Partystimmung

Die Rohstoffbranche ist in Partystimmung. Bereits zu Jahresbeginn riefen die Investmentbank Goldman Sachs und Blackrock, der grösste Vermögensverwalter der Welt, einen «Superzyklus für Rohstoffe» aus. Auch Finanzprofi Oswald Grübel ging im «Handelszeitung»-Interview davon aus, dass Rohstoffe mindestens bis Jahresende boomen werden. Und sie hatten recht.

Seit Jahresbeginn stieg Aluminium um 21 Prozent, Kupfer um 26, Zinn um 33, Benzin um 40 Prozent. Wer als Privatanleger von dieser Entwicklung profitieren will, ist mit Rohstofffonds gut bedient. Wir haben zusammen mit Martin Bürki, Fondsspezialist bei Martinvestment und seit zwanzig Jahren in der Branche tätig, alle 67 in der Schweiz zugelassenen Fonds analysiert.

Performance, Qualität des Fondsmanagers und Fokus auf Materialien, die speziell für die Energiewende verwendet werden – das waren die Anforderungskriterien, anhand deren wir die besten drei herausgefiltert haben.

 

Rohstoffe sind im Bezug auf Aktien historisch gesehen unterbewertet
Quelle: HZ Infografik

Die Grösse des Fonds spielte dabei keine Rolle, zumal kleine Schnellboote ebenso gut performen können wie grosse Flaggschiffe – oftmals gar besser, da sie flexibler sind. «Die Chancen stehen gut, dass diese Fondsmanager auch in Zukunft gute Renditen erzielen werden», sagt Martin Bürki. «Denn es kommt in erster Linie auf die Qualität und Expertise des Fondsmanagers an.»

Der Hartnäckige: Urs Gmür

Urs Gmür interessiert sich für Biografien. Speziell für die Misserfolge, die dem Erfolg meist vorangehen. Denn es sind gerade die Tiefpunkte, die Menschen prägen und deren Charaktereigenschaften schleifen.

Auch Gmür hat so einen Tiefpunkt hinter sich. 2010 hatte sein Fonds mit dem Fokus auf seltene Erden die Zulassung erhalten. Seltene Erden sind besondere Metalle. Smartphones, Notebooks, LED-Leuchten, Elektromotoren; diese und noch viel mehr Hightech-Produkte würden ohne seltene Erden nicht funktionieren. Sie werden hauptsächlich in China produziert, das einen Weltmarktanteil von 90 Prozent hat.
Die Öffentlichkeit nahm damals noch kaum Notiz davon.

Das änderte sich, als China 2010 aus heiterem Himmel beschloss, seine Exporte zu reduzieren. Mit dem Effekt, dass die Preise für seltene Erden bis Juli 2010 explodierten. Manche stiegen innert kurzer Zeit um das zehn- bis zwanzigfache an. Gleichzeitig gab es ein Kurshoch bei den Minengesellschaften, die seltene Erden produzieren. In diese hatte Urs Gmür investiert.

Urs Gmür

Urs Gmürs Rare Earth Elements Fund hat seit Jahresbeginn eine Performance von 25 Prozent hingelegt.

Quelle: ZVG

Doch die Euphorie hielt nicht lange. Mit der Euro-Krise 2011 kam der Wendepunkt. Die Kurse brachen ein. Minenaktien fielen vom Höchstpunkt bis zu 95 Prozent, viele Unternehmen gingen unter oder mussten sich neu erfinden.

«Wir mussten durch das Tal der Tränen», sagt Urs Gmür. Er konnte zwar den grössten Schaden verhindern, da er in defensive Titel gewechselt hatte. Doch zwischen 2011 und 2016 verlor sein Fonds jedes Jahr Geld. Zu jener Zeit lernte er Geduld und Beharrlichkeit, wie er sagt. «Wir blieben immer bei unserer Meinung, dass seltene Erden ein Wachstumsmarkt sind.»

Tempi passati. Heute hat er gut lachen. Sein Rare Earth Elements Fund hat seit Jahresbeginn eine Performance von 25 Prozent hingelegt. Über die letzten drei Jahre 145 Prozent. Alle Welt spricht über erneuerbare Energien. Der Sektor ist im Trend. Die EU bestätigte 2018 in einem Bericht die wirtschaftliche Bedeutung von seltenen Erden. Über die Jahre hat Gmür zahlreiche Fonds kommen und verschwinden sehen. Heute gibt es nur noch einen Konkurrenz-Fonds für seltene Erden, der in den USA beheimatet ist, den der Rare Earth Elements Fund um 212 Prozent outperformt hat. 

Alles, was sich in der chemischen Periodentabelle von Nummer 57 bis 72 befindet, interessiert Gmür, der eigentlich kein Chemiker ist.

Er absolvierte eine klassische Banklehre bei der Raiffeisenbank. Danach arbeitete er im Handel, machte eine Weiterbildung zum CFA. Irgendwann stiess er auf das Thema seltene Erden und begann sich weiterzubilden. Er las stapelweise Bücher, ging auf Kongresse, sprach mit Branchenspezialisten. Immer wieder hat Urs Gmür seinen Fonds angepasst.

Rare Earth Elements Fund
  • Fondsmanager: Urs Gmür
  • YTD: 24%, 1 Jahr: 249%,  3 Jahre: 145%,  5 Jahre: 368%
  • ISIN: CH0111943673
  • Fondsvolumen: 63 Mio.
  • Kosten: TER 2,16%

Neben den seltenen Erden investiert er heute auch in andere Metalle wie Kobalt, Nickel oder Mangan, beziehungsweise in Unternehmen, welche diese Elemente abbauen. Das Universum ist überschaubar. «Es gibt Firmen, in die wir seit dem ersten Tag investiert sind und wo wir nie mehr verkauft haben. Grundsätzlich müssten wir die nächsten zwei, drei Jahre keine grossen Anpassungen machen.»

Doch er geht ganz bewusst aktive Wetten ein. Mittels technischer Analyse ermittelt er Marktübertreibungen, wie etwa 2017, als er alle Lithiumminen verkaufte. Mit Erfolg, wie man an Kursen sieht.