Ab dem 31. Mai können die Kunden der Schweizer Crowdfunding-Plattform Wemakeit Aktien der Firma kaufen. Sie werden also zu den Eigentümern der Firma, die zu den grössten der Branche zählt. «Zuerst geben wir unserer Community die Chance, in Wemakeit zu investieren, ab dem 2. Juni kann dann auch die Öffentlichkeit kaufen», sagt Rea Eggli, eine der Gründerinnen der Plattform.
Wemakeit hat einen sehr grossen Kundenstamm, zur Community zählen gemäss der Plattform über 500'000 Menschen. Diese haben insgesamt 80 Millionen Franken zusammengelegt und damit fast 5800 Projekte auf der Plattform finanziert.
Frauen zu Aktionärinnen machen
Die Aktien werden über die eigene Website Wemakeit.com zu kaufen sein. Im Minimum muss 336 Franken investiert werden, für die es 40 Aktien gibt. Der Verkauf wird in Zusammenarbeit mit der Plattform Aktionariat umgesetzt, die sich darauf spezialisiert hat, Unternehmen alles anzubieten, damit sie ihre Firmenanteile auf der Blockchain verkaufen können, wie Handelszeitung hier berichtet.
«Wir bei Wemakeit hatten schon immer die Vision, dass die Plattform den Nutzern, Partner und Mitarbeitern gehören sollte. Nach einer 10 jährigen Aufbauarbeit ist die Zeit nun reif für diesen Schritt», so Eggli. «Wir sind überzeugt, dass Unternehmen wie Wemakeit, ein Schweizer KMU, noch erfolgreicher werden, wenn ihre Community direkt am Erfolg partizipiert und die Geschicke mitbestimmen kann.»
Ein Anliegen ist Eggli, dass möglichst viele Frauen Aktien von Wemakeit kaufen. «Die Hälfte unserer Community sind Frauen, der Verwaltungsrat besteht zu Hälfte aus Frauen und das Team ebenfalls. Das soll sich auch in der neuen Eigentümerschaft spiegeln.» Im Zuge des Crowd-Takeovers, wie es Wemakeit nennt, werden auch die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beteiligt. Zudem wird mit den Einnahmen aus dem Anteilsverkauf Wachstumskapital geschaffen. Dafür sind die bisherigen Aktionäre und Aktionärinnen, wie etwa Rea Eggli und ihr Geschäftspartner Johannes Gees, bereit, auf 15 Prozent der Aktien und auf 30 Prozent des Erlöses aus dem Anteilsverkauf zu verzichten.
Gewinn und wachsende Umsätze
Mit dem neuen Kapital will Wemakeit neue Services entwickeln. Dazu gehören das Crowd-Investing und der Verkauf von Non Fungible Tokens (NFT). In welche Richtung es gehen soll, werden die neuen Eigentümer und Eigentümerinnen mitentscheiden können.
Diese neuen Eigentümer werden eine Firma besitzen, die gemäss dem internen Bewertungsmodell von Wemakeit 8,82 Millionen Franken wert sein soll. «Wir haben ein Bewertungsmodell entwickelt, das Sicherheit, Purpose und spekulative Gewinnerwartung verbindet», sagt Eggli.
Aus der veröffentlichten Bilanz- und Erfolgsrechnung, lässt sich erfahren, dass Wemakeit im Jahr 2021 einen Gewinn von 139'000 Franken erzielte, bei einem Umsatz von 1,59 Millionen Franken. Letzterer lag im Jahr 2017 noch bei knapp über einer Million Franken und ist dann fast jedes Jahr gestiegen.
Aufgrund vom Gewinn der Firma lässt sich ein für gewinnorientierte Investoren und Investorinnen ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 63 berechnen. Das ist deutlich höher als die Bewertung von den meisten Firmen an der Schweizer Börse. Rein gewinnorientierte Investoren müssen man also davon ausgehen, dass die Firma in den nächsten Jahren stark wachsen wird, um den Preis zu rechtfertigen.
Liebhaberobjekte für Mitbestimmung
«Wir machen keine Gewinnprognosen», sagt Rea Eggli. Aber sie geht selbstverständlich davon aus, dass das zusätzliche Wachstumskapital aus der Aktion einen positiven Effekt haben wird für das Unternehmen. Zudem wird es sich wahrscheinlich positiv auf die Kundenbindung auswirken, wenn sich viele aus der Community an Wemakeit beteiligen. Der öffentliche Aktienverkauf wird sich wahrscheinlich auch auf die Bekanntheit und Reichweite von Wemakeit auswirken.
Viele aus der Community dürften sich weniger mit der Absicht auf Gewinn beteiligen, sondern eher aus anderen Gründen, etwa um etwas gefühlt Gutes zu tun oder bei der Plattform mitbestimmen zu können. Es wird auf jeden Fall für viele andere Firmen auch spannend sein, wie die Finanzierung bei Wemakeit laufen wird.