Etwa 18 Prozent der mehr als 500 Hedgefonds, die vom Datenanbieter Hazeltree erfasst werden, hatten Ende Juni eine Short-Position gegenüber Tesla. Das war der höchste Prozentsatz seit mehr als einem Jahr, wie aus den mit Bloomberg geteilten Zahlen hervorgeht. Zum Vergleich: Ende März lag dieser Anteil noch bei knapp 15 Prozent. 

Diese konträren Wetten drohen nun den dahinter stehenden Hedgefonds Verluste zu bescheren. Die am 2. Juli veröffentlichten Verkaufszahlen von Tesla für das zweite Quartal übertrafen die durchschnittlichen Analystenschätzungen - trotz rückläufiger Verkäufe. Die Anleger stürzten sich auf diese Nachricht und trieben die Aktien des Unternehmens auf ein 6-Monats-Hoch. Seit Anfang Juni ist der Aktienkurs von Tesla um rund 40 Prozent gestiegen. 

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Laut Seth Goldstein von Morningstar, einem der drei besten Tesla-Analysten gemäss Bloomberg-Ranking, werden sich die Gewinnspannen von Tesla wahrscheinlich verbessern. Niedrigere Produktions- und Rohstoffkosten würden diese Entwicklung unterstützten. Das Unternehmen wird im nächsten Jahr wahrscheinlich «zu einem Gewinnwachstum zurückkehren», so der Morningstar-Analyst. Entscheidend werde jedoch sein, wie Tesla mit der zunehmenden Konzentration des Marktes auf günstigere Elektroautos umgehe, fügte er hinzu. 

Viele Hürden für E-Auto-Branche

Die Entwicklung ist Teil der anhaltenden Unsicherheit über den Ausgang unterschiedlicher Entwicklungen in einem Meer von widersprüchlichen Dynamiken. Die Branche, die eine Schlüsselrolle im Wettlauf um das Erreichen von Netto-Null-Emissionen bis 2050 spielt, profitiert von grosszügigen Steuervergünstigungen. Sie hat aber auch mit erheblichen Hürden in Form von Einfuhrzöllen aufgrund zunehmend protektionistischer Regierungen zu kämpfen. 

In den USA hat Donald Trump angekündigt, sollte er nach den Wahlen im November erneut Präsident werden, die bestehenden Gesetze zur Förderung batteriebetriebener Fahrzeuge rückgängig machen werde und nannte die Gesetze «wahnsinnig». Dennoch ist Trump laut Elon Musk, CEO von Tesla, ein «grosser Fan» von Teslas Cybertruck. Doch inzwischen ist die Liste der internen Störungen bei Tesla lang. Im April wies Musk seine Mitarbeiter an, sich auf umfangreiche Stellenstreichungen einzustellen, von denen auch der Vertrieb betroffen sei. Und der Cybertruck, Teslas erstes neues Verbrauchermodell seit Jahren, kommt nur langsam auf den Markt. 

Aus diesem Grund haben einige Hedgefonds-Manager beschlossen, die Aktie für Portfolioentscheidungen nicht weiter zu berücksichtigen. Tesla ist für uns «sehr schwer zu positionieren», sagte Fabio Pecce, Chief Investment Officer bei Ambienta, wo er 700 Millionen Dollar verwaltet. Im Grunde ist nicht klar, ob die Anleger es mit einem «Top-Unternehmen mit einem grossartigen Management-Team» zu tun haben oder ob es sich um ein «unter Schieflage geratenes Unternehmen mit mangelhafter Corporate Governance» handelt, sagte er. 

«Ein Trump-Sieg wäre hingegen für Tesla wirklich sehr positiv», während es für den Elektrofahrzeugmarkt und die erneuerbare Energien im Allgemeinen «keine positive Nachricht sei», sagte er. Analysten erwarten, dass Trump «massive Zölle gegen chinesische Unternehmen» erheben wird. Deshalb wäre Trump für Tesla «vorteilhaft», so Pecce. 

«Viel zu viele» Start-ups mit «unterdurchschnittlicher» Leistung

Eine Umfrage von Bloomberg Markets Live Pulse signalisierte Ende 2023, dass sich Investoren weiter von «grünen Aktien» und Elektroautosektors (EV) zurückziehen würden. Fast zwei Drittel der 620 Befragten gaben an, dass sie dem EV-Sektor fernbleiben wollen, während fast 60 Prozent davon ausgehen, dass der börsengehandelte Fonds "iShares Global Clean Energy" seine Talfahrt im Jahr 2024 fortsetzen wird. Der ETF hat in diesem Jahr bisher 13 Prozent verloren, nachdem er bereits 2023 um mehr als 20 Prozent eingebüsst hatte. Der Bloomberg Electric Vehicles Price Return Index, zu dessen Mitgliedern BYD, Tesla und Rivian gehören, ist im Jahr 2024 bisher um etwa 22 Prozent gesunken. 

Die Metalle und Mineralien, die für die Herstellung von Batterien benötigt werden, sind derzeit stark schwankenden Rohstoffmärkten ausgeliefert. Dort versuchen Spekulanten regelmässig aus den Schwankungen von Angebot und Nachfrage kurzfristige Gewinne zu machen. Diese Preisvolatilität bedeutet für einige Batteriehersteller hingegen, dass sich sich künftig auf stark schwankenden Gewinnspannen und unter Druck geratener Gewinne einstellen müssen. Vor diesem Hintergrund sehen sich traditionelle Automobilhersteller dem Druck ihrer Aktionäre ausgesetzt, ihre Investitionen in Elektrofahrzeuge zu drosseln. Zu den jüngsten Beispielen gehört Porsche. 

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Polestar, ein High-End-Elektroautohersteller, hat seit seiner Ausgliederung aus der Volvo vor zwei Jahren fast 95 Prozent seines Börsenwertes verloren. Fisker, ein amerikanischer Hersteller von Luxus-Elektrofahrzeugen, verlor seit vergangenem Jahr die komplette Marktkapitalisierung und hat inzwischen die Insolvenz beantragt. 

Für Soren Aandahl, Gründer und CIO des in Texas ansässigen Unternehmens Blue Orca Capital, sind die Bewertungen der Elektrofahrzeughersteller derzeit so schlecht, dass er es jetzt vermeidet, den Sektor zu shorten. Es handelt sich nicht mehr um eine offensichtliche Contrarian-Wette. Diese funktionieren in der Regel am besten, wenn Anleger einsteigen bei «leicht höheren Preisen». Doch zu diesem Zeitpunkt ist bereits «viel Luft aus dem Ballon entwichen», fügte er hinzu. 

Der gegenteiligen Meinung ist Eirik Hogner, stellvertretender Portfoliomanager des 2,7 Milliarden Dollar schweren Hedgefonds Clean Energy Transition. Der breitere Markt könne durchaus weiter unter Druck geraten. Es gibt immer noch «viel zu viele» Start-ups, mit «unterdurchschnittlicher» Leistung und einfach «zu niedriger» Bruttomargen, sagte er. Das Ergebnis ist, dass die Angebots- und Nachfragedynamik des EV-Marktes «immer noch sehr negativ» ist. «Letztendlich denke ich, dass wir mehr Insolvenzen sehen müssen» bevor der Markt gesünder aussieht, so Hogner.

(Bloomberg/cash)