Der Ausbruch der Corona-Pandemie hat sich als Katalysator für den Schweizer Zahlungsverkehr entpuppt. Angesichts des Booms im Onlinehandel und dem geänderten Konsumverhalten hat sich der Trend hin zum bargeldlosen Bezahlen nochmals deutlich beschleunigt. Profitiert haben dabei vor allem die Anbieter von Zahlungsinfrastrukturen, während viele bereits durch die Pandemie gebeutelte KMU unter den Gebühren leiden.

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Dies hat auch damit zu tun, dass im letzten Jahr die Einführung neuer Debitkarten begann. Die Herausgeber der grossen Kartenanbieter Mastercard und Visa lancierten eine neue Debitkarte, die etwa auch im Internet eingesetzt werden kann. Da viele Banken die Gunst der Stunde nutzen wollten, begannen sie die alten Maestro-Karten schneller als erwartet zu ersetzen.

Die sogenannten Acquirer wie die SIX Payment Services seien «vom plötzlichen und breiten Roll-out» überrascht worden, stellte der Verband Elektronischer Zahlungsverkehr (VEZ) Mitte Mai fest. Dies habe zu «grossen Defiziten» bei der Implementierung der neuen Debitkarten geführt. «Finanziell betroffen waren vor allem kleinere Händler mit unvorteilhaften Verträgen», heisst es beim Verband.

Weko greift ein

VEZ-Geschäftsführer Severin Pflüger betont aber auf Anfrage, dass man bezüglich Kosten schon viel erreicht habe. Zum Verständnis: Händler zahlen eine Gebühr an die Acquirer wie die Worldline-Tochter SIX Payment Services. Ein Teil dieser Händlergebühr geben sie an die Banken, sprich die Kartenherausgeber, weiter.

Diesen Teil bezeichnet man als «Interchange Fee», welche laut dem stellvertretenden Direktor der Weko, Frank Stüssi, aber nur «ein kleiner Teil» der Händlergebühr ist, wie er gegenüber der Nachrichtenagentur AWP erklärt. Stüssi betont auch, dass die Schweiz das einzige europäische Land sei, in dem für die Maestro-Karten keine solche «Interchange Fees» verrechnet wurden.

Daher dürften gerade bei kleineren Händler die neuen Gebühren umso stärker ins Gewicht fallen. Auch weil ihnen die Verhandlungsmacht - wie sie etwa grosse Detailhändler haben - fehlt. Die «Interchange Fees» der neuen Debitkarten sind aber zumindest gedeckelt: 12 Rappen für "Visa Debit" und 20 Rappen für "Debit Mastercard".

In Europa gilt derweil ein Satz von 0,2 Prozent auf den Transaktionsbetrag. «Um der Frage nachzugehen, weshalb die Händlergebühren für KMU's trotz der tiefen Interchange Fees so hoch ausfallen, haben die Weko und auch die Preisüberwachung ein Verfahren eröffnet», bestätigt Stüssi Medienberichte vom Pfingstwochenende.

Beim Verfahren handle es sich aber bisher nur um eine sogenannte «Marktbeobachtung», wie Stüssi weiter ausführt. "Eine Marktbeobachtung ist ein kleineres Verfahren, das einer ersten Prüfung von Marktverhalten dient», präzisiert er. «Je nach Ausgang münden solche Marktbeobachtungen in grössere Verfahren.» Ins Visier nimmt die Weko dabei die SIX Payment Services.

Gebühren dürften künftig wieder sinken

Sowohl VEZ-Geschäftsführer Severin Pflüger als auch Stüssi geben sich derweil zuversichtlich, dass die Gebühren auch bei den neuen Debitkarten zukünftig tiefer ausfallen dürften. Gemäss einer Verfügung der Weko soll die allgemeine Gebührenpolitik genauer unter die Lupe genommen werden, sobald die neuen Debitkarten einen Marktanteil von 15 Prozent erreichen oder fünf Jahr im Umlauf sind.

Der VEZ geht davon aus, dass die UBS bis 2024, die CS bis 2025 und die Raiffeisen bis 2026 alle Kunden von Maestro zu den anderen Debitprodukten «umgerüstet» haben. Auf Grundlage dieser Prognose würden laut dem damals publizierten Schreiben bereits zum Jahreswechsel 2022/23 die Debitkarten von Visa und im Sommer 2023 diejenigen von Mastercard zusammen einen Marktanteil von 15 Prozent erreichen und damit die sognannte «Einführungsphase» schon viel früher beenden als vorgesehen.

(awp/tdr)