Eigentlich gelten digitale Währungen als sehr volatil. Herrscht am Markt Optimismus vor, klettern die Krypto-Kurse besonders stark. Dominieren hingegen Unsicherheiten, gehts rasch nach unten. Damit verhalten sich Bitcoin und Co. ähnlich wie die Aktienmärkte, nur eben ausgeprägter. Zumindest war das in der Vergangenheit so.
Jetzt aber befindet sich der Bitcoin gerade im Hoch – während die globalen Börsen weiterhin ein Auf und Ab durchmachen wegen des Zickzack-Kurses von Donald Trump und seinen Strafzöllen. Die wichtigste Kryptowährung durchbrach am Dienstag wieder die Marke von 90'000 Dollar. Und am Mittwoch war sie zwischenzeitlich gar über 94'000 Dollar wert.
Neuer Börsenaufsicht-Chef lässt Bitcoin-Kurs steigen
Der derzeitige Aufschwung dürfte mit der Wahl von Paul Atkins zum Chef der mächtigen US-Börsenaufsicht SEC zusammenhängen. Am Montag wurde er vereidigt. Seither hat der Bitcoin einen Kurssprung von über 7 Prozent hingelegt. Denn Atkins ist nicht nur ein Trump-Mann, sondern auch ein Kryptojünger – im Gegensatz zu seinem Vorgänger Gary Gensler. «Atkins will die USA zum führenden Standort für Krypto-Anlagen machen. Das ist eine 180-Grad-Wende im Vergleich zu Gensler», sagt Kryptounternehmer Rino Borini zur Handelszeitung, der unter anderem an der Hochschule für Wirtschaft Zürich zum Thema lehrt.
Unter Genslers Führung ging die SEC hart gegen Kryptobetrug und Insiderhandel vor. Die Aufsichtsbehörde stiess in den letzten Jahren grosse Ermittlungen gegen Krypto-Unternehmen an. Mit Trumps Amtsantritt am 20. Januar endete aber die knapp vierjährige Amtszeit von Gensler. Und ab da begann der Wind zu drehen: In den letzten Monaten hat die SEC mehrere jahrelange Verfahren eingestellt – unter anderem jene gegen Coinbase und Ripple.
Koppelt sich Krypto vom Aktienmarkt ab?
Gleichzeitig hat sich der Bitcoin beim ganzen Zoll-Wirrwarr erstaunlich stabil gehalten. Und steht besser da als die US-Aktienmärkte. Der Leitindex Dow Jones und der breitere S&P 500 haben seit Trumps Rückkehr ins Weisse Haus mehr verloren als der Bitcoin, der in dieser Zeitspanne rund 8,5 Prozent eingebüsst hat. Gerade die Differenz zum Tech-Index Nasdaq ist augenscheinlich. Er ist seither um über 17 Prozent gefallen.
Analysten sehen darin Anzeichen, dass sich der Bitcoin-Markt vom Börsengeschehen entkoppelt. «Wenn es Bitcoin tatsächlich gelingt, sich in Krisenzeiten vom Aktienmarkt abzukoppeln, wäre das ein starkes Indiz dafür, dass es als echter sicherer Hafen taugt», so Borini. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass der Bitcoin-Kurs selbst bei einer möglichen Eskalation des Handelskriegs stabil bleibe.
Keine Empfehlung für Anleger
Börsenticker Illu
Dieser Artikel dient ausschliesslich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Die dargestellten Meinungen und Einschätzungen beruhen auf sorgfältiger Recherche, können jedoch nicht die individuelle Prüfung und Beratung durch Fachleute ersetzen. Börsenentwicklungen sind von vielen Faktoren abhängig und nicht vorhersehbar. Investitionen in Aktien, Kryptowährungen und andere Finanzprodukte bergen Risiken, einschliesslich des möglichen Verlustes des eingesetzten Kapitals.
«Bitcoin ist gekommen, um zu bleiben»
«Kritiker von Bitcoin sollten langsam einsehen, dass er keine Eintagsfliege mehr ist», sagt der Krypto-Fachmann. Dafür spricht etwa, dass die USA als grösste Volkswirtschaft der Welt, gerade daran ist, eine strategische Bitcoin-Reserve aufzubauen. Und immer mehr Banken bieten ihrer Kundschaft den Handel mit Kryptos an – viele davon indirekt über Bitcoin-EFTs. Diese Beispiele zeigen laut Borini: «Bitcoin und Krypto sind gekommen, um zu bleiben.»
Er ist deshalb davon überzeugt, dass es bei den Kryptos künftig weiter aufwärtsgeht. «Im Vergleich zu Gold notiert Bitcoin noch nicht auf einem Allzeithoch, doch das ist nur eine Frage der Zeit.» Ende 2024 prognostizierte das Zürcher Krypto-Unternehmen House of Satoshi, das Borini mitgegründet hat, ein mögliches Bitcoin-Kursziel von 150'000 Dollar. «Wir glauben immer noch, dass dieses Ziel zu erreichen ist in diesem Jahr», sagt Borini – und schiebt noch eine Warnung nach: «Die Reise bleibt aber holprig, hohe Kurseinbrüche gehören dazu.»