Verpasste Chancen
Christoph Blocher, Konzernchef


Ems-Chemie, Nationalrat und Präsident der SVP Zürich.


«Zürich hätte beste Voraussetzungen, um ein attraktiver Wirtschaftsstandort zu sein. Seit Jahrzehnten wird dies von den Verantwortlichen in Parlament und Regierung ignoriert. Sie gehen den Weg des geringsten Widerstandes. Statt die Steuern zu senken, wurden die Staatsausgaben erhöht.»

Krise? Welche Krise? Für Christoph Blocher läuft es immer noch glänzend. Als Unternehmer meisterte er den Einbruch mit Profit, indem er sich vorausschauend darauf einstellte: Seine Ems-Chemie steigerte letztes Jahr den Betriebsgewinn um ein Fünftel. Und als Politiker schlägt er Kapital aus der Verängstigung des Volkes: Die SVP Zürich stiess zwar im Frühling an der Decke an, die SVP Schweiz legt aber wohl im Herbst mit ihren einfachen Rezepten nochmals zu. Von den Renten, die er jetzt wieder volksmundgerecht verteidigt, will Christoph Blocher jedenfalls noch nicht leben. In der Politik zeigt er keine Ermüdungserscheinungen, im Unternehmen prüft er nur, wie sich mit Magdalena Martullo-Blocher und Markus Blocher der Nachwuchs bewährt – und die Öffentlichkeit schaut interessiert zu.

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Auch Klaus-Michael Kühne, VR-Präsident des Logistikgiganten Kühne & Nagel, arbeitet mit 66 Jahren noch täglich zwölf bis vierzehn Stunden. Der Erfolg des Unternehmens, das ihm mehrheitlich gehört, macht ihn zu einem der reichsten Männer um den goldenen Zürichsee: Die Zürcher können sich nur noch darüber ärgern, dass er, weil sie ihm die Arbeitsbewilligung verweigerten, einst in Schindellegi SZ unterkam und jetzt an der Universität St. Gallen ein Institut für Logistik bezahlt. Am Zürichsee selbst, sowie in Davos, wohnt Robert Louis-Dreyfus. Das Unternehmen, das dem Adidas-Sanierer wiederum europaweit Publizität einbrachte, sitzt allerdings in Zug: die Infront Sports & Media mit Günther Netzer und dem ehemaligen Ringier-Chef Oscar Frei, die ehemalige Kirch Sport, die auch die Fussball-WM 2006 vermarktet. Wichtiger Investor bei Infront Sports & Media ist Klaus J. Jacobs. Das Gros seiner Geschäfte betreibt der auch nach seinem Teilverkauf bedeutende Adecco-Aktionär dagegen in Zürich: Vor allem seine wichtigste Beteiligung, Barry Callebaut. Und die Jacobs-Stiftung setzt sich segensreich für die Bildung der Schweizer Jugend ein; der Unternehmer selber aber zieht sich auf sein Gestüt bei Cambridge zurück.

Unverwüstlich bleiben auch andere. Uli Albers etwa, der Chef der gleichnamigen Immobilien- und Textilgruppe: Er hörte schon vor Fritz Gerber und Rainer E. Gut mit dem vermögensverzehrenden Hobby GC auf, dafür erstellt er jetzt eine Grossüberbauung gleich neben dem Hardturmstadion. Oder auch der «Gärtner der Nation»: Werner Spross verlor zwar eine dreistellige Millionensumme an der Börse, verkündete aber, wichtiger sei doch, dass er immer gesund sei. Gar nicht mehr wichtig ist ihm dagegen GC; seine Unterstützung für die Junioren, betont der bekennende Nichtmatchbesucher, bedeute nicht den Wiedereinstieg als Mäzen. Einer guten Gesundheit erfreut sich auch Diethelm Keller Siber Hegner: Im ersten Jahr nach der Fusion erzielte das Handelshaus unter der Führung von CEO Jörg Wolle erfreuliche Zahlen, zur Genugtuung von Familienaktionär und Verwaltungsrat Andreas Keller, dem Präsidenten der Zürcher Handelskammer. Und schliesslich gelingt es Philippe Gaydoul, Denner nach dem Tod seines Grossvaters Karl Schweri mit einem frischen Auftritt zu beleben, und Philippe Olivier Burger, als ungekröntem König der Bahnhofstrasse, das Geschäft von PKZ am Laufen zu halten.

Dagegen kämpfen viele andere gewichtige Unternehmer mit Schwierigkeiten, teils konjunkturbedingten, teils hausgemachten. Walter Haefner litt mit der Amag unter Marktanteilsverlusten vor allem von VW und beim US-Softwareunternehmen Computer Associates unter Ermittlungen der Börsenaufsicht, die ihn ein Drittel seines Vermögens kosteten. Als reichster Zürcher kann sich der 94-Jährige aber immer noch mit mindestens sechs Milliarden und mit Siegen seiner Rennpferde trösten. Auch Autoimporteur Walter Frey kämpft mit rückläufigen Verkäufen seiner japanischen Marken; nach seinem überraschenden Rückzug aus dem Nationalrat, als Geldgeber der SVP Zürich und vom Präsidium der ZSC Lions zeigt er jetzt aber Entzugserscheinungen.

Andy Rihs kehrte als VR-Präsident von Phonak zwischenzeitlich ins Tagesgeschäft zurück, als sich seine Nachfolge nicht bewährte und der Kurs des Börsenlieblings abbröckelte. Beat Curti, ebenfalls «back in business», ringt auch nach dem Verkauf der Bon Appetit Group um den Anschluss an die Zukunft; seine Goldbach Media, mit Beteiligungen an Internetfirmen und an (Hit-)Radio Z, bricht unaufhaltsam auseinander. Thomas Bechtler zieht seine missachtete Zellweger Luwa von der Börse zurück; das Präsidium der Kunstgesellschaft, das ihm mehr Aufmerksamkeit verschaffte, hat er an Multihoffnungsträger Walter Kielholz weitergegeben. Thomas Schmidheiny beschädigte seinen guten Ruf, nach dem Debakel als Swissair-Verwaltungsrat, mit einem Insidervergehen gleich selbst und verzichtete auf das VR-Präsidium sowie die Stimmenmehrheit von Hocim. Und auch Gipfeli-König Fredy Hiestand erlebte sein schlimmstes Jahr: Er schied nicht ganz freiwillig aus dem Unternehmen aus, das ihm immer noch zu einem Viertel gehört – nach dem Kauf einer Bäckerei am Klusplatz steht der ruhelose Pionier wieder um halb vier Uhr morgens in der Backstube. Alle diese Unternehmer müssen sich wohl das Motto von Peter Steiner zu eigen machen, der vor drei Jahren nach der Ausbildung in den USA den Generalunternehmer Karl Steiner allein übernahm: «Zum Erfolg gehört, mit Misserfolg umzugehen.»

Die Manager

Rundum gute Noten
Jürgen Dormann, VR-Präsident und Konzernchef ABB.


«Als Unternehmer schätze ich die hoch qualifizierten Mitarbeiter, die man am Standort Zürich vorfindet. Auch begrüsse ich, dass man es in Zürich verstanden hat, positive wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die der Entwicklung Zürichs ein gutes Fundament verleihen. Zudem finde ich Zürich effizient und übersichtlich mit einer überaus guten Verkehrsanbindung in Europa.»

