BILANZ: Sie haben Erfahrung in den verschiedensten Branchen und Unternehmen gesammelt. Warum engagieren Sie sich ausgerechnet jetzt in Biotech?
Henri B. Meier: Meiner Meinung nach ist dies mittel- bis langfristig, also in den nächsten fünf bis zehn Jahren, der interessanteste Sektor mit der grössten Wertschöpfung. Die Wissensexplosion in diesem Bereich ist so breit und tief, dass daraus eine Menge neuer Medikamente entstehen werden. Heute können wir von 100 Leiden, die wir kennen, nur 30 überhaupt behandeln und nur etwa sieben Prozent heilen.
Und das soll sich jetzt durch die Biotechnologie ändern. Aber wann ist es wirklich so weit?
Schon heute haben wir einen direkten Zugang zum Informationssystem des Menschen, damit können wir viel systematischer und gezielter forschen als bisher. Daher erwarte ich eine hohe Wertschöpfung in diesem Sektor. Hunderte junger Gesellschaften sind bereits hinter diesen neuen Medikamenten her. Unser Ziel ist es, die Besten davon auszuwählen. Die Nachfrage in diesem Sektor ist praktisch unlimitiert.
Aber es gab doch eine ähnliche Euphorie schon einmal vor etwa 10, 15 Jahren. Damals wurde von der Biotechnologie auch sehr viel erwartet. Warum meinen Sie, dass es jetzt richtig losgeht?
Nun, Roche hat bereits vor elf Jahren Genentech akquiriert. Da war die Wertschöpfung seither beeindruckend. Amgen stellte fünf Jahre später ebenfalls ein beeindruckendes Wachstum unter Beweis. Bisher haben rund 30 auf Biotech spezialisierte Firmen eine beeindruckende Performance erzielt. Ich bin überzeugt, dass sich dieser Prozess nun auf einer viel breiteren Basis abspielen wird, weil wir eben heute das menschliche Genom (Erbmasse-Chromosomensatz, Red.) sequentiert haben. Genentech hat schon 1976 erstmals mittels Gentechnik das Medikament Insulin hergestellt. Der breite Durchbruch kommt aber erst in den nächsten Jahren.
Sie wollen für BioVentures erneut 500 Millionen Franken aufnehmen. Das ist eine grosse Summe, wenn man bedenkt, dass viele Biotechfirmen relativ klein sind und auch die Marktkapitalisierung der börsenkotierten Gesellschaften drastisch zurückgegangen ist.
Vor zwei Jahren hätte ich nicht investiert. Da waren die Preise zu hoch. Aber selbst heute werden wir nur im Promillebereich des Sektors investieren können. Unser Ziel ist es zwar, die Nummer eins in Europa zu werden. Deshalb wollen wir schlussendlich mehrere Milliarden investieren. Aber selbst dann werden wir uns, was die Marktkapitalisierung des gesamten Sektors anbelangt, wahrscheinlich im Promillebereich bewegen. Wir werden also die Preise nicht beeinflussen können.
Warum aber wählen Sie für HBM BioVentures die Form einer Beteiligungsgesellschaft und nicht die eines Fonds? Wen sehen Sie als Konkurrenz?
Andere Beteiligungsgesellschaften investieren praktisch nur in kotierte Gesellschaften. Wir wollen in erster Linie in nicht kotierte junge Unternehmen investieren. Wir haben aber die Tür offen gelassen für die kotierten. Manchmal sind die kotierten billiger, manchmal die nicht kotierten.
Gut, aber ein Fonds ist oft transparenter für die Investoren als eine Beteiligungsgesellschaft.
Fonds haben aber auch klare Nachteile. Ich beobachte seit dreissig Jahren, dass die Anleger ihre Fondsanteile im dümmsten Moment verkaufen und einen Trend damit noch verstärken. Ich möchte eigentlich kaufen, wenn die Preise tief sind, und verkaufen, wenn die Preise hoch sind. Doch bei den Fonds ist es häufig zwangsläufig genau umgekehrt. Ausserdem ist der Fondsmanager meist nicht im gleichen Ausmass gezwungen, sich jeden Tag so um die Unternehmen zu kümmern wie wir. Sein Salär ändert sich im Allgemeinen dadurch nicht.
Gibt es direkte Konkurrenten für HBM BioVentures?
Als grosse Konkurrenz für uns sehe ich im angelsächsischen Raum die Limited Partnership. Dort investiert man für eine Periode von zehn Jahren. In dieser Zeit sind die Manager quasi nicht unter Druck, weil niemand genau weiss, wie hoch der Wert des Investments ist. Dort werden trotzdem enorme Summen angelegt, das sind Hunderte Milliarden. Aber in unserer Grösse sehe ich keine direkte Konkurrenz in Europa.
