Die Jahreszahlen der Bank Vontobel haben die Märkte enttäuscht: Der Gewinn nach Steuern ging 2022 von 383,8 Millionen im Vorjahr auf 229,8 Millionen Franken zurück, wie der Schweizer Vermögensverwalter am Mittwoch mitteilte. An die Aktionäre soll eine Dividende von drei Franken je Aktie ausgezahlt werden und damit genauso viel wie zuletzt.
Vor allem Vontobels Asset Management hatte Probleme: Der Ertrag sank um 23 Prozent auf noch 457 Millionen Franken. Kunden zogen fast 11 Milliarden Franken aus den Fonds von Vontobel ab.
Rund ein Viertel davon entfiel auf die britische Tochter TwentyFour, die auf Obligationen-Fonds spezialisiert ist. Laut Vontobel-Chef Zeno Staub zogen Kunden dort Gelder ab, unter anderem im Zuge des Chaos, dass die frühere britische Premierministerin Liz Truss angerichtet hatte.
Chaos an den britischen Finanzmärkten kommt Vontobel teuer
Truss wollte mit Steuersenkungen auf Pump die britische Wirtschaft ankurbeln. Im Zuge dessen flüchteten Investoren in Scharen aus britischen Staatsanleihen, die Notenbank musste eingreifen, weil das Pensionskassensystem ins Wanken geriet.
Das Chaos kostete Truss und ihren Finanzminister den Job und Vontobel viel Geld. «Insgesamt haben Investoren Risiken aus ihren Investments genommen und mieden Hochzins-Anleihen und lange Laufzeiten», erklärte Staub. Er glaubt, dass der Höhepunkt dieses Trends bald erreicht sei und Investoren wieder bereit sein werden, mehr Risiken einzugehen.
Früher war die Sparte Asset Management, die Gelder für Profi-Kunden wie Versicherungen oder Pensionskassen anlegt, der Gewinntreiber bei Vontobel. Dieses Jahr übernahm die Vermögensverwaltung für reiche Privatkunden diese Rolle. Sie konnte 5,4 Milliarden Franken neue Kundengelder gewinnen, auch der Ertrag legte trotz rumpeliger Märkte um rund 12 Millionen auf 646 Millionen Franken zu.
Doch das reichte nicht, die Abflüsse im Asset Management zu kompensieren, so dass die Bank unter dem Strich 5,2 Milliarden Franken Kundengelder verlor. Die verwalteten Vermögen sanken auch wegen der Einbussen an den Finanzmärkten um 16 Prozent auf 204,4 Milliarden Franken.
Weniger rund lief es dagegen auch in der Sparte Digital Investing, in der unter anderem das Geschäft mit strukturierten Produkten sowie das digitale Kleinkunden-Angebot «Volt» stecken.
CEO verdient deutlich weniger
Als Folge der schlechten Zahlen verschärft Vontobel nun den Sparkurs, bis Ende Jahres will die Bank zusätzlich 65 Millionen Franken Kosten einsparen.
Die Ergebnisse hatten auch Folgen für Staubs Bezahlung: Sein Bonus sank um fast 1 Million Franken. Insgesamt bezog er für das vergangene Jahr eine Vergütung von 2,5 Millionen Franken. Im Jahr 2021, dem besten Jahr in der Geschichte der Bank, waren es 4,3 Millionen Franken.