Die Fondsszene präsentiert sich je länger, je mehr als Dschungel, in dem es schwer fällt, sich zu orientieren. Im Vertrauen darauf, dass ein gegenwärtig erfolgreicher Fonds auch in Zukunft reüssiert, wird er auf Grund einer Rankingliste ausgewählt. Doch dann erweist sich der gleiche Fonds im Folgejahr als Flop. Von Spitzenplatz keine Rede mehr, oft genug findet er sich plötzlich in der unteren Ranglistenhälfte, wenn nicht gar an deren Ende. War der Kaufentscheid ein Fehler, die Rangliste irreführend?

Machen wir die Probe aufs Exempel: Der Schweizer-AktienFonds Swissbar A von Julius Bär glänzte von 1994 bis 1997. Er führte die Rangliste über die Dreijahresperiode mit einer jährlichen Durchschnittsperformance von 31,5 Prozent an. Ein Kauf des Fonds war aus damaliger Sicht also zweifellos keine schlechte Wahl.

Heute sieht die Rechnung anders aus. Der Fonds Swissbar A ist unterdessen über die letzten drei Jahre hinweg renditemässig vergleichsweise tief gesunken. Die Dreijahresbilanz mit Stichdatum Herbst des letzten Jahres sah den Fonds in einer Gruppe von 24 Titeln nur noch auf dem 21. Platz. Zwar mag manch einer mit den jährlich erzielten knapp zwölf Prozent zufrieden sein. Doch brachten es andere Fonds der gleichen Kategorie auf ein deutlich höheres Plus – ein Faktum, das wegen der Zinseszinswirkung über längere Zeiträume hinweg zu enormen Wertdifferenzen führt. So verdoppelt sich ein Ausgangswert bei zwölfprozentigem Wachstum in rund sechs, bei den 22 Prozent des Spitzenreiters DIT-Fonds Schweiz aus dem Hause der Dresdner Bank aber schon nach etwas mehr als drei Jahren.

Aber es gibt sie doch, die dauerhaften Top-Performer. Neben dem erwähnten DIT-Fonds Schweiz ist es beispielsweise der Schroder Swiss Equity. Dieser ist noch nicht in der Vergleichstabelle enthalten, weil er erst 1995 aufgelegt wurde. Der Fonds hat in den letzten Jahren regelmässig sowohl im Ein- wie im Dreijahresvergleich obenaus geschwungen und steht im erstmals verfügbaren Fünfjahresvergleich ebenfalls an der Spitze.

Erste Konsequenz
Performancezahlen aus Rankinglisten, also historische Daten, sind kein Versprechen für die Zukunft. Werden sie für den Kauf eines Fonds zu Rate gezogen, sind Langfristvergleiche (mindestens drei Jahre) sicher besser geeignet als solche über nur einen Monat, ein halbes oder ein ganzes Jahr. Aber selbst eine gute Leistung während dreier Jahre findet nicht zwingend eine Entsprechung in der Zukunft. Die deutsche Fondsratingagentur Feri Trust hat selbst beim Vergleich über Fünfjahresperioden starke Verschiebungen festgestellt. Bei den europäischen Bluechip-Fonds rutschte etwa der UBS (CH) Equity Fund Europe schon im Dreijahresvergleich aus einer mittleren Position ans Ende der Rangliste; über fünf Jahre hinweg tauschte er gar eine Spitzenposition mit einer solchen am Schluss.

Nicht überrascht von solchen Ergebnissen zeigen sich die Fondsspezialisten der bankenunabhängigen Bevag Better Value. Sie betreiben fondsgestützte Vermögensverwaltung und stellen für BILANZ regelmässig Musterdepots für verschiedene Anlagestile zusammen. Eine Spitzenperformance ist demnach nicht nur dank einem guten Fondsmanagement zu erzielen, sondern basiert immer auf dem gewählten Anlagestil, der einem bestimmten Börsenumfeld besonders gut entspricht.

Denn was für Anleger mit dem Fokus auf Einzelaktien gilt, lässt sich auch für Fonds sagen. Während der Technologieeuphorie glänzten beispielsweise jene, die sich einem Wachstumsstil verschrieben, der mehr auf künftig starke Ertragssteigerung als auf aktuell gute Marktpositionierung bei gleichzeitiger Unterbewertung setzte. Entsprechend zählten im Jahre 1999 Branchenfonds aus den Sektoren Technologie und Telekommunikation zu den absoluten Rennern. Wer einen solchen Fonds ins Depot legte, konnte fast nichts falsch machen. Selbst im Sektorvergleich unterdurchschnittlich positionierte Fonds schlugen die besten aus anderen Branchen um Längen. Lang waren dafür dann die Gesichter im Folgejahr 2000, als die einst Erfolgreichen allesamt Verluste einfuhren.