Trotzdem bleibt die Frage: warum eine Beteiligungsgesellschaft? Dort gibt es oft einen grossen Unterschied zwischen dem Net-Asset-Value (NAV), also dem Inventarwert, und dem Marktpreis der Anteile. Das kann ja negativ für den Investor sein.
Aber nur solange der Investor denkt, dass meine Wertschöpfung nicht überdurchschnittlich ist. Wenn der Investor von mir keine Wertschöpfung erwartet, dann muss der Börsenpreis logischerweise unterhalb des NAV liegen. Aber unser publiziertes Ziel ist es ja, im Durchschnitt einer Zehnjahresperiode eine Wertschöpfung von 20 Prozent pro Jahr zu erzielen.
Das ist sehr ambitioniert. Das haben nur wenige Investoren bisher geschafft.
Die höchste Wertschöpfung erzielt ein Unternehmen in der Regel in den drei Jahren vor einem Börsengang. Unsere Zielsetzung ist es, in diesen letzten zwei, drei Jahren einzusteigen, wenn wir ein ziemlich gutes Gefühl haben, das könnte ein erfolgreiches Produkt werden. Wenn wir ganz früh einsteigen, ist die Chance etwa eins zu hundert, dass es ein erfolgreiches Medikament gibt. In Phase eins ist die Relation etwa eins zu zehn. In Phase zwei ist das Verhältnis wesentlich besser. Und wenn das ein Erfolg wird, dann erleben wir eine dramatische Performance. Meine Ambition ist es ja, eine Wertschöpfung zu erreichen.
Sehen Sie Interessenkonflikte zwischen Ihren Verbindungen zu Roche und jenen zu Unternehmen, in die Sie investieren wollen?
Nein, das ist völlig getrennt. Man könnte natürlich einen Interessenkonflikt konstruieren, wenn wir beispielsweise an einem Unternehmen beteiligt wären, dessen Produkt Roche gerne hätte. Es ist aber höchst unwahrscheinlich, dass ich dann Roche begünstigen könnte, anstatt das Produkt zum höchsten Preis am Markt zu verkaufen.
Droht aber nicht bald eine Biotech-Blase, wie wir das schon bei den Hightechunternehmen gesehen haben?
Wenn Sie eine Korrektur der Börsenkurse meinen, die hatten wir ja bereits. Im Nasdaq Biotech Index haben wir eine Korrektur von etwa 25 Prozent gesehen. Aber ich habe ja immer die Möglichkeit, in nicht kotierte Unternehmen auszuweichen.
Biotech ist ja nicht gleich Biotech. Wo sehen Sie die kommenden Trends dieser Wachstumsbranche?
Jetzt wollen Sie, dass ich Ihnen meine Geschäftsgeheimnisse verrate. Die möchte ich natürlich für mich behalten. Die grobe Einteilung für uns wären Medikamente, Technologien und Medizinalgeräte. Da gibt es natürlich noch viele Unterteilungen. Wir werden uns vorwiegend auf Medikamente spezialisieren. Wir sind der Meinung, dass dies der interessanteste Bereich ist.
HBM BioVentures soll in ein bis drei Jahren an die Börse gehen?
Ja, allein im ersten Monat hatten wir bereits 160 Projekte auf dem Schreibtisch, und zwar sehr viele gute Projekte.
Was würden Sie Anlegern jetzt raten? Ist Ihrer Meinung nach schon der Zeitpunkt gekommen, um wieder an der Börse zu investieren?
Wenn wir uns das Wirtschaftswachstum ansehen, dann müssen wir ganz klar feststellen, dass wir noch nicht am Wendepunkt angekommen sind. Ich glaube, dass die Rezession in den USA bereits seit zwei Quartalen läuft und noch mindestens zwei Quartale dauern wird. Das gesamte Geld, das nun in die Wirtschaft gepumpt wird, hat keinen Effekt, solange es noch Überkapazitäten gibt. Bis der gewaltige Überhang abgebaut ist, dauert es noch. Ich kann mir daher vorstellen, dass der Wirtschaftsaufschwung in den USA erst in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres beginnt. Wenn die Überkapazitäten abgebaut sind und der Konsum wieder ansteigt, dann ist der Punkt zum Einsteigen gekommen. Das werden wir aber erst im Frühjahr sehen. Ich sage deshalb unseren Investoren: Schaut nicht auf die Börse. Ihr investiert ja in einen Wertschöpfungsprozess, der davon unabhängig ist.