Viel Bewegung bringen die schwierigen Jahre auf den Etagen des Topmanagements. Wer nur schönwettertauglich ist, fliegt mit oder ohne goldenen Fallschirm raus; dafür rücken sturmerprobte Macher nach. Bei ABB herrschte der Sesseltanz schon seit dem Ausscheiden von Percy Barnevik als CEO. Als es aber letztes Jahr ums nackte Überleben ging, musste Jürgen Dormann zuerst als Verwaltungsratspräsident und darauf auch als Konzernchef antreten: Er ringt um das Vertrauen von Banken, Börse und Belegschaft und räumt im Intrigenstadel in Oerlikon so auf, dass die Konzernzentrale schon bald zu gross sein könnte.

Nach einem unsäglichen Gezerre um Macht und Moneten muss Hans Lerch Kuoni durch die Krise der Reisebranche führen, derweil sich sein schärfster Konkurrent, Claus Niederer bei Hotelplan, auf einem sichereren Sessel sogar als Chef einer Fluggesellschaft versuchen kann: Als nach dem Grounding der Swissair auch die Balair am Boden blieb, gründete er kurzerhand Belair. Max Link setzte sich bei Centerpulse selbst auf den Schleudersitz: Er kann gelassen zuschauen, wie sich Zimmer und Smith & Nephew um den Medizinaltechnikkonzern balgen – der Gesundheit seiner eigenen Finanzen nützt jeder Deal. Beim schwedischen Dentalimplantate-Giganten Nobel Biocare sorgt Heliane Canepa im Auftrag der Beteiligungsgesellschaft BB Medtech um Ernst Thomke für mehr Biss, und die Verlegung des Holdingsitzes nach Zürich hilft die Steuern drücken. Am Flughafen, pardon: bei Unique will Josef Felder beweisen, dass nicht nur die Fehlplanung einzigartig ist. Bei Forbo muss der ehemalige Schindler-Mann Werner Kummer die Zahlen aufpolieren, bei Bucher der frühere Sulzer-Textil-Chef Philip Mosimann, unter den wachsamen Augen von VR-Präsident Rudolf Hauser aus der Familie, die beim Fahrzeug- und Anlagenbauer das Sagen behält. Bei Barry Callebaut will der Flame Patrick De Maeseneire, vom anderen Jacobs-Konzern Adecco kommend, neu nicht nur die Produzenten, sondern auch die Konsumenten von Schoggi beliefern. Sein Vorgänger, Andreas Schmid, mutet sich derweil als Multi-Verwaltungsratspräsident neben Barry Callebaut auch bei Unique und Kuoni ein happiges Problemvolumen zu. Und schliesslich soll, weil das Ergebnis unter dem Strich nicht mehr stimmt, der Stuhl von Oskar Ronner wackeln, der die ehemalige Elektrowatt als Siemens Building Technologies auch unter der Herrschaft des deutschen Elektrokonzerns von Zürich aus führt.

Viel Aufregung gab es um den Sesseltanz auf der Führungsetage der Migros. Anton Scherrer, vermeintlich ein Chef mit kurzem Verfallsdatum, hat aber beim orangefarbenen Riesen schon mehr bewegt, als die Beobachter erwarteten, und er arbeitet bereits daran, seine Haltbarkeit zu verlängern – der nächste Nachfolgekampf läuft dennoch schon. Ohne Begleitgeräusche verlief dagegen der geplante Chefwechsel bei Unaxis; Heinz Kundert, der nach dem Umbau zum Technologiekonzern die Führung von Multi-Verwaltungsrat Willy Kissling übernahm, muss aber gleich die schwerste Krise der Halbleiterindustrie durchstehen.

Gegen Anfeindungen hält sich Sepp Blatter mit Methoden à la Machiavelli auf dem Fifa-Thron. Und andere Topmanager behaupten sich auch in bewegten Zeiten mit überzeugenden Leistungen. Robert Spoerry lenkt Mettler-Toledo ausgewogen auf Erfolgskurs. Ulrich Graf überzeugt bei Kaba auch seinen Vorgänger, Übervater Ulrich Bremi, der immer noch zu den Grossaktionären gehört. Günter Kelm erobert mit Geberit die Toiletten Europas, Peter Grüschow behält bei Siemens Schweiz selbst in flauen Zeiten die sichere Leitung.

Rudolf O. Huber bei der BMW Group Switzerland beziehungsweise Wilfried Steffen bei DaimlerChrysler Schweiz verkaufen den Eidgenossen auch in sparsameren Zeiten Wagen der gehobenen Klasse, und seis in der Miniausgabe. Und Peter Quadri, schon über dreissig Jahre bei IBM, erwirbt sich Verdienste darin, die Schweiz aus dem Industrie- ins Informationszeitalter zu beamen.

Zürich ist erste Wahl
Ernst Tanner, VR-Präsident und Konzernchef Lindt & Sprüngli.


«Nach 30-jähriger Berufstätigkeit in Europa und den USA ist und bleibt für mich und meine Familie Zürich hinsichtlich Lage, Lebensqualität und Kultur erste Wahl. Ich glaube auch an den Wirtschaftsstandort Zürich – das haben wir bei Lindt & Sprüngli in Kilchberg in den letzten Jahren gezeigt.»

Was kontinuierliches Arbeiten bringt – so es denn auf Können beruht –, beweist niemand so wie Ernst Tanner: Er feiert dieses Jahr, zusammen mit einem fast unveränderten Team, sein Zehn-Jahr-Jubiläum bei Lindt & Sprüngli. Und alle feiern mit, denn der Marketing-Crack hat nicht nur den Schoggi-Liebhabern leckere Innovationen, sondern darum den Aktionären auch süsse Kurssteigerungen und dem Personal sichere Arbeitsplätze im Zentrum des Hochlohnlandes beschert. Nur an einer Knacknuss biss sich selbst Ernst Tanner die Zähne aus: Als Verwaltungsrat der Credit Suisse hat auch er keinen Schoggi-Job.

Die Familien

Ausgerechnet eine Todesanzeige brachte vor einigen Monaten ins Bewusstsein der Öffentlichkeit, wie stark die alteingesessenen Patrizierfamilien das Leben von Zürich noch immer prägen: Als neuer Lebenspartner von Adriana Bodmer zeichnete niemand Geringerer als UBS-Chef Marcel Ospel. Eine Woche später zeigte sich das Paar am bedeutendsten gesellschaftlichen Anlass der Stadt, dem Opernball: Eine entfernte Verwandte aus der Dynastie mit dem klingenden Namen, Margot Bodmer, sammelte da als Organisatorin und «Mutter Teresa des Opernhauses» zum letzten Mal mehr als eine halbe Million Franken für den Kulturtempel.

Ihr Ehemann Henry Carl Martin – kurz: Harro – Bodmer gilt als Oberhaupt des jahrhundertealten Familienclans. Als Sohn von Annie Bodmer-Abegg, der die Stadt den Botanischen Garten verdankt und die über 100-jährig auf Schloss Buonas am Zugersee starb, führt Harro Bodmer die milliardenschwere Abegg-Holding: Sie geht zurück auf den Urgrossvater Carl Julius Abegg-Arter, der als bedeutender Aktionär 28 Jahre lang die Schweizerische Kreditanstalt als Präsident führte und Schweizer Rück sowie Elektrowatt mitgründete. Der Cousin Hans Conrad Bodmer aus der Familie, die einst die grösste Seidenspinnerei der Stadt besass, bestimmt derweil die Geschäfte des Handelshauses Desco von Schulthess, der bedeutendsten Seidenhändlerin Europas.

