Seit letzten Freitag wissen wir es: Die Investorenlegende Warren Buffett hält neu Goldminenaktien. 21 Millionen Aktien des kanadischen Konzerns Barrick Gold hat Berkshire Hathaway erworben.

Und auch der Milliardär und Hedge-Fonds-Manager John Paulson setzt vermehrt auf die Goldschürfer. Die Position beim kanadischen Unternehmen Equinox Gold wurde ausgebaut. 

Das glänzende Endprodukt der Minenbetreiber ist seit Jahresbeginn um 33 Prozent gestiegen. Die lockere Geldpolitik der Zentralbanken und die Angst vor einer Inflation treibt den Goldpreis – zudem leisten die aktuelle Dollarschwäche und die Corona-Krise ihren Beitrag zur Rally.

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Goldpreisentwicklung seit Anfang 2020.

Quelle: cash.ch

Davon profitieren auch die Produzenten des wertvollen Rohstoffes. Die Goldminenaktien in Form des Philadelphia Gold und Silver Index (XAU) notieren momentan bei über 150 Dollar – plus 45 Prozent seit Jahresbeginn und 120 Prozent höher zu den Tiefstständen im März.

Der Index zeigt damit eine klare Outperformance gegenüber dem breiten US-Aktienindex S&P 500 – und gegenüber dem Goldpreis selbst. Die Minenaktien profitieren also zusätzlich vom positiven Sentiment an den weltweiten Aktienmärkten.

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Performance des Philadelphia Gold und Silver Index (XAU) seit Jahresbeginn.

Quelle: cash.ch

Die Outperformance gegenüber Gold ist bei einem beständig steigenden Goldpreis nicht verwunderlich – verfügen doch die Aktien von Goldminenunternehmen über einen sogenannten Goldpreishebel: Ein steigender Goldpreis kann sich bei festbleibenden Förderkosten überproportional auf das Gewinnwachstum der Unternehmen auswirken.Zumindest kurzfristig. Denn aufgepasst: Sinkt der Goldpreis, wirkt sich dies extrem negativ auf die Aktien der Goldschürfer aus. 

Die Förderkosten selbst spielen bei der Bewertung von Goldminenbetreibern ebenfalls eine entscheidende Rolle. Je günstiger geschürft werden kann, desto mehr Gewinn wirft eine Mine ab. Doch die Betreiber stehen auch vor dem Problem, dass die Goldreserven in den Minen naturgegeben endlich sind. Sind diese erschöpft, muss die Mine schliessen und ein neues Abbaugebiet gesucht werden.

Risiko auf 5'000 Metern über Meer

Beim letzten Goldpreisrally 2011 erwarteten die Goldminenunternehmen, dass die Preise beständig hochbleiben werden. Als Folge davon gingen viele bei Explorationen ein zu hohes Risiko ein. Beispielhaft dafür ist das Bergbauprojekt Pascua-Lama in den südamerikanischen Ländern Chile und Argentinien. Das kanadische Unternehmen Barrick Gold vermutete dort auf 5000 Metern über Meer unter einem Gletscher Gold, Silber und Kupfer. Bis jetzt wurde bei diesem Minenprojekt nichts abgebaut, nur Geld ausgegeben. Andere risikohafte Minenprojekte wurden hingegen verwirklicht.

Als Folge des höheren Risikoappetits sanken bei vielen Goldminenbetreibern die Margen – und der Verschuldungsrad stieg an. Als sich dann ab 2013 die Goldpreise von ihrem hohen Niveau lösten, standen die Unternehmen vor einem ernsthaften Problem.

Die Folge an der Börse war einschneidend: Der Philadelphia Gold und Silver Index ging zwischen Januar 2011 und Januar 2016 auf eine Talfahrt: minus 79 Prozent.

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Performance des Philadelphia Gold und Silver Index (XAU) zwischen 2011-2016.

Quelle: Bloomberg

Das Gros der Goldminenunternehmen hat von ihren Fehlern in der Vergangenheit gelernt. Die Kosten sind unter Kontrolle und die Margen stabil. Es kommt daher wenig Risiko von den Unternehmen selbst. Die momentan gute Situation für die Goldabbauer schlägt sich auf die Aktienkurse nieder.

