Doch, es ist hoffnungslos und auch wissenschaftlich erwiesen: Börsentipps auf einen genauen Zeitpunkt hin, sogenannte Punktprognosen, sind nicht seriös, sondern reine Glückssache. In der Hälfte der Fälle treffen sie zu, in der anderen Hälfte dagegen nicht. Weil die Anleger aber immer und immer wieder nach Prognosen verlangen, geben fast alle Börsenexperten fleissig solche Tipps ab. Dies vor allem gegen Ende des Jahres und trotz allen Bedenken. «Der Mensch hat das Bedürfnis, zu wissen, und so ist ihm selbst eine möglicherweise falsche Antwort lieber als gar keine. Und ein Experte sagt nur ungern ‹Ich weiss es nicht› – aus Furcht, er werde als Experte nicht ernst genommen», erklärt der Genfer Ökonom Charles Wyplosz.
Prognosemethoden zuhauf
Zudem: Beim Prognostizieren können Fachleute auf ein stattliches Instrumentarium zurückgreifen: Mittel und Wege, um Aktienkurse zu prognostizieren, gibt es fast unendlich viele. Sie reichen von der technischen Analyse über statistische Methoden bis hin zur Finanzmarkt-Astrologie. Als rationaler und akzeptierter Ansatz für die Vorhersage werden ökonomische Methoden angesehen: Aufgrund von Zins-, Währungs- und Wachstumsvorhersagen für die Wirtschaft werden Prognosen für die Aktienmärkte abgeleitet. Die ökonomischen Voraussagen wiederum basieren auf ausgetüftelten mathematischen Modellen.