Zum vierten Mal publiziert die «Handelszeitung» dieses Jahr das Gemeinderanking. Rund tausend Schweizer Gemeinden werden dabei auf Herz und Nieren geprüft. Es fällt auf: Gemeinden auf den vorderen Plätzen bleiben vorn, jene im Mittelfeld bleiben Mittelfeldspieler, solche am Ende der Rangliste bleiben die Schlusslichter. Bewegung gibt es nur innerhalb des eigenen «Spielfelds». Die Stadt Zug etwa behauptet sich seit Jahren in der Topliga, während die kleine Solothurner Gemeinde Mümliswil-Ramiswil stets Schlusslicht ist. 

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Mit etwas Glück liegt eine Gemeinde nicht auf dem vorletzten, sondern auf dem letzten Platz – denn dieser garantiert Aufmerksamkeit. Frei nach dem Motto: «Bad News are Good News». Davon konnte Mümliswil profitieren. Radio Energy wurde auf die 2000-Seelen-Gemeinde aufmerksam, hatte Mitleid und lancierte in der Folge die Aktion «Save Mümliswil». Nationale und internationale Stars wurden dazu animiert, auf Tiktok «Liebesschwüre» an die Gemeinde abzusenden. Die Mümliswilerinnen und Mümliswiler – mittlerweile so selbstbewusst wie noch nie – überlegen nun, die Stars für ein Konzert einzuladen. 

Es ist ein Teufelskreis. Liegt eine Gemeinde abgelegen und ist sie verkehrstechnisch schwer erreichbar, kann dieser Faktor nur mit Mühe verändert werden. Zwar könnte mit einigem finanziellen Aufwand der ÖV ausgebaut werden, doch der Nachteil gegenüber einer zentral gelegenen Gemeinde bleibt. Strukturschwache Gemeinden mit hohen Steuern sind häufig finanzschwach – und tun sich schwer mit Investitionen.  

Zentrale Gemeinden in einer strukturstarken Region tun sich hingegen leicht(er). Sie ziehen vielfach finanzstarke Zuzieher an, die Gemeindekasse füllt sich. Das Eigenkapital von Freienbach SZ liegt mittlerweile bei 160 Millionen. Bei so viel Vermögen kann mit Leichtigkeit in Standortmarketing investiert werden, in ein neues Hallenbad, in die modernsten Laptops für die Schulen. 

«Finanztransfers bergen jedoch das Risiko für Betroffene, träge und faul zu werden.»

Gut, es gibt den Finanzausgleich. Damit können Finanzkraftunterschiede bei Gemeinden ausgeglichen werden. Finanztransfers bergen jedoch das Risiko für die Betroffenen, träge und faul zu werden. Es braucht clevere Strategien für finanzschwache Gemeinden. Das Nichtstun verschärft die Misere, bis im schlimmsten Fall die Jugend abwandert. Im Gemeinderat müsste man sich Gedanken machen: Welches Profil will die Gemeinde haben? Könnte man Unternehmen für einen Zuzug gewinnen? Sind Mittel vorhanden, um das Betreuungsangebot an Schulen auszubauen? Könnte man eine Eliteschule anziehen?

Das Milizsystem der Schweiz birgt hier einen Vorteil: Ärmere Gemeinden können vom Know-how ihrer nebenamtlichen Gemeinderätinnen und Gemeinderäte profitieren, welches sie aus dem Berufsleben in die Exekutivarbeit einbringen. Immerhin sind 81 Prozent von ihnen in den Gemeinden ehrenamtlich tätig, 17 Prozent nebenamtlich und nur 2 Prozent vollamtlich. Ergo, sollten die fähigsten Einwohnerinnen und Einwohner für ein Engagement im Gemeinderat begeistert werden. Darin sollte Zeit und Mühe investiert werden.