Dieses Mal hat es also Yahoo erwischt. Wie in der Vorwoche bekannt wurde, sind dem US-Internet-Konzern Informationen zu mindestens einer halben Milliarde Nutzer gestohlen worden. Stimmen diese Angaben, wäre das der bisher grösste Datenklau aller Zeiten. Das besonders Pikante dabei: Der Vorfall soll sich bereits im Jahr 2014 ereignet haben. Aufmerksam darauf geworden sein, soll das Unternehmen aber erst im Juli. Damit scheint sich ein dem Cisco-Systems-Vorstandschef John Chambers zugeschriebenes, fast schon legendäres Zitat zu bewahrheiten, denn er sagte einst: «Es gibt nur zwei Arten von Unternehmen: Jene, die gehackt wurden und jene, die es nur noch nicht wissen.»

Wie hochaktuell das Thema ist, zeigt sich an anderen Meldungen, die ebenfalls aus der Vorwoche stammen. Demnach versuchten Angreifer im August gezielt Computer deutscher Politiker auszuforschen. E-Mails mit getarnten Links zu Malware gingen Medienberichten zufolge an verschiedene Politiker. Ein Vorfall, der Erinnerungen weckt an einen Hackerangriff auf den Bundestag, der sich vor rund einem Jahr ereignete.

Beispiele wie diese, die sich beliebig ergänzen lassen, machen eines deutlich: Im Netz lauern auf die Nutzer viele Gefahren, und wegen der zunehmenden Vernetzung elektronischer Geräte (Stichwort Internet der Dinge) dürfte das Gefahrenpotenzial künftig eher noch zu- statt abnehmen. Eine Erkenntnis, welche die Digitalisierung unserer Gesellschaft in einem neuen Licht erscheinen lässt. Denn falls es keine wirksamen Gegenmittel gegen kriminelle Cyber-Angriffe gibt, gefährdet dies zum einen das ganze Konzept und zum andern, falls es trotzdem durchgezogen wird, würden unkalkulierbare Risiken damit einhergehen.

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Dauerhaft hohes Wachstum wird erwartet

Bereits jetzt sind die Dimensionen des Problems immens. Zur Untermauerung dieser These reichen der Verweis auf den Marktforscher Juniper Research, der die durch Cyberangriffe verursachten Kosten weltweit bis 2019 auf 2,1 Billionen Dollar beziffert sowie auf eine Studie der US-Gemeinschaftsorganisation National Cyber Security Alliance, wonach 60 Prozent der von entsprechenden Cyber-Attacken betroffenen kleinen US-Unternehmen sechs Monate nach einem Datenleck dichtmachen müssen.

Während Cyber-Angriffe für Betroffene eine leidvolle Erfahrung darstellen, gehen damit für Unternehmen, die Online-Sicherheits-Produkte und -Dienstleistungen anbieten, grosse Geschäftschancen einher. Das bestätigen unter anderem Prognosen von Steven Morgan, Gründer des Marktforschers Cybersecurity Ventures, der die weltweiten Ausgaben für Produkte und Dienstleistungen rund um die Internetsicherheit für den Fünfjahreszeitraum von 2017 bis 2021 auf eine Billion Dollar beziffert.

Die vorhergesagten Wachstumsraten werden sich wohl auch deshalb einstellen, weil aufgeschreckt durch die vielen Vorfälle die Politik intensiv über gesetzliche Vorschriften zu aktiveren Schutzmassnahmen diskutiert. So gibt es beispielsweise in den USA eine Gesetzesinitiative, die Finanzinstitute dazu verpflichten soll, strengere Sicherheitsmassnahmen im Cyber-Security-Bereich einzuführen. Wegen der grossen Bedeutung dieses Themas wird es wahrscheinlich nicht bei Diskussionen bleiben, sondern es ist anzunehmen, dass tatsächlich entsprechende Vorschriften folgen werden.

Cyber-Security-Aktien wieder im Aufwind

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass es kaum verwunderlich ist vor diesem Hintergrund, dass die UBS Cybersecurity als einen der wichtigsten neuen Technologiebereiche unserer Zeit bezeichnet. Ebenfalls wenig überraschend ist das rege Interesse der Marktteilnehmer an den börsennotierten Vertretern aus diesem Segment. Mit der starken Nachfrage geht aber auch ein Problem einher, mit dem viele Segmente konfrontiert sind, die bei Investoren in der Rubrik «Megatrends» abgespeichert sind. Gemeint sind damit die oftmals hohen Bewertungen, welche das grosse Kaufinteresse oftmals nach sich zieht. Bei den Aktien der IT-Sicherheitsdienstleister führte das 2013 und 2014 zu stark anziehenden Kursen. Weil dies zudem die Bewertungen erheblich nach oben getrieben hatte, machte sich anschliessend im Jahr 2015 eine Korrekturbewegung breit.

