Der Wertverfall der britischen Währung scheint keine Grenzen zu kennen: Seit sich die Briten im Juni für den EU-Austritt entschieden haben, hat das Pfund zum Franken fast 15 Prozent an Wert verloren. Mit 1.19 Franken war ein Pfund gestern Dienstag so wenig wert wie seit fünf Jahren nicht mehr. Inzwischen wird das Pfund wieder leicht über 1.2 Franken gehandelt. Doch so lange nicht klar ist, wie Grossbritannien sein Verhältnis mit der EU regelt, dürfte die britische Währung schwach bleiben.

Das freut Schweizer Touristen: Viele nutzen den vorteilhaften Wechselkurs für einen Besuch in Grossbritannien – die Suchanfragen für Flüge aus der Schweiz nach London stiegen nach dem Brexit-Entscheid sprunghaft an, wie eine Auswertung im Auftrag der «Handelszeitung» gezeigt hat. Die Abwertung des Pfund hat Grossbritannien diesen Sommer sogar einen kleinen Tourismusboom beschert.

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Schottischer Whisky zum Sparpreis

Und wer nicht nach Grossbritannien reisen will, kann im Internet von der Schwäche des Pfund profitieren. Eine Flasche zwölfjähriger Whisky der Marke Dalmore ist beispielsweise auf thewhiskyexchange.com für 250 Pfund zu haben. Schweizerinnen und Schweizer zahlen somit ohne Versandkosten, Zölle und Steuern rund 300 Franken – vor dem Brexit-Entscheid war der edle Tropfen noch gut 62 Franken teurer (zum Kurs 1.446). Auf Amazon.com.uk kostet die komplette Schallplattensammlung der Beatles 276 Pfund. In Franken hat sich der Preis seit dem Brexit somit um rund 68 Franken verbilligt.

Bis in die Schweizer Läden hat sich die Talfahrt des Pfund allerdings noch nicht ausgewirkt: Zumindest der Detailhändler Coop kann die britischen Produkte im Sortiment wie zum Beispiel Colman’s Senf oder Guezlis von Walker Shortbread laut Anfrage zurzeit nicht günstiger beschaffen.

Wallis hofft auf britische Skitouristen

Auch für die restliche Schweizer Wirtschaft ist das schwache Pfund kein Vorteil – schliesslich ist Grossbritannien aus Schweizer Sicht in erster Linie eine Exportdestination: Im ersten Halbjahr übertrafen die Ausfuhren die Importe um 2,6 Milliarden Franken. Und für den Schweizer Tourismus ist die Pfund-Schwäche ein Problem: In der Wintersaison sind die Briten die zweitwichtigste Gästegruppe. Schon im letzten Jahr kamen wegen des starken Frankens weniger Briten in die Schweiz – dieser Trend dürfte sich nun noch verstärken.

Für das Wallis kommt die Talfahrt des Pfund in einem besonders schlechten Moment: Die Swiss plant seit längerem, im kommenden Februar versuchweise ein Mal wöchentlich Skitouristen aus London nach Sitten zu transportieren. Die Fluggesellschaft hält trotzt der Pfund-Schwäche am Projekt fest: «Die Frankenstärke war bereits vorher gegeben, der Effekt wird nun lediglich etwas verstärkt», so die Swiss auf Anfrage.