Henri B. Meier: Meiner Meinung nach ist dies mittel- bis langfristig, also in den nächsten fünf bis zehn Jahren, der interessanteste Sektor mit der grössten Wertschöpfung. Die Wissensexplosion in diesem Bereich ist so breit und tief, dass daraus eine Menge neuer Medikamente entstehen werden. Heute können wir von 100 Leiden, die wir kennen, nur 30 überhaupt behandeln und nur etwa sieben Prozent heilen.
Und das soll sich jetzt durch die Biotechnologie ändern. Aber wann ist es wirklich so weit?
Schon heute haben wir einen direkten Zugang zum Informationssystem des Menschen, damit können wir viel systematischer und gezielter forschen als bisher. Daher erwarte ich eine hohe Wertschöpfung in diesem Sektor. Hunderte junger Gesellschaften sind bereits hinter diesen neuen Medikamenten her. Unser Ziel ist es, die Besten davon auszuwählen. Die Nachfrage in diesem Sektor ist praktisch unlimitiert.
Aber es gab doch eine ähnliche Euphorie schon einmal vor etwa 10, 15 Jahren. Damals wurde von der Biotechnologie auch sehr viel erwartet. Warum meinen Sie, dass es jetzt richtig losgeht?
Nun, Roche hat bereits vor elf Jahren Genentech akquiriert. Da war die Wertschöpfung seither beeindruckend. Amgen stellte fünf Jahre später ebenfalls ein beeindruckendes Wachstum unter Beweis. Bisher haben rund 30 auf Biotech spezialisierte Firmen eine beeindruckende Performance erzielt. Ich bin überzeugt, dass sich dieser Prozess nun auf einer viel breiteren Basis abspielen wird, weil wir eben heute das menschliche Genom (Erbmasse-Chromosomensatz, Red.) sequentiert haben. Genentech hat schon 1976 erstmals mittels Gentechnik das Medikament Insulin hergestellt. Der breite Durchbruch kommt aber erst in den nächsten Jahren.
Sie wollen für BioVentures erneut 500 Millionen Franken aufnehmen. Das ist eine grosse Summe, wenn man bedenkt, dass viele Biotechfirmen relativ klein sind und auch die Marktkapitalisierung der börsenkotierten Gesellschaften drastisch zurückgegangen ist.
Vor zwei Jahren hätte ich nicht investiert. Da waren die Preise zu hoch. Aber selbst heute werden wir nur im Promillebereich des Sektors investieren können. Unser Ziel ist es zwar, die Nummer eins in Europa zu werden. Deshalb wollen wir schlussendlich mehrere Milliarden investieren. Aber selbst dann werden wir uns, was die Marktkapitalisierung des gesamten Sektors anbelangt, wahrscheinlich im Promillebereich bewegen. Wir werden also die Preise nicht beeinflussen können.
Warum aber wählen Sie für HBM BioVentures die Form einer Beteiligungsgesellschaft und nicht die eines Fonds? Wen sehen Sie als Konkurrenz?
Andere Beteiligungsgesellschaften investieren praktisch nur in kotierte Gesellschaften. Wir wollen in erster Linie in nicht kotierte junge Unternehmen investieren. Wir haben aber die Tür offen gelassen für die kotierten. Manchmal sind die kotierten billiger, manchmal die nicht kotierten.
Gut, aber ein Fonds ist oft transparenter für die Investoren als eine Beteiligungsgesellschaft.
Fonds haben aber auch klare Nachteile. Ich beobachte seit dreissig Jahren, dass die Anleger ihre Fondsanteile im dümmsten Moment verkaufen und einen Trend damit noch verstärken. Ich möchte eigentlich kaufen, wenn die Preise tief sind, und verkaufen, wenn die Preise hoch sind. Doch bei den Fonds ist es häufig zwangsläufig genau umgekehrt. Ausserdem ist der Fondsmanager meist nicht im gleichen Ausmass gezwungen, sich jeden Tag so um die Unternehmen zu kümmern wie wir. Sein Salär ändert sich im Allgemeinen dadurch nicht.
Gibt es direkte Konkurrenten für HBM BioVentures?
Als grosse Konkurrenz für uns sehe ich im angelsächsischen Raum die Limited Partnership. Dort investiert man für eine Periode von zehn Jahren. In dieser Zeit sind die Manager quasi nicht unter Druck, weil niemand genau weiss, wie hoch der Wert des Investments ist. Dort werden trotzdem enorme Summen angelegt, das sind Hunderte Milliarden. Aber in unserer Grösse sehe ich keine direkte Konkurrenz in Europa.