Am grössten Handelshaus auf dem Platz, der erfolgreich fusionierten Diethelm Keller Siber Hegner, bleibt die traditionsreiche Familie Keller beteiligt. Und bei der Privatbank Märki Baumann, die Hans Conrad Bodmer zuvor erfolgreich geführt hat, hat jetzt die einst ebenfalls im Seidenexport bedeutende Familie Syz-Abegg das Sagen: Raymonde Syz-Abegg, auch sie eine Cousine von Harro Bodmer, besitzt das diskrete Haus zu 95 Prozent; ihr Sohn Hans G. Syz, gelernter Kameramann, sitzt auf dem Stuhl des CEO, ihre Tochter Carole Schmied-Syz im Verwaltungsrat. Als älteste und führende Privatbank Zürichs versteht sich Rahn & Bodmer; als unbeschränkt haftende Partner führen sie heute Peter R. und Christian Rahn sowie André Bodmer, dazu Hans J. und Martin H. Bidermann aus der dritten Familie, die erst seit fünfzig Jahren dazugehört. Während die Müllerdynastie Wehrli in der Mühle Tiefenbrunnen mit dem Kleintheater Miller’s Studio und dem Museum Mühlerama nur noch an ihr Gewerbe erinnert, behalten so vor allem im Handels- und im Privatbankengeschäft die Zürcher Patriziergeschlechter eine starke Stellung. Sie finden standesgemäss etwa im exklusiven Golfclub Zumikon zusammen, auch in der Zunft zur Meisen mit dem Anwalt Dieter von Schulthess, ebenfalls aus altem Geschlecht, als Stubenmeister und auserlesenen Neuzuzügern wie CS-Präsident Walter Kielholz, vor allem aber in der Gesellschaft «zum Schneggen» mit eigenem Gesellschaftshaus nur gerade einen Steinwurf vom Rathaus entfernt, in der sich die Mitgliedschaft – der Schild – schon über Jahrhunderte vererbt.

Oder im Grand Hotel Dolder: Sein Besitzer, Urs E. Schwarzenbach, trägt zwar auch einen berühmten Namen, hat aber als Sohn eines kleinen Druckereibesitzers aus Küsnacht seinen sagenhaften Reichtum im Devisenhandel selber gemacht. Als Besitzer eines Schlosses in Grossbritannien und der Schah-Villa in St. Moritz hat der publizitätsscheue Milliardär, der in London an der Themse lebt, auch das legendärste Haus am Platz von der Familie Schweizer-Wehrli übernommen, zusammen mit Martin Candrian, als Zünftler zur Meisen und Betreiber der Gaststätten im Hauptbahnhof einer der besten Namen in der Zürcher Gastronomie. Mit 160 Millionen Franken will das Duo das vernachlässigte Grand Hotel zu einem der zehn edelsten Häuser der Welt machen, dafür zieht es mit Lord Norman Foster als Architekt einen echt Geadelten bei.

Die Finanz-Player

Nirgends dreht sich das Personalkarussell so wie in den Chefetagen der Banken und der Versicherungen – je grösser, desto heftiger. Denn angesichts von abstürzenden Börsen und davonlaufenden Kunden kämpfen auch ehrwürdige Häuser ums Überleben. Und die grauen Eminenzen Rainer E. Gut, Hans J. Bär, Hans Vontobel oder Niklaus Senn, der kürzlich sein Büro bei der UBS räumte, konnten nur noch zusehen, wie ihre Ziehsöhne das Kapital des Finanzplatzes Zürich – Mittel, Vertrauen und guten Ruf – verspielten.

Das gilt vor allem bei den wichtigsten Häusern für die einheimische Wirtschaft: bei der Credit Suisse Group mit der «Winterthur» und bei der Rentenanstalt, die mit ihren Milliardenverlusten an der Börse die Pensionen von zwei Dritteln der Schweizer Arbeitnehmer aufs Spiel setzten. Bei der CS musste der lange gefeierte Alleinherrscher Lukas Mühlemann in Raten abtreten, seine Ämter müssen gleich drei Köpfe übernehmen: John Mack gewöhnt in New York die überbezahlten und unterbeschäftigten Investmentbanker von Credit Suisse First Boston wieder an realistischere Zahlen, Oswald Grübel, aus dem Vorruhestand zurückgeholt, räumt von Zürich aus bei den Vermögensverwaltern und -vernichtern von Credit Suisse Financial Services auf. Und Swiss-Re-Chef Walter Kielholz, als Retter in der Not vom Mythenquai an den Paradeplatz gerufen, sorgt als umsichtiger Verwaltungsratspräsident dafür, dass sich die konfliktträchtige Konstellation mit zwei CEO bisher wider Erwarten bewährt.

Vertrauenswürdige Köpfe brauchte auch die Rentenanstalt, wo ein Verwaltungsrat ohne Kompetenz ein Management ohne Skrupel gewähren liess. Rolf Dörig, von der CS geholt, muss als CEO mit seiner bodenständigen Art das verlorene Vertrauen zurückgewinnen, dabei unterstützt ihn ein weitgehend ausgewechselter Verwaltungsrat um den geistesverwandten Präsidenten Bruno Gehrig, der sein Amt eben angetreten hat. Dessen Sitz im Direktorium der Schweizerischen Nationalbank, neben Präsident Jean-Pierre Roth und Vizepräsident Niklaus Blattner, übernimmt mit dem 39-jährigen Philipp Hildebrand, zuvor bei Vontobel und der Union Bancaire Privée in Genf, der Jüngste seit einem Jahrhundert.

Eines Besseren belehrt
James J. Schiro, Konzernchef Zurich Financial Services.


«Zürich war für mich und meine Frau während vieler Jahre nur ein Zwischenhalt auf dem Weg nach Davos. Einkaufsbummel an den Ufern der Limmat, glänzende Aufführungen in der Oper und die Qual der Wahl für Feinschmecker – vom Bratwurststand bis zum feinsten Lokal – haben uns eines Besseren belehrt. Es ist mir eine Ehre, einem Unternehmen dienen zu dürfen, das so eng mit der Tradition dieser Stadt verwoben ist.»

Neben der Credit Suisse, für die der deutsche Shooting Star Leonhard Fischer die Tochter «Winterthur» führt, setzen auch andere Traditionshäuser neu auf Ausländer, so die «Zürich» auf den Amerikaner James Schiro, die Swiss Re auf den Briten John Coomber, die Bank Vontobel auf Herbert Scheidt von der Deutschen Bank und Converium, die ehemalige Rückversicherungstochter der «Zürich», auf den Deutschamerikaner Dirk Lohmann. Die Schweizer Börse SWX berief für ihren Kampf gegen den Bedeutungsverlust einen Auslandschweizer zurück, Reto Francioni, den Vater des eben eingestellten Neuen Marktes in Frankfurt. Die Bank Vontobel holte ihren starken Mann aus einer anderen Branche: Der einstige Danzas-Chef Peter Wagner hat bei der Privatbank zahlreiche Abgänge durchgesetzt, sodass sich ihr angeschlagener Ruf erholen und der Erbe Hans-Dieter Vontobel sich lockerer in Ungarn und Südfrankreich seinen Pferden widmen kann. Die Bank Bär schliesslich, im Boom auch nicht von Skandalen verschont, lässt sich mit Walter Knabenhans erstmals von einem Aussenstehenden führen. Auch nach dem Wechsel im VR-Präsidium von Thomas Bär zu Raymond J. Bär behält die Familie die derzeit nicht gar so lukrativen Geschäfte aber fest im Blick.