Zweite Konsequenz
Die Wahl eines bestimmten Fonds innerhalb einer Gruppe spielt zwar eine wichtige Rolle für den Anlageerfolg. Wichtiger als ein solcher Entscheid ist aber in der Regel der richtige Riecher für jene Branchen, Märkte oder Länder und Regionen, in denen künftig die Börsenpost abgeht. Diesbezüglich helfen historische Daten nicht weiter, denn ganze Märkte oder Branchen waren immer schon vom konjunkturellen Auf und Ab bestimmt, was sich eben in schwankenden Börsenkursen niederschlägt.

Kaum jemand kann von sich behaupten, die konjunkturelle Entwicklung stets im Griff zu haben. So bietet sich nicht nur für die Anlage in einzelnen Aktien, sondern ebenso für das Fondsinvestment ein bausteinartig zusammengestelltes Portfolio an, gebildet aus diversen Fonds verschiedener Sektoren, etwa im Sinne des erwähnten Musterdepots.

Doch zurück zu den Performancevergleichen. Sie stellen jeweils auf quantitative, in der Vergangenheit beobachtete Zahlen ab, die sich einerseits aus der Rendite über einen bestimmten Zeitraum, anderseits aus dem Risiko ergeben, das mit einer entsprechenden Anlage einhergeht. Das Risiko entspricht der beobachteten Schwankung der Kurse. Es gibt einen Hinweis, mit welcher Wahrscheinlichkeit künftig ein Fondswert von seinem langfristigen Durchschnittswert abweicht. Der Einbezug solcher Risikomasse ist zweifellos aussagekräftiger als die reine Bewertung auf Grund einer erzielten Performance. Denn für die Anlegerschaft ist der Zeitpunkt des Ein- beziehungsweise des Ausstiegs in und aus einem Fondsinvestment relevant. Und fällt dieser Zeitpunkt in eine Phase mit einem ungünstigen Wert, so ist der ganze Anlageerfolg in Frage gestellt. Je grösser das Risiko respektive die Schwankungsbreite der Kursentwicklung, umso häufiger wird aber ein solch ungünstiger Wert auftreten oder umso stärker wird die Abweichung ausfallen.

Verschiedenste Anbieter von Fondsranglisten haben dem Umstand Rechnung getragen und ergänzen diese mit Risikomassen. Hier zu Lande ist es etwa der Fondsshop Fondvest, den der Schweizer Branchenleader der Fondsgesellschaften, die UBS, kürzlich übernommen hat. Für rund die Hälfte aller in der Schweiz zugelassenen Fonds veröffentlicht Fondsvest die so genannte Sharpe-Ratio. Errechnet wird sie von der Fondsratingagentur Standard & Poor’s Micropal. Die Sharpe-Ratio ergibt sich aus dem Quotienten von Performance und Risikokennzahl. Aus der Kombination der Ratio mit dem jährlichen Durchschnittsertrag über verschiedene Zeiträume destilliert Fondvest dann je Anlagegebiet einige wenige Anlagefavoriten heraus. Entsprechende Daten werden zweimonatlich in der Anlegerzeitschrift «Fondspot» veröffentlicht, zusätzlich im Internet unter www.fondvest.ch. Inwieweit dieser Fondsshop, der früher zu den bedeutendsten unabhängigen Anbietern im Lande zählte, eben diese Unabhängigkeit unter den Fittichen der UBS wahren kann, muss sich trotz allen Beteuerungen der Verantwortlichen erst noch weisen.

Die UBS selbst hat unterdessen ein unternehmensinternes Rating für das Fondsangebot anderer Gesellschaften auf die Schiene gestellt. Dessen Mechanismen bleiben Aussenstehenden weit gehend verborgen. Das Investment-Center der UBS-Division Privatebanking wählt aus dem Universum aller Anlagefonds auf Grund von Mindestkriterien wie Fondsgrösse, Fondsgesellschaft und Managementstil grundsätzlich geeignete Produkte aus. Zu den bislang berücksichtigten Fondsgesellschaften gehören unter anderem DWS, Fidelity, Fleming, Schroders und Julius Bär, nicht aber die inländischen Hauptkonkurrenten Credit Suisse und Swissca.

In weiteren Schritten werden nach UBS-Investment-Center-Leiter René Capitelli einbezogen die Qualität des Managements, die erzielte Performance und das Potenzial, künftig den Benchmark zu schlagen. Entscheidender Mangel aus Anlegersicht: Erst bei einem Vertrag im Rahmen des neuen UBS-Fonds-Angebots Fund Solutions erfährt der Anleger, welche Gesellschaften insgesamt und welche einzelnen Fondsprodukte (rund 100) überhaupt ein Rating erhalten und damit für eine Anlage in Frage kommen.