Seit Mitte Februar ist diese Korrektur ausgestanden und es geht seitdem mit den Aktienkursen der Vertreter aus diesem Sektor wieder deutlich nach oben. Optisch wirklich günstig sind die Bewertungen zwar momentan nicht, aber das Verhältnis von Bewertungen zu den Wachstumsaussichten stehen in einem wieder besseren Verhältnis als noch in der Boom-Phase.

Als Kurstreiber erweisen sich unter anderem die in diesem Bereich anziehenden Fusions- und Übernahme-Aktivitäten. Erst in der Vorwoche sorgten Gerüchte, wonach IBM und Oracle Interesse am Kauf von Imperva haben könnten, für einen deutlichen Kurssprung bei dieser US-Security-Software-Firma. Geht es nach Morgan-Stanley-Analyst Keith Weiss, dann ist von einem anhaltenden Konsolidierungsprozess auszugehen. Den Marktanteil der fünf grössten Anbieter von Sicherheitslösungen sieht er dadurch jedenfalls in den kommenden Jahren von 26 Prozent auf 40 Prozent steigen.

Cyber Security Segment

Die Imperva-Aktie ist übrigens auch im Solactive Cyber Security Performance Index (ISIN: DE000SLA1C18) enthalten, der die Kursentwicklung von zwölf Unternehmen abbildet, die wesentliche Umsätze im Cyber Security Segment vorweisen. Wer sich als Anleger für dieses Segment interessiert und ein breiter gefächertes Investment als beim Kauf eines Einzeltitels bevorzugt, der kann auf diesen Index setzen, der halbjährlich angepasst wird und bei dem Ausschüttungen reinvestiert werden.

Ein Produkt auf den Solactive Cyber Security Performance Index hat Vontobel unter der ISIN DE000VS5ZCS6 emittiert. Der am 13. November 2015 aufgelegte Index war phasenweise bis auf 76,69 Punkte abgesackt, hat dank einer starken Aufwärtsbewegung jüngst aber das Ausgangsniveau von 100 Punkten zurückerobert und notiert aktuell mit rund 110 auf einem Hoch. Charttechnisch betrachtet sieht es hier somit vielversprechend aus.

Fünf Einzelfavoriten

Bei Einzelwerten sind momentan bei einer Kombination aus charttechnischen, fundamentalen und strategischen Überlegungen Titel wie Palo Alto Networks Inc. (ISIN: US6974351057), Cisco Systems Inc. (ISIN: US17275R1023) oder Secunet Security Networks AG (ISIN: DE0007276503) interessant. Palo Alto arbeitet bereits für fast die Hälfte der global 2000 grössten börsennotierten Unternehmen, beim IT-Grosskonzern Cisco Systems ist der Anteil der IT-Sicherheit am Konzernumsatz zwar eher noch gering, aber in Marktanteilen gerechnet dürfte es sich sogar um den Platzhirschen in diesem Segment handeln. Etliche Nummern kleiner ist die deutsche Secunet Security Networks AG. Doch diese auf Kryptografie, E-Government, Business Security sowie Automotive Security spezialisierte Gesellschaft ist gut positioniert, wie der Status als IT-Sicherheitspartner der Bundesrepublik Deutschland und als Partner der Allianz für Cyber-Sicherheit unterstreichen.

Ebenfalls interessant erscheint NXP Semiconductors NV (ISIN: NL0009538784), weil der niederländische Halbleiter-Hersteller als Marktführer gilt, wenn es um sichere Verbindungen und Chiplösungen geht. Die angebotene Produktqualität zeigt sich unter anderem daran, dass NXP in Deutschland der grösste Lieferant für Sicherheitschips ist, die im Reisepass und im Personalausweis Verwendung finden.

Sehr starke Wachstumsraten wird wohl in den kommenden Jahren ansonsten auch das Segment Versicherungen gegen Cyber-Attacken aufweisen. Schätzungen zufolge werden die kassierten Versicherungsprämien in diesem Bereich von 2014 bis 2020 um das Drei- bis Fünffache steigen. Mit am Ball ist hier der US-Spezialversicherer Assurant Inc. (ISIN: US04621X1081), der beispielsweise Online-Schutz-Policen für kleinere und mittelgrosse Unternehmen anbietet. Zu beachten ist allerdings, dass der daraus resultierende Anteil am Gesamtumsatz bei diesem Anbieter für Versicherungen von Mobilgeräten und Konsumer-Elektronik noch gering ist.

Ganz allgemein lehrt ansonsten die bisherige Erfahrung mit Aktien aus dem Bereich Cyber-Security, dass es wegen der volatilen Kursschwankungen ratsam erscheint, eingegangene Positionen mit jenen Stop-Loss-Kursen abzusichern, die zur jeweils individuellen Risikoneigung eines Anlegers passen.

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