Die Zürcher Bankiers bekommen auch scharfe Konkurrenz, aus Basel und Genf, aus Deutschland und den USA. Während Martin Ebner, zurück bei der BZ Bank, wieder kleinere (Rest-)Posten handelt, mussten einige seiner Schüler bereits aufgeben. Nach dem Flugzeugabsturz des Ebner-Epigonen Ernst Müller-Möhl trat seine Witwe Carolina Müller-Möhl bei der A&A Actienbank ein schweres Erbe an. Die erste Müller-Möhl-Gründung, die Bank am Bellevue, behauptet sich mit einem verschworenen Team um Jürg Schäppi und Dieter Albrecht aber auch in struben Zeiten: Glänzend ist gegenwärtig nur die neue Adresse, auch für die bisher in Zug residierende Bellevue Asset Management, die die Beteiligungsgesellschaften BB Biotech und BB Medtech führt: Goldbach an der Goldküste. Ein solideres Erbe verwaltet die Bührle-Familienbank Ihag mit Gratian Anda, dem Sohn von Hortense Anda-Bührle. Und gut halten sich, als letzte Aufsteiger, CEO Thomas Matter und Grossaktionär Rumen Hranow mit Swissfirst, die EFG Private Bank um Jean Pierre Cuoni, die der griechischen Familie Latsis gehört, sowie die OZ Bankers mit VR-Präsident Erwin W. Heri und CEO Peter Rüegg. Die ehrwürdigen Häuser beschränken sich dagegen zunehmend auf das diskrete Geschäft mit Privatkunden, wie Märki Baumann mit Arthur Bolliger als CEO oder die beiden CS-Töchter Bank Leu mit Hans Nützi und Clariden-Bank mit Bernard Stalder und Beat Wittmann.

Das grosse Geld, für ihre Kunden und für sich, machten in den letzten Jahren die Herren der Hedgefunds, allen voran Rainer-Marc Frey, der sein Geschäft mit den Milliarden in Pfäffikon SZ an die britische Man-Gruppe verkaufte. Mit Adveq beweisen Bruno Raschle und André Jäggi von Oerlikon aus, dass das Geschäft mit Private Equity in den Jahren nach dem Börsenhype noch rentieren kann. Massimo Lattmann als Venture-Capital-Pionier und Präsident der Unternehmensfinanzierer SECA muss dagegen die Pensionskassen wieder von dieser Anlagemöglichkeit überzeugen. Auch der abgekühlte Risikokapital-Star Peter Friedli und der einstige Roche-Geldvermehrer Henri B. Meier mit dem Biotechriesen HBM Bioventures, der seine Anlagen von Zürich aus überwacht, können nur auf bessere Zeiten hoffen.

Risiken geht Hans Vögeli als neuer Chef der Zürcher Kantonalbank ein: Einerseits übernahm die Staatsbank letzten Sommer die eingetrübten Visionen von Martin Ebner, anderseits verärgert sie die anderen Kantonalbanken, indem sie landesweit nach grossen Kunden jagt. Nur an ihren eigenen Strukturen will die drittgrösste Bank der Schweiz nichts ändern: Ein Börsengang ist weiterhin so wenig ein Thema wie eine Verkleinerung der überbesetzten politischen Führung. Die Mitglieder des Präsidiums dürfen bleiben, wenn sie ihre Boni zurückgeben – die Aufnahme unter die wichtigen Player des Finanzplatzes erkaufen sie sich allerdings auch damit nicht.

Nur ein grosses Finanzhaus wartete in letzter Zeit fast nur mit guten Nachrichten und Ergebnissen auf: die UBS – sie hatte ihre Skandale schon vor dem Börsencrash hinter sich. Unter der Führung von Peter Wuffli besinnt sich die Grossbank darauf, was sie am besten kann: das Vermögen ihrer Kunden zu mehren. Und VR-Präsident Marcel Ospel als starker Mann verlegt immer mehr Aktivitäten von Basel nach Zürich, selbst sein Liebesleben.

Die Politiker

Zwar wachsen selbst in Zürich die Bäume nicht in den Himmel, aber immerhin wird im Westen der City Stockwerk auf Stockwerk getürmt. Und auch in anderen Stadtquartieren wird eifrig gebaut. Zu verdanken ist das nicht zuletzt Stadtpräsident Elmar Ledergerber, der während seiner Zeit als Bauvorstand dafür sorgte, dass an der Zukunft der Stadt gebaut werden konnte. Mittlerweile hat sich der wortgewandte SP-Politiker als selbstbewusster Verfechter eines selbstbewussten Zürich profiliert, der bei Gelegenheit selbst seinem Parteikollegen im Bundesrat, Moritz Leuenberger, öffentlich widerspricht.

Für starke Zürcher Worte in Bern will auch ein anderer sorgen: Josef Estermann, Ledergerbers Vorgänger im Zürcher Stadthaus, meldet sich auf der Politbühne zurück – der SP-Mann kandidiert als Ständerat. Bleibt abzuwarten, ob der in Zürich nach wie vor populäre Alt-Stapi in die bürgerliche Phalanx, bisher mit den beiden aus Horgen kommenden Zürcher Ständeräten Hans Hofmann (SVP) und der auf die Wahlen 2003 zurücktretenden Vreni Spoerry (FDP), einbrechen kann.

Zurzeit haben die Bürgerlichen jedenfalls in der Politik an national gewichtigen Persönlichkeiten mehr zu bieten als die Linke: Ueli Maurer hat sich als Parteipräsident der SVP aus dem Schatten des Parteiübervaters Christoph Blocher lösen können. Maurers Selbstvertrauen hat seinen Grund: Er wandelt mit seiner Partei festeren Schrittes denn je auf der Siegerstrasse. Das hat die SVP nicht zuletzt ihrem PR-Strategen, Nationalrat Christoph Mörgeli aus Uerikon, zu verdanken. Gewicht in Bern hat auch die Fast-FDP-Parteipräsidentin Trix Heberlein aus Zumikon. Und Ruedi Noser, als Übergangspräsident der Hoffnungsträger der FDP Zürich, zieht als Nummer zwei bei der FDP Schweiz auch auf nationaler Ebene an wichtigen Fäden.

Schweizweit fallen auch Zürcher Politiker auf, die nur auf städtischer oder kantonaler Ebene parteipolitisch aktiv sind. Koni Loepfe, altgedienter Stadtzürcher SP-Präsident und -Stratege, sorgt im Hintergrund dafür, dass das rote Zürich auf pragmatischem Kurs bleibt. Und der grüne Kantonsrat Daniel Vischer, Präsident der Gewerkschaft VPOD Luftverkehr, erntet als kenntnisreicher Verhandler in der Debatte um das Schicksal des Swiss-Personals auch Applaus von bürgerlicher Seite.

Während die Stadt rot-grün regiert wird, dominieren im Kanton die Bürgerlichen, allerdings seit den Erneuerungswahlen vom 6. April 2003 nur noch knapp. Neben den Bürgerlichen Rita Fuhrer (SVP, Soziales und Sicherheit), Dorothée Fierz (FDP, Bau), Ruedi Jeker (FDP, Volkswirtschaft) und Christian Huber (SVP, Finanzen) gehören dem Regierungsrat die Sozialdemokraten Markus Notter (Justiz) und Regine Aeppli (Bildung) sowie die Grüne Verena Diener (Gesundheit) an. Gespannt sind Politbeobachter vor allem auf die neu gewählte Bildungsdirektorin, die das brisante Erbe des in die Privatwirtschaft (Jacobs Foundation) abgewanderten Bildungsreformers Ernst Buschor angetreten hat. Bemerkenswert: Den Kanton Zürich regiert eine Frauenmehrheit. Politischen Einfluss haben und nehmen in Zürich auch Nichtpolitiker: Stephan Kux, Europadelegierter des Kantons Zürich, Leiter der Zürcher Wirtschaftsförderung und Dozent für Politikwissenschaft an der Universität Zürich, ist ein engagierter Botschafter des Standortes Zürich. Rudolf Ramsauer, Direktor des Wirtschaftsspitzenverbandes Economiesuisse, setzt sich für wirtschaftliche Rahmenbedingungen ein, die Zürich als Motor der Schweiz am Laufen halten sollen. Das tut auch Walter Diggelmann, CEO der Swiss-American Chamber of Commerce, der Zürich zu Vorteilen im Standortwettbewerb um multinationale Unternehmen verhelfen will.

