Das indische Industriekonglomerat Adani gerät an den Börsen unter Druck. Der aktivistische Investor Hindenburg Research teilte mit, auf fallende Kurse bei Aktien aus dem Firmenuniversum des laut «Forbes» weltweit drittreichsten Menschen, Gautam Adani, zu wetten.

Hindenburg – bekannt für seine Leerverkäufe beim Elektro-Lkw-Hersteller Nikola und bei Twitter – äusserte sich besorgt über Verschuldung und Vermögenswerte der Adani-Group. Diese sei auf eine «prekäre finanzielle Grundlage» gestellt. Weiter beschuldigte der Leerverkäufer das Konglomerat, Firmen aus Offshore-Steueroasen wie Mauritius und den karibischen Inseln missbräuchlich genutzt zu haben.

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Der Finanzchef der Adani Group, Jugeshinder Singh, sagte in einer Erklärung, das Unternehmen sei schockiert über den Bericht. Dieser sei eine «böswillige Kombination aus selektiver Fehlinformation und veralteten, unbegründeten und diskreditierten Behauptungen». Die Gruppe habe sich stets an alle Gesetze gehalten, so das Unternehmen, ohne auf die konkreten Anschuldigungen von Hindenburg einzugehen.

Aktien vieler Adani-Unternehmen sind gefallen

«Der Zeitpunkt der Veröffentlichung des Berichts verrät eindeutig eine dreiste, böswillige Absicht, den Ruf der Adani-Gruppe zu untergraben – mit dem Hauptziel, dem bevorstehenden Börsengang von Adani Enterprises zu schaden», verkündete der indische Konzern weiter. Das Flaggschiff der Gruppe, Adani Enterprises, wird am 27. Januar die grösste öffentliche Sekundäranleihe des Landes starten, um bis zu 2,5 Milliarden Dollar zur Finanzierung von Kapitalausgaben und zur Tilgung einiger Schulden zu sammeln.

Aufgrund des Berichts von Hindenburg verloren die Aktien von Adani Enterprise 1,5 Prozent, Papiere der Hafensparte Adani Ports fielen um 6,3 Prozent. Die Papiere der im vergangenen Jahr von Holcim abgekauften Zementfirmen ACC und Ambuja verloren je mehr als sieben Prozent.

Ist der Konzern «stark überschuldet»?

Firmenpatron Adani hat die Bedenken bezüglich der Verschuldung in der Vergangenheit wiederholt zurückgewiesen. Im am 31. März 2022 abgeschlossenen Geschäftsjahr der Adani-Gruppe war die Gesamtverschuldung aber um 40 Prozent auf 2,2 Billionen Rupien angestiegen.

Daten von Refinitiv zeigen, dass die Verschuldung der sieben wichtigsten börsennotierten Unternehmen der Adani-Gruppe das Eigenkapital übersteigt. Generell mehren sich die Bedenken gegenüber der Stabilität von Adanis schnell wachsendem Imperium. Das zur Ratingagentur Fitch gehörende Unternehmen Creditsights bezeichnete die Adani Group in einem im letzten August veröffentlichten Bericht als «stark überschuldet». Später milderten die Kreditmarktforscherinnen und -forscher ihre Aussage aber wieder etwas ab.

(reuters/mth)

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