Bei weiteren Anbietern wie der UBS-Tochtergesellschaft Cantrade, der Credit Suisse mit ihrer Internetlösung Fundlab oder bei bankenunabhängigen Fondsshops (BFW, Fundstreet, JML) basiert die fondsgestützte Vermögensverwaltung auf einem firmeninternen Rating, das für Aussenstehende häufig nur schwer nachvollziehbar und in seinen Resultaten nur beschränkt einsehbar ist. Anders die unabhängigen Ratingagenturen, die direkt nichts mit dem Fondshandel zu tun haben und deshalb eine grössere Glaubwürdigkeit beanspruchen. Zumindest bieten diese unabhängigen Bewerter des Fondsgeschehens eine umfassendere Übersicht und in jedem Fall nachvollziehbare Kriterien für die Rangierung der Fonds.

Einen Namen im deutschsprachigen Raum hat sich die Ratingagentur Feri Trust aus Bad Homburg gemacht. Mit ihrem differenzierten Erfassen verschiedener Performance- und Risikoaspekte legt Feri die Grundlage für die Vergabe von Qualitätsstandards. Sie finden ihren Ausdruck in der Buchstabenreihe von A (sehr gut) bis E (schwach). Die Fonds-BILANZ stützt ihren Marktüberblick zu den mehr als 2000 verfügbaren Fonds künftig auf Daten von Feri. Vorübergehend sind die Fonds dabei noch nach Performancezahlen rangiert. Sobald für eine grössere Zahl von Produkten ein qualitatives Rating verfügbar ist, wird die Fonds-BILANZ darauf abstellen.

Die Beurteilung der Fondsleistung wird sich bei Feri Trust künftig nicht auf die rein quantitativen Aspekte beschränken. In qualitativer Hinsicht werden die Konstanz des Managements, dessen Anlagestil, die Übereinstimmung mit den formulierten Fondszielen und ähnliche Sachverhalte die Grundlage des Ratings bilden. In dieser Hinsicht vermögen vorderhand weder unabhängige Ratingagenturen noch die am Handel direkt Beteiligten mit ihren Konzepten zu überzeugen.

Dritte Konsequenz
In ein Rating, das zur verlässlichen Grundlage der Fondsauswahl wird, sollten qualitative Aspekte in die Beurteilung einfliessen. Erste Ansätze befinden sich derzeit in der Probephase, noch fehlt aber die Erfahrung, dass die Anwendung solcher Methoden im Anlageprozess wirklich vorteilhafte Ergebnisse erbringt. Immerhin kann Feri für seine ausgeklügelte quantitative Analyse bereits positive Resultate vorweisen, die sich allerdings nur auf den deutschen Markt beziehen. Demnach waren die 1998/99 als Top-Fonds erkorenen Produkte in der Folgephase mehrheitlich wieder in der gleichen Kategorie anzutreffen. Wer also hier auf die Sieger der Vorperiode setzte, wurde entgegen der landläufigen Erfahrung bei der Auswahl nach rein performanceorientierten Ranglisten nicht enttäuscht. Er fand seine Fonds im Folgezeitraum mehrheitlich wieder in der Spitzenkategorie.

Allen Ratings zum Trotz: Die Fondsauswahl bleibt eine mühsame und zeitaufwändige Sache. Wer sie einem Berater übergibt, macht vielleicht gute Erfahrungen, lässt sich dafür das Ganze etwas kosten und handelt sich nach derzeitigem Erkenntnisstand nicht unbedingt bessere Anlageergebnisse ein. Denn die Berater bedienen sich häufig eben jener Performancelisten und Ratings, die, wie gezeigt, nicht über alle Zweifel erhaben sind.

Dem Dilemma will der Fondsshop Profitline bald mit einem neuen Konzept beikommen. Im Frühjahr gedenkt die Fondstochter der Rentenanstalt/Swiss Life eine Reihe von Dachfonds auf den Markt zu bringen, die entsprechend einem internen und wiederum nicht transparenten Rating die besten Fondsprodukte verschiedener Kategorien zusammenfassen. Dazu werden nicht nur die gemäss verschiedenen Ratings mehrheitlich erfolgreichen, bereits angebotenen Fonds gehören. Vielmehr will der Fondsshop mit Sitz im Züricher Vorort Dietikon sein Angebot an Einzelfonds von 20 auf bis zu 50 erweitern.

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