Die Berater, Headhunter und Anwälte

Einst gebärdeten sie sich wie die Pfauen der Wirtschaft, doch mittlerweile haben nur noch wenige Consultants Grund, das Rad zu schlagen: Das Image der Branche hat Schaden genommen, die Honorare sind im Keller. Ein augenfälliges Beispiel dafür ist McKinsey: Nach dem Swissair-Debakel, für das das Consultingunternehmen von vielen Medien mitverantwortlich gemacht wurde, musste der einstige Branchenprimus wegen schleppenden Geschäftsgangs Personal entlassen. Mittlerweile ist die Trendwende zwar geschafft, doch bis sämtliche Scharten ausgewetzt sind, wird Thomas Knecht, Managing Director McKinsey Schweiz, noch eine ganze Weile zu tun haben.

Dafür sorgen auch die beiden Grossen im Markt: Bearing Point (aus Andersen Business Consulting und KPMG Consulting) und IBM Business Consulting Services (aus PwC Consulting und IBM Management Consulting). Andreas Bürge, Senior Managing Director von Bearing Point Schweiz, und Ruedi Vontobel, Leader IBM Business Consulting Services, setzen derzeit alles daran, neue Marktanteile zu erobern. Kummer bereiten dürfte das auch Hubertus Mühlhäuser, der Arthur D. Little Schweiz umkrempelte, und Elmar Wiederin, Senior Vice President bei The Boston Consulting Group und Leiter der Schweizer Niederlassung von BCG.

Ein schwacher Trost: Bei den Personalberatern ist der Druck aufs Geschäft derzeit fast noch grösser als bei den Management-Consultants. Praktisch alle Headhunter haben grösste Probleme, ihr eigenes Personal zu beschäftigen. Die Ursachen dieser Krise liegen jedoch nur teilweise im Niedergang des Marktes begründet. Ebenso schwerwiegend ist, dass sich in den vergangenen Boomjahren viele neue Unternehmen im Search-Segment niedergelassen haben. Von der Situation in der Personalberaterbranche betroffen sind vor allem die Chefs von Executive-Search-Topunternehmen, wie beispielsweise Romeo Crameri (Heidrick & Struggles), Hans Wälchli (Korn Ferry), Roger Rytz (Spencer Stuart) oder auch Christian R. Muggli (Egon Zehnder Schweiz). Selbst Profi-Lächler wie Björn Johansson, Sandro Gianella oder Ken Korfmann haben schon bessere Zeiten gesehen.

Aus der Not eine Tugend gemacht haben die ehemaligen McKinsey-Partner Nils Hagander und Hanne de Mora. Sie beraten nicht mehr, sondern gründeten in Küsnacht die Maklerfirma a-connect und vermitteln über diese Plattform so genannte Independent Professionals an Auftraggeber.

In schlechten Zeiten heissts also sparen – auch bei den Steuern. Deshalb müssen sich die Steuerspezialisten über mangelnde Auslastung keine Sorgen machen. Jakob Baer (Vorsitzender der Geschäftsleitung KPMG) und Peter Athanas (Verwaltungsratspräsident von Ernst & Young) können sich über Auftragsmangel nicht beklagen. Das gilt wohl auch für Markus Neuhaus, der erst kürzlich als Nachfolger des altershalber ausgeschiedenen Peter Weibel auf dem Chefsessel von PricewaterhouseCoopers Schweiz Platz nahm.

Die Laune nicht verderben lassen sich einige Altgediente im Beratergewerbe. Carsten B. Henkel, Geschäftsführer und Partner der Monitor Group AG in Zürich, ist hier in der Schweiz erst richtig aktiv geworden, als die Boomzeiten schon im Abklingen waren, was ihm heute manches leichter macht. Managementtrainer Harry Holzheu, professioneller Positivdenker, hat mit Krisenzeiten ohnehin keine Not, solange er sie gut verkaufen kann. Und Krisen gewohnt ist auch Michael Funk, einst Chef des Oerlikon-Bührle-Konzerns und heute Präsident des Zentralvorstands des Grasshopper-Clubs. Schon bei Bührle zeigte Funk: Was ihn nicht umbringt, macht ihn nur härter. Letztlich wird er von der Krise also profitieren.

Für Anwälte ist Letzteres ohnehin ein klarer Fall: Peter Widmer, Ex-GC-Präsident, Peter Forstmoser, Verwaltungsratspräsident Swiss Re, und der auch nach einem eher unglücklichen Auftritt beim Schauspielhaus in vielerlei Gremien engagierte Peter Nobel haben mehr als genug zu tun. Und gefragt sind schliesslich die Dienste von Profiverwaltungsrat Peter Küpfer: Der ehemalige Banker aus Zollikon präsidiert den Verwaltungsrat des Berner Konsumgüterkonzerns Valora und sitzt in den Verwaltungsräten von Swisscom, Holcim, Unaxis und Julius Bär.

Toleranz erwünscht
Susan Kish, CEO First Tuesday Zurich.


«Es ist schön, dass der Weg ins Büro oder zu einem Meeting irgendwo in der Stadt nur eine Viertelstunde dauert, egal wo man sich in Zürich gerade aufhält. Und es ist schön, dass sich die Esskultur in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt hat. Aber natürlich: Zürich könnte noch toleranter und vielfältiger werden. Zürich ist ein grossartiger Ort, um Geschäfte zu machen, ein schwieriger jedoch, um ein Unternehmen aufzuziehen.»

Thomas Held, Direktor der Avenir Suisse, ist als Zukunftsforscher und Denkfabrikler ebenfalls gut ausgelastet. Zukunft gibt es schliesslich immer, und das Denken lässt sich Held gerade in konjunkturell schlechten Zeiten nicht verbieten. Und zumindest ein «Think-Tänkli» (Selbstdeklaration) führt auch die ehemalige Investmentbankerin Susan Kish: Die emsige Vernetzerin im Internetboom, jeweils am First Tuesday, lässt mittlerweile ausgewählte Thought Leaders in Zürich auch über Finanzplatz, Telekommunikation oder Biotechnologie nachdenken.

Von sich reden macht der Exjournalist und -werber Walter Bosch. Er avancierte vom Dosé-Berater zum Mitglied des Verwaltungsrats der Swiss und zeigt damit, dass er selbst in schwierigsten Situationen die Hoffnung auf bessere Zeiten nicht verliert. Damit ist er in der Beraterbranche ein Beispielgeber. Noch ein einstiger Journalist und Medienmanager hat in die Beraterbranche gewechselt: Kurt W. Zimmermann, Inhaber der Consist AG.

