Ein Jahr nach dem Lehman-Konkurs scheint die Branche der strukturierten Produkte in der Schweiz die Talsohle erreicht zu haben. Die Bestände in den Depots der Schweizer Bankkunden liegen zwar gemäss Nationalbankstatistik 40 Prozent unter dem Niveau von 2007, haben jedoch seit dem Tiefpunkt im März wieder leicht zugenommen. Die Umsätze stagnieren bei drei Milliarden Franken. Das ist nicht einmal halb so viel wie zu den besten Zeiten vor zwei Jahren.

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Dem Rückgang entsprechend mussten auch die Emittenten am Schweizer Markt ihre Kapazitäten anpassen. BILANZ hat bei allen 18 Mitgliedern im Schweizerischen Verband für Strukturierte Produkte (SVSP) nachgefragt, welche Auswirkungen die Krise für sie habe und wie sie sich künftig in diesem Markt positionieren wollten. Rund die Hälfte schreibt von geringeren Kapazitäten und Kostensenkungen.

Trendwende. Über das Ausmass des Abbaus gibt es aber keine konkreten Angaben. Nach Verbandsschätzungen dürften 20 Prozent der 1500 Arbeitsplätze der Krise zum Opfer gefallen sein. Die stärksten Einschnitte gab es beim einstigen Marktleader Deutsche Bank mit der Auflösung des Derivateteams und bei Merrill Lynch mit dem Rückzug aus dem öffentlichen Vertrieb. Stellen bauten aber auch UBS, EFG, Sal. Oppenheim und andere ab. Sodann wurden einige Emittenten übernommen.

Mit Ausnahme von Lehman Brothers hat aber kein Marktteilnehmer die Segel am Schweizer Markt gänzlich gestrichen. So wird auch die Commerzbank, die Dresdner übernommen hat, weiterhin als Emittentin am Schweizer Markt auftreten, da nur das Private Banking an die Bank Vontobel verkauft wurde.
Ungewiss ist das Schicksal von Sal. Oppenheim, welche unter die Fittiche der Deutschen Bank geraten soll. Geklärt ist hingegen jenes von ABN Amro. Diese segelt zwar nun unter dem Dach der Royal Bank of Scotland, bleibt aber weiterhin Emittentin und Schuldnerin der strukturierten Produkte. Beim Team wurden keine Stellen gestrichen, wie Irene Brunner, Leiterin Vertrieb Schweiz, betont. Mit Barclays, J.P. Morgan und der Rabobank treten überdies drei neue Emittenten verstärkt am Schweizer Markt auf.

Und inzwischen bauen erste Banken ihr Geschäft mit strukturierten Produkten bereits wieder aus. Die beiden Marktleader Vontobel und Zürcher Kantonalbank etwa haben den Personalbestand aufgestockt. Der Bereich wachse seit Monaten, schreibt Paolo Vanini, Leiter strukturierte Produkte der ZKB, der sein Team um 5 auf 28 Personen vergrössern konnte.

Nachfrage nach Simplem. Die Waadtländer Kantonalbank hat keine strukturellen Veränderungen vorgenommen und sieht sich mit gestärktem Image aus den Turbulenzen hervorgehen. Auch Société Générale hat laut eigenen Angaben als einzige französische Investmentbank keine Kürzungen vorgenommen. Und Francesco Adiliberti will bei Goldman Sachs nach den notwendigen Sparmassnahmen wieder verstärkt in Produktinnovationen und Marketing investieren.

Dieses Innovationspotenzial ist aber beschränkt. Die Anleger wollen wieder einfache Strukturen mit kürzeren Laufzeiten, schreibt Daniel Sandmeier von Credit Suisse. Zudem richte sich das Augenmerk vermehrt auf das Emittentenrisiko, stellt der Vermögensverwalter Picard Angst fest. Mit Transparenz und Aufklärung soll das Vertrauen der Anleger zurückgewonnen werden, setzt sich Martin Schreier bei der Bank Sarasin zum Ziel.

Standards als chance. Die Basler üben sich deshalb in Bescheidenheit. Nicht mehr das Wachstum steht im Vordergrund, sondern die Qualität als Boutique. In die gleiche Richtung zielt Philipp Rickenbacher bei Julius Bär. Massgeschneiderte Lösungen für die Kunden statt immer höherer Anteile im Depot, lautet die Devise der grössten Privatbank.

Als Krisengewinner sehen sich die meisten Emittenten dank ihrer Grösse und Bonität. Für ZKB und EFG gelten aber auch eine transparente Gebührenstruktur und ein liquider Sekundärmarkt nach der Emission von Produkten als Schlüssel zum Erfolg. Clariden Leu, Vontobel oder UBS vertrauen zudem auf den Ausbau ihrer Internetplattformen. Wachstumsimpulse sollen schliesslich auch vom SVSP ausgehen. In der Weiterentwicklung von Marktstandards durch den Verband sieht Sal. Oppenheim den grössten Nutzen für Anleger. Und auch die CS bekennt sich ohne Wenn und Aber zu den Standards, wie sie vom Verband vorgegeben werden.