So manche Investoren wollten es während des Börsenabsturzes besser gewusst haben: Sie identifizierten den «richtigen» Einstiegszeitpunkt und glaubten, dass eine Aktie oder die Börse nicht mehr weiter fallen kann. Und sie wurden bestraft, als die gekaufte Aktie dann doch noch weitertauchte.

Diese Investoren können sich trösten. Denn auch absoluten Profis ist es so ergangen. Carl Icahn zum Beispiel. «Jetzt ist es soweit, dass es einige Unternehmen gibt, die sozusagen nur verschenkt werden. Einige dieser Unternehmen sind schrecklich billig, sie sind sehr billig», wurde Icahn bei «Yahoo Finance» zitiert. Icahn schritt zwischen dem 10. und 12. März zur Tat und kaufte laut US-Börsenaufsicht 11,4 Millionen Hertz-Aktien zu Preisen zwischen 7 und 8 Dollar dazu.

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Auch in der Schweiz leiden die Autovermieter

96 Prozent im Minus...

Das liess Icahns Beteiligung am Unternehmen auf 38,9 Prozent anwachsen. Schon im Jahr 2014 war Icahn beim Autovermieter eingestiegen, nachdem die Aktie zuvor wegen Bilanz-Unregelmässigkeiten steil abgestürzt war. Laut «Bloomberg»-Daten kaufte Icahn all seine Hertz-Aktien zu einem Durchschnittpreis von 34,30 Dollar.

Und nun das: Am Freitag, 22. Mai 2020, musste der zweitgrösste Autovermieter der USA Insolvenz anmelden. Die Aktie wird mittlerweile noch zu einem halben Dollar gehandelt. Seit Jahresbeginn liegt der Titel 96,5 Prozent im Minus. 

Das bewegte Carl Icahn dazu, das verlustreiche Engagement zu beenden: Er verkaufte bereits am Dienstag alle seine 55,3 Millionen Hertz-Aktien zu 72 Cents pro Titel, wie aus Unterlagen der Börsenaufsicht hervorgeht. Das fatale Investment hat dem 84-Jährigen fast 1,6 Milliarden Dollar gekostet. Icahn selber sprach in einer Mitteilung von einem «signifikanten Verlust».

Probleme durch den Lockdown

Den grossen Autovermietern macht vor allem der Lockdown an den Flughäfen zu schaffen - auch in der Schweiz. Dort verleihen sie einen schönen Teil ihrer Flotte an Touristen und Geschäftsleute. Auch das andere Geschäft, günstig eingekaufte Autos nach kurzer Nutzungsdauer möglichst mit Gewinn zu verkaufen, läuft nicht mehr.

Schon Mitte April entliess Hertz 10'000 Mitarbeiter im Nordamerika-Geschäft. Damals rentierten Hertz-Obligationen zu 60 Prozent – und implizierten damit einen Zahlungsausfall.

Déjà-vu: Remember Blockbuster?

Hertz kann in den USA, anders als die Fluggesellschaften und Konkurrent Europcar, nicht auf Staatshilfe hoffen. Das macht die Zukunft des Autovermieters noch ungewisser. 

Das Hertz-Investment beschert Icahn jedenfalls ein Déjà-Vu-Erlebnis. Im Jahr 2004 kaufte er für fast 200 Millionen Dollar Aktien der DVD-Ladenkette Blockbuster zu einem Kurs von etwas über 8 Dollar. Dieselben Aktien musste er knapp sechs Jahre später zum Kurs von 26 Cent verkaufen. Es war laut Icahn sein «schlechtestes Investment». Das Blockbuster-Fiasko könnte nun durch Icahns Hertz-Engagement abgelöst werden.

Dabei hatte Icahn vor etwas mehr als vier Jahren ein Erfolgserlebnis, das ihn in der Investorengemeinde erst recht zum Star machte. Icahn verdiente bei der Wahl von Donald Trump kurzfristig eine Milliarde Dollar - nachdem er gewettet hatte, sich dass sich die Aktienkurse nach dem vorübergehenden Einbruch bei der Trump-Wahl noch am gleichen Tag wieder erholen würden.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf «Cash.ch» unter dem Titel: «Buy the Dip: Wie Starinvestor bei Hertz in die Falle tappte».

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