Die Initianten der Vollgeld-Initiative sprechen davon, dass sie «echte Franken für alle» wollen oder dass «Vollgeld echtes Geld der Nationalbank» sei. Damit unterstellen sie, Geld der Nationalbank sei mehr wert, als solches, das von Geschäftsbanken geschaffen wird.
Untermauert ist diese Haltung von dem Wissen, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) nie illiquid werden kann, weil sie das staatliche Monopol hat, das gesetzliche Zahlungsmittel Geld selbst herzustellen.
In der Schweizer Volkswirtschaft wird aber auch mit dem elektronischen Buchgeld bezahlt, das von Geschäftsbanken geschaffen wird - ohne dass deswegen bisher Kritik laut geworden wäre.
Rolle der Aufklärer
Die Initianten der Vollgeld-Initiative begründen dies damit, dass 73 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer gar nicht wüssten, dass auch Geschäftsbanken auf der Basis von Nationalbankgeld Geld aus dem Nichts schaffen. Sich selbst sehen sie diesbezüglich in der Rolle der Aufklärer.
Doch die Tatsache, dass im alltäglichen Zahlungsverkehr kein Unterschied zwischen Nationalbankgeld und Buchgeld der Geschäftsbanken gemacht wird, zeigt, dass generell beide Formen des Geldes als Zahlungsmittel akzeptiert werden.
Vertrauen in den Tauschwert des Geldes
Was also macht den Wert des Geldes aus? Ein Beispiel: Eine Konsumentin geht zum Bäcker und kauft ein Brot für zwei Franken. Der Bäcker nimmt die zwei Franken im Tausch entgegen, weil er davon ausgeht, dass auch er mit dem Geld etwas kaufen kann. Er vertraut also auf den Tauschwert des Geldes.
An diesem Beispiel zeigen sich die beiden wesentlichen Merkmale, die den Wert von Geld ausmachen: Geld an sich - etwa der Papierfetzen einer 10er-Note - hat überhaupt keinen Wert; dieser entsteht erst in Relation zu etwas anderem, das getauscht werden soll. Und: Der Wert von Geld fusst auf dem Vertrauen in die Tauschmöglichkeit.
Ist dieses Vertrauen zerstört, verliert Geld seine Funktion als Tauschmittel. So übernahmen beispielsweise auf den Schwarzmärkten Berlins unmittelbar nach dem Zusammenbruch des Deutschen Reichs 1945 Zigaretten die Funktion des Tauschmittels.
Funktionierendes System
Zurück zur Vollgeld-Initiative: Tatsächlich erscheint es wenig vertrauenerweckend, dass auch Geschäftsbanken Geld selbst schaffen können. Dies ist umso beunruhigender, als jede Bank nur einen kleinen Teil des bei ihr deponierten Geldes liquide hält. Das heisst: Wollten alle Besitzerinnen und Besitzer gleichzeitig ihr Geld zurückhaben, würde die Bank pleite gehen.
Dennoch funktioniert dieses System bereits seit mehreren hundert Jahren - trotz etlicher Bankenkrisen. Es funktioniert, weil die Bankkunden grundsätzlich auf die Zahlungsfähigkeit der Banken vertrauen.
Um dieses Vertrauen zu erhalten, hat die Schweizer Wirtschaftspolitik bisher auf Bankenregulierung gesetzt, etwa indem Banken auf einen gewissen Eigenkapitalanteil verpflichtet werden oder darauf , dass sie einen gewissen Anteil ihrer Einlagen als Mindestreserve liquide halten müssen.
Die Vollgeld-Initiative will nun das bestehende System von Grund auf ändern, indem sie den Geschäftsbanken verbietet, selbst Geld zu schaffen und indem sie Geschäftsbanken verpflichtet, für jeden Kunden ein mit Nationalbankgeld hinterlegtes Konto nur noch treuhänderisch zu verwalten.
(sda/ccr)
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