Die Kultur-Protagonisten

Hätte Zürich einen Kulturbotschafter, er hiesse bestimmt Alexander Pereira. Der Indendant des Zürcher Opernhauses und Gestütsbesitzer versetzt die Fachwelt seit zwölf Jahren mit Weltstars und Premieren in Staunen, und genauso weiss er den Zürcher Geldadel zu umgarnen – neun Sponsoring-Millionen pro Jahr müssen ja irgendwie gefunden werden. Sein Flirt mit der Bayerischen Staatsoper in München war folgenlos, und drum bleibt sein kreativer Rundumeinsatz den Zürchern sicher bis 2006 erhalten. Auch der Vertrag mit dem Tonhalle-Chefdirigenten David Zinman, der zweiten Perle im Zürcher Kultur-Establishment, wurde bis 2007 verlängert. Der New Yorker, der in der Bronx gegenüber dem Komponisten Béla Bartók lebte, machte mit der ersten CD-Gesamtaufnahme aller neun Beethoven-Sinfonien Furore. Eine eher neurotische Liebe pflegt das Kultur-Zürich hingegen zu seinem Theaterdirektor Christoph Marthaler. Nach dem Theatereklat im Herbst 2002 wurde statt seiner der Verwaltungsrat ausgewechselt. Nun will Marthaler nicht mehr. Im Sommer 2004 zieht die renommierte Truppe von dannen und hinterlässt dem neuen Verwaltungsrat unter Wirtschaftsanwalt Eric L. Dreifuss eine Knacknuss: einen künstlerisch hochkarätigen Nachfolger zu finden, der laut Stadtpräsident Ledergerber erst noch «kommerzieller denken» kann.

Die Gemüter scheiden sich an der Frage, warum die Zürcher nicht richtig warm werden mit dem Kunsthaus-Direktor Christoph Becker. War es der Nachhall des Streits um die Nachfolge von Felix Baumann? Sinds nur die Renovationsarbeiten, die die Ausstrahlungskraft des Hauses mindern? Immerhin konnte sich Walter B. Kielholz, Kunstgesellschaftsoberhaupt und Verwaltungsratspräsident der CS, über den Zuschauerzuwachs im letzten Jahr freuen, die der grossen William-Turner-Ausstellung zu verdanken war.

Publikum ist Weltklasse
Iwan Wirth, Galerist (Hauser & Wirth).


«Zürich ist eine Kleinstadt mit kulturellen Grossstadtallüren. Die Kunstszene und ein begeisterungsfähiges Publikum sind Weltklasse. Mein Lieblingsquartier ist der multikulturelle Kreis 4, der mich an das East Village in New York erinnert. Als Familienstadt gebe ich Zürich schlechte Noten: Mickrige, kaputte und verschmutzte Spielplätze und Parkanlagen platzieren Zürich als europäisches Schlusslicht.»

Zu den einflussreichsten Protagonistinnen im international exzellent vernetzten Zürcher Kunstbetrieb zählen Bice Curiger und Jacqueline Burckhardt. Wirkt die eine als Kuratorin am Kunsthaus, fördert die andere als Präsidentin der Eidgenössischen Kunstkommission Künstlerkarrieren. Die beiden haben bereits 1984 – zusammen mit Walter Keller (Scalo Verlag), Dieter von Graffenried und dem Galeristen Peter Blum – die englisch-deutsche Kunstzeitschrift «Parkett» begründet, deren Künstlereditionen vom Museum of Modern Art in New York geehrt wurden. Zu den Global Players im Kunsthandel gehört neben Bruno Bischofberger und Doris Ammann, der Schwester des verstorbenen Andy-Warhol-Freundes Thomas Ammann, der St. Galler Iwan Wirth. Mit seiner Frau Manuela und seiner Schwiegermutter, der Jelmoli-Miteigentümerin Ursula Hauser, bespielt er die Galerie im Löwenbräu-Areal mit internationalen Bluechips von Louise Bourgeois bis Pipilotti Rist. Zur Galerie Zwirner & Wirth in New York gesellt sich im Herbst 2003 eine weitere Hauser-&-Wirth-Niederlassung in London. Eva Presenhuber, die Partnerin in der Galerie Hauser & Wirth & Presenhuber und Kennerin der aktuellsten Kunst, hat mit Peter Fischli/David Weiss das Starduo der Kunstszene unter Vertrag. Mit Gespür für Kunsttrends ist auch Beatrix Ruf ausgestattet. Die Direktorin der Zürcher Kunsthalle weiss Kompetenz und Beziehungen auch als Beraterin für den «Blick»-Verleger und Kunstsammler Michael Ringier zu nutzen. Ob und wie lange hingegen Simon de Pury, Auktionator und CEO des abgespeckten Auktionshauses Phillips, mit der Galerie de Pury & Luxembourg Stellung in Zürich West hält, ist Stoff der brodelnden Gerüchteküche.

Die Limmatstadt geniesst dank This Brunner einen herausragenden Ruf als Kinometropole. Der Betreiber der Arthouse-Kinogruppe, die regelmässig französische Studiofilme zeigt, wurde vom französischen Generalkonsul zum Officier des arts et des lettres ausgezeichnet. Das Kunststück, Europas grösster unabhängiger Verlag im von Übernahmen geplagten Verlagsgeschäft zu sein, vollbringt Daniel Keel mit seiner Mischung aus belletristischen Bestsellern (Leon de Winter), Klassikerübersetzungen (Tschechow) und Krimis (Donna Leon). Goldesel des Hauses ist noch immer Patrick Süskinds «Das Parfum», der weltweit 15 Millionen Mal verkauft wurde.

Die Kommunikatoren

Die grössten Verlagshäuser, die grössten Werbebüros, die grössten PR-Agenturen: Wenn es um Kommunikation geht, belegt Zürich in der Schweizer Meisterschaft ganz klar Platz eins. Eigentlich werden sie ja als Verkünder, Sprachrohre oder gar Marktschreier bezahlt, doch die Wirtschaftsflaute setzt der Kommunikationsbranche schwer zu und hat manche Journalisten, PR-Berater und Werber kleinlaut werden lassen. Ungewöhnlich laut gings hingegen bei der Bestellung der Nachfolge von SF-DRS-Direktor Peter Schellenberg zu. Bereits das Auswahlprozedere war ins Schussfeld der Kritik geraten, und der schliesslich gewählten Ingrid Deltenre, Direktorin bei der SRG-Werbetochter Publisuisse, wurde von Kritikern mangelnde Fachkompetenz unterstellt. Ab Anfang 2004 sitzt die Werbezeitvermarkterin auf «Schällis» Sessel. Der wird seiner Nachfolgerin ein Medienunternehmen hinterlassen, das zwar mit schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen zu kämpfen hat. Doch die Einschaltquoten von SF DRS sind ein Lichtblick für die neue Fernsehdirektorin.

Über Einschaltquoten freuen können sich die Verlage und Redaktionen der Zürcher Tageszeitungen nicht gerade – sowohl was das Verhalten der Leserschaft als auch der Anzeigenkunden anbelangt. Grund für die Unbill in der Schweizer Medienmetropole Zürich sind die Konjunkturflaute und die Gratispendlerzeitungen. Wie dramatisch die Lage der Branche ist, machte selbst die Vorzeigezeitung «NZZ» unmissverständlich klar: Marco de Stoppani, in der Geschäftsleitung des Traditionshauses über Jahre hinweg Millionengewinne gewohnt, sah sich zur Notbremse genötigt, und Chefredaktor Hugo Bütler musste real tun, was ihm vorher wohl nicht einmal in Albträumen geblüht hatte: Stellen abbauen.