Trotzdem bleibt die Frage: warum eine Beteiligungsgesellschaft? Dort gibt es oft einen grossen Unterschied zwischen dem Net-Asset-Value (NAV), also dem Inventarwert, und dem Marktpreis der Anteile. Das kann ja negativ für den Investor sein.
Aber nur solange der Investor denkt, dass meine Wertschöpfung nicht überdurchschnittlich ist. Wenn der Investor von mir keine Wertschöpfung erwartet, dann muss der Börsenpreis logischerweise unterhalb des NAV liegen. Aber unser publiziertes Ziel ist es ja, im Durchschnitt einer Zehnjahresperiode eine Wertschöpfung von 20 Prozent pro Jahr zu erzielen.
Das ist sehr ambitioniert. Das haben nur wenige Investoren bisher geschafft.
Die höchste Wertschöpfung erzielt ein Unternehmen in der Regel in den drei Jahren vor einem Börsengang. Unsere Zielsetzung ist es, in diesen letzten zwei, drei Jahren einzusteigen, wenn wir ein ziemlich gutes Gefühl haben, das könnte ein erfolgreiches Produkt werden. Wenn wir ganz früh einsteigen, ist die Chance etwa eins zu hundert, dass es ein erfolgreiches Medikament gibt. In Phase eins ist die Relation etwa eins zu zehn. In Phase zwei ist das Verhältnis wesentlich besser. Und wenn das ein Erfolg wird, dann erleben wir eine dramatische Performance. Meine Ambition ist es ja, eine Wertschöpfung zu erreichen.
Sehen Sie Interessenkonflikte zwischen Ihren Verbindungen zu Roche und jenen zu Unternehmen, in die Sie investieren wollen?
Nein, das ist völlig getrennt. Man könnte natürlich einen Interessenkonflikt konstruieren, wenn wir beispielsweise an einem Unternehmen beteiligt wären, dessen Produkt Roche gerne hätte. Es ist aber höchst unwahrscheinlich, dass ich dann Roche begünstigen könnte, anstatt das Produkt zum höchsten Preis am Markt zu verkaufen.
Droht aber nicht bald eine Biotech-Blase, wie wir das schon bei den Hightechunternehmen gesehen haben?
Wenn Sie eine Korrektur der Börsenkurse meinen, die hatten wir ja bereits. Im Nasdaq Biotech Index haben wir eine Korrektur von etwa 25 Prozent gesehen. Aber ich habe ja immer die Möglichkeit, in nicht kotierte Unternehmen auszuweichen.
Biotech ist ja nicht gleich Biotech. Wo sehen Sie die kommenden Trends dieser Wachstumsbranche?
Jetzt wollen Sie, dass ich Ihnen meine Geschäftsgeheimnisse verrate. Die möchte ich natürlich für mich behalten. Die grobe Einteilung für uns wären Medikamente, Technologien und Medizinalgeräte. Da gibt es natürlich noch viele Unterteilungen. Wir werden uns vorwiegend auf Medikamente spezialisieren. Wir sind der Meinung, dass dies der interessanteste Bereich ist.
HBM BioVentures soll in ein bis drei Jahren an die Börse gehen?
Ja, allein im ersten Monat hatten wir bereits 160 Projekte auf dem Schreibtisch, und zwar sehr viele gute Projekte.
Was würden Sie Anlegern jetzt raten? Ist Ihrer Meinung nach schon der Zeitpunkt gekommen, um wieder an der Börse zu investieren?
Wenn wir uns das Wirtschaftswachstum ansehen, dann müssen wir ganz klar feststellen, dass wir noch nicht am Wendepunkt angekommen sind. Ich glaube, dass die Rezession in den USA bereits seit zwei Quartalen läuft und noch mindestens zwei Quartale dauern wird. Das gesamte Geld, das nun in die Wirtschaft gepumpt wird, hat keinen Effekt, solange es noch Überkapazitäten gibt. Bis der gewaltige Überhang abgebaut ist, dauert es noch. Ich kann mir daher vorstellen, dass der Wirtschaftsaufschwung in den USA erst in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres beginnt. Wenn die Überkapazitäten abgebaut sind und der Konsum wieder ansteigt, dann ist der Punkt zum Einsteigen gekommen. Das werden wir aber erst im Frühjahr sehen. Ich sage deshalb unseren Investoren: Schaut nicht auf die Börse. Ihr investiert ja in einen Wertschöpfungsprozess, der davon unabhängig ist.
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