Wladimir Miroschnikow sieht Licht am Ende des Tunnels: «Die nächsten Monate werden zwar noch schwierig, aber ab der Jahresmitte dürften die Geschäfte wieder anziehen», sagt der Top-Manager des grössten russischen Autohändlers, der Rolf-Gruppe. Er ist mit seinem Optimismus für die Entwicklung von Russlands Wirtschaft nicht allein. Viele internationale Anleger trauen sich wieder, Aktien und Anleihen aus dem osteuropäischen Riesenreich zu kaufen.

Andere Schwellenländer wie Indien oder Brasilien ziehen ebenfalls Interesse der Finanzmarkt-Akteure auf sich. Doch nicht für alle aufstrebenden Ökonomschaften heben sie den Daumen. Zu unsicher ist, wie sich der Welthandel unter dem neuen US-Präsidenten Donald Trump entwickelt.

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Höhere Ölpreise sorgen für Rückenwind

«2017 rechnen wir mit einem höheren Gewinnwachstum der Schwellenländer», sagt Devisenspezialist Peter Kinsella von der Commerzbank. Fachleute erwarten, dass vor allem die Wirtschaft in Russland dank der gestiegenen Ölpreise 2017 um mehr als ein Prozent zulegt, 2018 sogar um zwei Prozent. Das ist von den Wachstumsraten vor der weltweiten Finanzkrise zwar weit entfernt, 2015 war das russische Bruttoinlandprodukt aber noch um knapp vier Prozent geschrumpft.

Führende Investmentbanken wie JP Morgan, UBS und Deutsche Bank empfehlen wieder Investitionen in Russland. Das Land sei auf dem Weg vom Erholungs- auf einen Wachstumspfad, betont Goldman Sachs.

Indien mit Potential

«Viele Unternehmen haben sich grösstenteils an die neuen Gegebenheiten angepasst und wesentliche Schwellenländer-Wirtschaften haben einen politischen Reformkurs eingeschlagen», sagt Wolfgang Fickus, Mitglied des Investment-Komitees beim Fondsanbieter Comgest, der über die Hälfte seines verwalteten Vermögens von rund 20 Milliarden Euro in Schwellenländer investiert.

Vor allem in Indien, einer der weltweit am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften, sieht er grosses Potenzial. Brasilien könne sich nach Jahren der politischen Turbulenzen auf seine Reformen konzentrieren, sagt Rabobank-Ökonom Wim Boonstra. «Es gibt erste hoffnungsvolle Zeichen.» Für 2017 erwarten Experten in dem grössten südamerikanischen Land ein Wirtschaftswachstum von 0,8 Prozent, Tendenz steigend.

Wahl von Trump als Bedrohung

Doch nicht für alle Schwellenländer sind die Fachleute so zuversichtlich. «Wir rechnen mit starken konjunkturellen Unterschieden zwischen den einzelnen Ländern und Anleger müssen genau hinschauen, wo sie investieren«, betont Helene Williamson, Leiterin des Kreditgeschäfts für Schwellenländer bei der Investmentgesellschaft First State.

Besonders spannend sei, wie sehr die US-Regierung unter dem künftigen Präsidenten Donald Trump Ländern wie Mexiko oder China schade. Trump sieht in einem freien Welthandel Risiken für die USA und hat Strafzölle auf Billig-Importe angekündigt. «Grundsätzlich ist Trumps Wahlsieg als ein Schlag gegen die Globalisierung in ihrer heutigen Form zu verstehen», sagt Kinsella.

Mexikos Peso unter Druck

Nach dem überraschenden Wahlsieg des 70-Jährigen Anfang November werteten Währungen vieler Schwellenländer ab. Der MSCI-Index für diese Staaten verlor in wenigen Tagen knapp acht Prozent. Besonders gross ist die Unsicherheit beim US-Nachbarn Mexiko.

Schon 2016 hat sich die Wirtschaft dort merklich abgekühlt und für dieses Jahr erwarten Experten ein weiteres Minus. Gleiches gelte für den Peso, der nach Trumps Sieg fast 20 Prozent abwertete. «Sollte sich aber zeigen, dass Trumps politische Massnahmen pragmatischer sind als derzeit befürchtet, könnten gerade Länder wie Mexiko profitieren», räumt First-State-Expertin Williamson ein.

Russland mit grossen Problemen

Im Gegensatz zu anderen Schwellenländern geht es in Russland nach oben, seit klar ist, dass der durch russlandfreundliche Aussagen aufgefallene Trump ins Weisse Haus einzieht. Der Auswahlindex der Börse in Moskau gewann rund zwanzig Prozent und liegt auf dem höchsten Stand seit Herbst 2014. Der russische Rubel kostet mit 60 Dollar so wenig wie seit eineinhalb Jahren nicht mehr.

«Russland kann darauf hoffen, dass unter Trump Sanktionen aufgehoben werden», sagt Rabobank-Ökonom Boonstra. Zudem profitiert das Land von den wieder anziehenden Ölpreisen. Die Nordsee-Sorte Brent kostet wegen der Aussicht auf eine Verknappung des Rohstoffs wieder fast 60 Dollar je Fass, doppelt so viel wie Anfang 2016.

Abhängig vom schwarzen Gold

Doch gerade wegen der Ölpreis-Abhängigkeit warnen Experten vor sorglosen Investitionen in Russland. Problematisch sei auch die nach wie vor hohe Korruption und die Staatsbeteiligung an russischen Firmen, die mit 70 Prozent doppelt so hoch sei wie 2005. Boonstra rät vor allem bei einem langfristig orientierten Engagement zur Vorsicht: «Auf lange Sicht ist die Prognose für Russland nicht ganz so positiv.»

(reuters/ccr)