Nur einen Steinwurf vom «NZZ»-Hauptsitz an der Falkenstrasse entfernt gibt es auch an der Dufourstrasse Sorgenfalten. Bei Ringier, dem grössten Verlag der Schweiz (Tatsache), macht die stärkste Zeitung der Schweiz (Selbsteinschätzung) wegen sinkender Auflage und Imageproblemen im Nachgang zur Borer-Affäre Kummer. Der neue «Blick»-Chefredaktor Werner De Schepper solls mit einem im April lancierten Relaunch richten. Neu ist auch der Chefredaktor des «Sonntags-Blicks», Martin Hofer. Und neu ist Martin Werfeli, Vorsitzender der Konzernleitung, während Verleger Michael Ringier das Präsidium des Verwaltungsrates übernimmt und im operativen Bereich nur noch den publizistischen Ausschuss leitet.

Fliegende Wechsel auch ennet der Limmat bei der Tamedia, Herausgeberin des «Tages-Anzeigers». Die auflagestärkste Zeitung der Schweiz hat Auflage verloren, der dramatische Rückgang des Umfangs des «Stellenanzeigers» belastet die Konzernfinanzen erheblich: Jetzt haben Verleger Hans Heinrich Coninx und Tamedia-CEO Martin Kall den einstigen BILANZ-Co-Chefredaktor und Tamedia-Sprecher Peter Hartmeier ans Ruder ihres Flaggschiffs geholt und Kurskorrekturen eingeleitet.

Hartmeiers Vorvorgänger Roger de Weck, nach seinem Abstecher als Chefredaktor des deutschen Edelblattes «Die Zeit», nach Zürich zurückgekehrt, moderiert die TV-«Sternstunde Philosophie» und ist gefragter Publizist. Hartmanns Vorgänger, Philipp Löpfe, heuerte wieder bei seinem alten Arbeitgeber «Cash» an, wo er das Makro-ressort leitet. Eher im Mikrobereich sind die Aussichten, dass «Cash»-Chefredaktor Dirk Schütz und seine Crew die Anzeigenbaisse und den Leserschwund so bald in den Griff bekommen. Der «Cash»-Chef weiss sich in guter Gesellschaft: Auch bei Kurt Speck, Chefredaktor und Mitbesitzer der «Handelszeitung», und Chefredaktor Peter Bohnenblust und Verlagschef Gerhart Isler der soeben 75 Jahre alt gewordenen «Finanz und Wirtschaft» gibts wenig Grund zur Feststimmung. Und BILANZ? Chefredaktor Medard Meier und die neue Verlagschefin Uli Rubner halten das Schweizer Wirtschaftsmagazin auf Kurs. Das gilt auch für den Relaunch der «Weltwoche» (Verlagsleiterin: Uli Rubner, wie bei der BILANZ), den Chefredaktor Roger Köppel lanciert hat. Jean-Frey-CEO Filippo Leutenegger und Verwaltungsratspräsident Adriano Agosti wird es kaum so rasch langweilig werden.

Apropos Langeweile: Der einstige Medienzampano Roger Schawinski hat es zwar selbst nach dem bösen Erwachen aus seinem Medientraum nicht mehr nötig, sein täglich Brot zu verdienen. Doch der Umtriebige kann nicht nichts tun und tritt jetzt in der Rolle des Buchautors auf – selbstredend mit «Roschee»-mässigem Erfolg. Auf dieses Stichwort wartet auch ein anderer, der es quasi mit hochgekrempelten Ärmeln vom «Mister Pop» zum Mister Pomp geschafft hat: Verleger Jürg Marquart, der wohl internationalste der Schweizer Verleger mit dem Riecher für profitables Papier.

Pomp? Profit? Die Bosse in den Werbeagenturen auf den Höhenzügen rund um Zürich hält anderes in Atem: der Niedergang der klassischen Werbung – und der Generationenwechsel. Edgar C. Britschgi und André Benker sind bei Advico Young Rubicam die neuen Hoffnungsträger, nachdem die alte Führungscrew zur Konkurrenz wurde und Peter Felser und Martin Spillmann als Felser, Spillmann, Leo Burnett ein Budget nach dem anderen gewinnen. Drüben am Üetliberg muss man sich ebenfalls umstellen: Geri Aebi (CEO Wirz Werbung), Tobias Steger (Wirz PR), Urs Binggeli (Wirz Identity), Peter Strub (CFO Wirz Gruppe) sind die neuen Herren – nachdem sich Hans Ulrich Schweizer in den Ruhestand und Mehrheitsaktionär Jost Wirz überraschend vom operativen Geschäft verabschiedet hat. Vom hohen Ross heruntergeholt wurde schliesslich der Amateur-Springreiter Herbert Seiler und seine DDB Needham, die – so munkelt man in der Branche – haarscharf am Konkurs vorbeischrammte und sich nun unter Kaspar Loeb aufzurappeln versucht. Mehr oder weniger unbeschadet im Sattel hält sich dagegen Fredy Collioud und die Publicis, obwohl auch hier eine neue Generation am Werk ist. Markus Gut trat als Oberkreativer an die Stelle von Jean Etienne Aebi und heimste bei der Jurierung des Art Directors Club (ADC) am meisten Bronze, Silber und Gold ein. Eher als Nebenwert zu betrachten sind derzeit Reinhold Weber (W,H,S) und Newcomer wie Danielle Lanz und Markus Ruf (Ruf Lanz). Wie immer für eine Überraschung gut ist Frank Bodin (EURO RSCG) – erst recht, seit er Peter Zeller (ex Swissair) als Managing Director an Bord holen und auf René R. Hürlimann im VR verzichten konnte. Rühriger Altmeister der Branche ist und bleibt Hermann Strittmatter, Inhaber von GGK Zürich.

Wo die Wirtschaft ist, sind auch die Leute, die für die Wirtschaftskapitäne die Strippen ziehen. Eine Kategorie für sich ist Klaus J. Stöhlker, der Altmeister der Öffentlichkeitsarbeit. Er versteht es nicht nur, seine Mandanten ins Gespräch zu bringen (oder aus der Schusslinie zu nehmen), sondern auch sich selbst – derzeit mit Büchern. Wegen seiner Beziehung mit der neuen Fernsehdirektorin Ingrid Deltenre war auch der ehemalige Journalist Sacha Wigdorovits im Gespräch, der unter anderem für Swiss und Zehnder als PR-Berater arbeitet – und letzthin für McDonald’s die Chefgrapscher-Geschichte bügeln sollte. Still, stets im Hintergrund, operiert Jörg Neef seit Jahren im Interesse der Banken. Der Ex-SKA-Sprecher ist Partner von Aloys Hirzel, der seinen Expo-Tiefschlag gut verdaut und sich um die Schweizer Kasinos sorgt. Christoph Richterich, der Runner-up der Branche, ist für Burger King, Barry Callebaut und andere unterwegs, während Urs Lauffer persönlicher Berater der Old Boys Fritz Gerber und Rainer E. Gut und ihrer Ziehsöhne ist. Wichtige Player sind auch Martin Zenhäusern, geschäftsführender Partner der Kommunikationsagentur Zenhäusern & Partner, und Peter Bütikofer, der die fünftgrösste PR-Agentur der Schweiz betreibt. Bleibt Branchenprimus Christian König, Kopf des Traditionshauses Farner, bei dem so manche Fäden zusammenlaufen.

Eine Männerrunde? Auch Frauen mischen in der Topliga mit: Sabine Korfmann Bodenmann berät diskret, aber wirkungsvoll, das Topmanagement von Unternehmen wie Swiss Re oder «Zürich» in Sachen PR, und Eliane Bachenheimer arbeitet im Luxusbereich, etwa für den «Quellenhof» in Bad Ragaz oder Clarins.

Die Ambassadoren

Nicht nur als Arbeitsort hat Zürich eine Anziehungskraft weit über die Stadtgrenzen hinaus, sondern auch als Shopping- und Event-City. Die Sorge dafür, dass das so bleibt, trägt eine Reihe von Botschafterinnen und Botschaftern des guten Geschmacks und des immerwährenden Trubels.