Allzeithoch und Kursrakete

Die Aktien des amerikanischen Bergbauunternehmen Newmont Mining verzeichnen derzeit ein Allzeithoch. Sie notieren 57 Prozent über dem Stand von Jahresbeginn. Nicht umsonst verzeichnet der Minenbetreiber für das abgelaufene Quartal gegenüber der Vorjahresperiode ein Gewinnwachstum von 538 Prozent pro Aktie. Kommt hinzu, dass im Januar Newmont Mining ankündigte, das Unternehmen Goldcorp zu übernehmen. Nach Vollzug der Übernahme wird Newmont Goldcorp der weltweit grösste Goldminenbetreiber.

Das kanadische Minenunternehmen Barrick Gold, der zweitgrösste Goldproduzent der Welt, baut neben Gold auch Silber und Kupfer ab. Die Aktien sind aktuell für 30 Dollar zu haben - 60 Prozent höher seit Jahresbeginn und noch immer über 40 Prozent günstiger als Anfang 2011. 

Warren Buffett hat an diesem Minenbetreiber sicherlich auch Gefallen gefunden, da der CEO Mark Bristow die Schulden stark reduzieren konnte.

Zu den grossen Goldminenbetreibern gehören auch AngloGold Ashanti aus Südafrika, Kinross Gold aus Kanada und Newcrest Mining aus Australien

Eine richtiggehende Kursrakete ist das der kleine südafrikanische Goldminenbetreiber DRDGold: plus 196 Prozent seit Jahresbeginn und plus 272 innerhalb eines Jahres. Dies mag nach unverhältnismässig viel tönen, doch die Bewertung an sich spielt bei steigendem Goldpreis und Aktienmarkt keine entscheidende Rolle. Wichtiger ist bei der Auswahl eines Minenbetreibers die politische Lage im Abbaugebiet, die Besteuerung der Minen, die Verschuldung und schlussendlich die Marge.

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Performance der DRD-Gold-Aktien seit einem Jahr.

Quelle: cash.ch

Alternativ zu Einzelaktien gibt es die Möglichkeiten Goldminen-ETF (Exchange Traded Fund) zu erwerben: Der «iShares Gold Producers UCITS ETF» bietet Zugang zu Aktien der grössten börsennotierten Unternehmen, die in die Exploration und Förderung von Gold und verwandten Produkten weltweit involviert sind. 

Ebenso interessant ist der «UBS Solactive Global Pure Gold Miners UCITS ETF». Um in den Index aufgenommen zu werden, müssen mindestens 90 Prozent des Unternehmensumsatz mit Gold-Mining Aktivitäten erwirtschaftet werden.

Die entscheidende Frage

Aber aufgepasst: Die Entwicklung des Goldpreises ist der entscheidende Treiber bei Goldminenaktien. Carsten Menke von der Bank Julius Bär sieht die Feinunze Gold in drei Monaten bei 1'900 und in zwölf Monaten bei 1'750 Dollar pro Unze (derzeit: rund 2000 Dollar). Für den Goldexperten wird die erwartete wirtschaftliche Normalisierung die Anlegernachfrage belasten. Zudem erwarte er keine langfristige Abwertung des US-Dollars oder einen Vertrauensverlust in die Weltwährungen. 

Liegt der Goldexperte von Julius Bär richtig, könnte das Goldminen-Rally von kurzer Dauer sein. Zumal die momentane Bewertung der Aktien laut einem Anlageexperten langfristig einen Goldpreis von 1800 Dollar pro Unze bedingen würde.

Wer jedoch mit einem Goldpreis von 3'000 Dollar pro Unze in eineinhalb Jahren rechnet – was die Bank of America in einer vielzitierten Studie Ende Mai verkündete –, der ist bei Goldminenaktien goldrichtig. Und wahrscheinlich rechnet auch Buffett mit einer solchen Entwicklung.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf «Cash.ch» unter dem Titel: «Warren Buffett kopieren? Was Anleger von Goldminenaktien erwarten können.»

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