Man kann das Malaise in Statistiken zusammenfassen: Die Zahl der Konkurse in der Schweizer Wirtschaft liegt heuer 7,1 Prozent über dem Vorjahreswert. Jedes dritte Industrieunternehmen will bis Ende Jahr Stellen streichen. Bereits jetzt beträgt die Arbeitslosenquote 2,8 Prozent, der höchste Wert seit den Neunzigerjahren. Man kann das Malaise an Einzelbeispielen illustrieren: ABB 12 000, Credit Suisse 6250, Zurich Financial Services 4500, Ascom 1250 – das sind die Anzahl Stellen, die Grossunternehmen in letzter Zeit abgebaut haben oder noch abbauen werden. Man kann das Malaise an Namen festmachen: Hüppi, Mühlemann, Centerman, Zobl, um nur die prominentesten Konzernleiter zu nennen, die in den letzten Monaten aus ihren Ämtern gejagt wurden. Oder Swissair, Meier + Jäggi, Swiss Dairy Food, um die bekanntesten Pleitefälle aufzuzählen.

Keine Frage, die Schweizer Wirtschaft steckt in einer ihrer tiefsten Krise seit Jahrzehnten.

Anders als früher sind nicht nur die KMUs betroffen: Diesmal zittert eine ganze Reihe von Grossunternehmen um ihre Zukunft. Einstige Vorzeigeunternehmen wie ABB, CS oder «Zürich», Hoffnungsträger wie Rentenanstalt, Mikron, Cablecom oder Swiss, ewige Problemkinder wie Ascom, Von Roll, Swiss Steel. Die Gründe für ihre Notsituation sind vielschichtig: grössenwahnsinnige Expansion («Zürich», Rentenanstalt, Mikron), Managementfehler (ABB, Ascom), strukturelle Gründe (Von Roll, Swiss Steel), New-Economy-Verblendung (Cablecom). Gemeinsam ist ihnen eines: Ihnen ging es wie der gesamten Schweizer Wirtschaft lange Zeit zu gut. «Die Krise ist Ausdruck der schwieriger werdenden Geschäftsbedingungen, des auf einmal nicht mehr vorhandenen Wachstums und bei manchen Managern der fehlenden Erfahrung, in stürmischem Wasser zu segeln», sagt ABB-Chef Jürgen Dormann, der von seinem Amt als Aventis-Chef auch die deutschen und die französischen Wirtschaftsprobleme en détail kennt.

Gott sei Dank gibt es hier zu Lande noch genug Grossunternehmen, die sich rechtzeitig auf die schweren Zeiten eingestellt haben und von den Turbulenzen relativ unbeeindruckt auf Kurs bleiben, sei es in der Pharmabranche (Roche, Novartis), der Nahrungsmittelindustrie (Nestlé) oder auch der sonst stark gebeutelten Finanzbranche (UBS, Swiss Re). «Die gegenwärtige Krisensituation ist keine Schweizer Besonderheit», sagt denn auch Dormann. In der Tat gelten Fiat in Italien, Vivendi in Frankreich oder die Deutsche Telekom ebenfalls als nationale Symbole, deren Niedergang die jeweilige Nation in makroökonomische Selbstzweifel stürzt.

Es kann freilich für die Schweizer Wirtschaft kein Trost sein, dass es in den Nachbarländern nicht besser aussieht: Zusammen beschäftigen die zehn grössten Schweizer Problemfälle über 300 000 Mitarbeiter. Auch wenn die Mehrzahl davon im Ausland beschäftigt ist: Falls auch nur zwei oder drei der Krisenunternehmen scheiterten, hätte das fatale Folgen in der Schweiz. Durch die Swissair-Pleite sind hier zu Lande rund 10 000 Mitarbeiter auf der Strasse gelandet. Nur die Hälfte davon fand in der durch Steuermilliarden finanzierten Nachfolgegesellschaft Swiss einen neuen Brötchengeber. Doch dass der Staat ein weiteres Mal rettend eingreift, wenn eines der Grossunternehmen zerschellt, ist äusserst unwahrscheinlich.

Die zehn Topmanager, die auf den Chefsesseln dieser Firmen sitzen, befinden sich wirklich auf heissen Stühlen. Nicht nur, weil sie extrem schwierige Jobs innehaben, sondern auch, weil sie eine extrem grosse Verantwortung tragen.

Die zehn härtesten Topjobs

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