Wenn es um Feingewebtes geht, ist das Dreigespann rasch benannt: Andi Stutz, Seidenkönig und Besitzer des Restaurants Seidenspinner im Kreis 4, Balthasar Meier, Chef des Strumpfherstellers Fogal, und seine Schwägerin Monique Meier mit ihrer Design-Boutique En Soie. Und wenn wir schon bei Anziehendem sind: Trudie Götz bietet in ihren Boutiquen das Beste der besten Labels aus der Modewelt. Sie versagt es sich, jeden Modehype mitzumachen, und verlässt sich auf die Qualitätslabels und ihren Instinkt – jüngstes Beispiel ist die Eröffnung eines Prada-Ladens an der Bahnhofstrasse. Mit Verve hält sie ihre 36 Boutiquen in Basel, Zürich, Genf und St. Moritz auf Erfolgskurs und bleibt unangefochten die bedeutendste Einzelhändlerin Europas. Im Gegensatz zur prominenten Trudie Götz ist Walter Gross wegen seines zurückhaltenden Naturells in der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt, doch seine Boutique Couture Prêt-à-porter zählt zum Feinsten an der Bahnhofstrasse.

Die Botschaft, dass es sich in Zürich gut, besser, am besten leben lässt, verbreiten auch eine Reihe Stars des internationalen Popmusikgeschäfts: Dieter «Yello» Meier ist zwar ein Weltbürger im Herzen, doch letztlich ein ewiger Zürichbergler. Udo Jürgens hats, wies in einem seiner Hits hiess, noch immer «gern mit Sahne» – genau dem entspricht seine Wohnung am Bellevue. Tina Turner zieht nichts mehr nach «Nutbush», seit sie die Limmatstadt kennt. Und die dauermelancholische französische Sängerin Patricia Kaas hat, so jedenfalls wollen die People-Gazetten wissen, nicht nur die Liebe zu Zürich, sondern auch zu einem Zürcher entdeckt.

«Abtanzen» ist angesagt – und gemeint ist damit nicht die trendgerechte Floskel bei der Übergabe des blauen Briefs an einen Investmentbanker, sondern Zürichs Partyszene, die trotz (oder wegen?) der deprimierten Stimmung auf dem Finanzplatz floriert. Einmal im Jahr strömen die Technojünger aus ihren Partylokalen und feiern die Street Parade. Der Verein Street Parade und sein Präsident Michel Loris-Melikoff werden dabei allerdings nicht eben reich, Überschüsse landen in der Vereinskasse für künftige Paraden. Bei den Partyveranstaltern jedoch klingeln die Kassen. Allen voran bei den Machern des Mega-Raves Energy. Inhaber der Energy Veranstaltungs GmbH sind der «Technopapst» Arnold Meyer, Thomas Bischofberger sowie auch Hans-Jürg «Schoscho» Rufener. Arnold Meyer hat noch weitere Standbeine: die Toni Molkerei GmbH sowie die Rohstofflager GmbH (Betreiber der gleichnamigen Zürcher In-Clubs), die er mit Walter Hügli führt. Hans-Jürg Rufener ist Inhaber der Rufener Events AG mit Kunden wie Coca-Cola und Credit Suisse. Ex-Energy-Mitinhaber Martin Frigg ist heute zusammen mit Marion Meier (Mitarbeiterin der Rohstofflager GmbH) Inhaber der Partysan GmbH, die ein Partymagazin herausgibt.

Wem die Partyszene ein bisschen zu wild ist: André Béchir sorgt mit Good News seit Jahr und Tag dafür, dass die Stars der internationalen Rock-, Pop- und neuerdings auch Folklore- und Opernspektakelszene in Zürichs Stadien Station machen. Und gut ein Jahr lang konnte sich Zürich auch eine Musicalstadt nennen: «Deep» ging nicht baden, sondern wurde mit bisher gegen 100000 Besucherinnen und Besuchern ein Erfolg. Geschafft haben ihn Darko Soolfrank und Guido Schilling, der auch als Headhunter mit allen Wassern gewaschen ist.

Auch sportlich strahlt Zürich weit über Zürich hinaus: Die Formel-1-Piloten Nick Heidfeld und Kimi Räikkönen leben am Zürichsee. Rolf und Urs Theiler veranstalten mit dem Swiss Life CSI Zürich im Bereich des Pferdesports das bestbesetzte und höchstdotierte Hallenturnier der Welt.

Beat Ritschard, Turnierdirektor des Swisscom-Challenge, kann am Klotener Schluefweg alljährlich die Top-spielerinnen des internationalen Tenniszirkus ansagen. Und Hansjörg Wirz, Direktor der Weltklasseveranstaltung «Weltklasse Zürich» und Nachfolger des legendären Res Brügger, lässt auf dem Letzigrund alljährlich die besten Leichtathleten der Welt starten.

Die Gastgeber

Die Wirtschaftsflaute macht der Hotel- und Gastroszene arg zu schaffen. Statt der Situation mit Heulen und Zähneklappern zu begegnen, haben manche die Flucht nach vorn angetreten: Jörg Rudolf von Rohr darf sich über den frisch erneuerten «Schweizerhof» freuen. Und Thomas Schmid, Direktor im Grand Hotel Dolder, wird 2004 den Umbau des Hauses erleben. Viel investiert wurde auch ins Seehotel Sonne in Küsnacht, wo Beat Sigg für Aufschwung sorgen soll.

Zu jenen, die den Branchenproblemen mit Offensivität begegnen, gehören beispielsweise Marguita und Andrea Kracht, deren Familie das «Baur au Lac» in sechster Generation gehört, sowie Hoteldirektor Michel Rey. Ausgesprochen rührig, aber dennoch mit der gebotenen Diskretion, kümmert sich Manfred Hörger um das Wohlergehen des ehrwürdigen «Savoy Baur en Ville» am Paradeplatz.

Mit klugem Marketing und Diversifikation trotzen auch Gastrounternehmer der Zeit: Rudolf Bindella etwa hat für jeden Gaumen etwas Passendes. Und der Eventgastronom und Udo-Jürgens-Manager Fredy Burger konnte mit dem «Lakeside» am Zürichhorn einen weiteren Treffer landen.

Kaum mehr wegzudenken ist das ewige Trendlokal «Kaufleuten» von Fredi Müller. Zu jenen Lokalen, die für Kontinuität stehen, gehören die Küsnachter «Kunststuben» von Spitzenkoch Horst Petermann, das Kongresshaus mit Norbert Bolliger und die «Kronenhalle» mit Gustav Zumsteg. Im Stiftungs- und Verwaltungsrat des Traditionshauses sitzt auch Robert Meier, Verleger der Zeitschrift «Salz & Pfeffer» und Inhaber des Gastrogrossisten Horego.

Eine Kategorie für sich ist der 1939 in Istanbul geborene Suad Sadok. Er schaffte es im Zürcher Hotel Carlton Elite vom Gepäckträger zum Direktor. Später sass er in der Generaldirektion von Mövenpick und war Direktionspräsident der Schweizerischen Speisewagen-Gesellschaft. Nur drei Wochen nach seiner Pensionierung gründete Sadok eine Beratungsfirma, er ist im Olivenölhandel aktiv und VR-Präsident der Passaggio Rail.

Markus Schär
ständiger Mitarbeiter BILANZ.

Hanspeter Vetsch
ständiger Mitarbeiter BILANZ.

Mitarbeit: Thorsten Haeffner, Andreas Prokesch, Brigitte Ulmer

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