklasse zumindest erschweren dürfte.

Aussichten für den Bitcoin-Kurs

Der Kurs des Bitcoins bewegt sich seit gut einem Monat in einer Bandbreite zwischen 30'000 und 40'000 Dollar. Ein Ausbruch nach oben dürfte zunächst die Zielmarke von 50'000 US-Dollar ansteuern, bevor eine Anschlussbewegung in Richtung des Allzeithochs erfolgen könnte.

Nach unten dürfte ein Bruch unter die Unterstützungszone zwischen 28'000 und 30'000 Dollar eine Beschleunigung des Kursverfalls bis in den Bereich zwischen 15'000 und 20'000 Dollar zur Folge haben.

In beide Richtungen muss das Handelsvolumen als auch die weitere Entwicklung des Future-Markts genau im Auge behalten werden. Aber, wie bereits erwähnt, bleibt der Musk-Twitter-Feed ein Muss für jeden Krypto-Investor, um nicht auf dem falschen Fuss erwischt zu werden.