Überraschender Führungswechsel bei der britischen Großbank HSBC: Vorstandschef John Flint verlässt nach nur 18 Monaten das grösste europäische Geldhaus. Angesichts des «herausfordernden globalen Umfeldes» sei eine Veränderung an der Spitze der Bank nötig, erklärte Aufsichtsratschef Mark Tucker am Montag. Die Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin habe begonnen, könne jedoch bis zu einem Jahr dauern.

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Einstweilen soll der 57-jährige bisherige Leiter des Firmenkundengeschäfts, Noel Quinn, als Interims-CEO die Bank führen, die im ersten Halbjahr ihren Gewinn deutlich steigern konnte. Wie das «Wall Street Journal» am Montag berichtete, will sich HSBC von tausenden Mitarbeitern trennen, bis zu zwei Prozent der Belegschaft könnten ihren Job verlieren. Ende Juni beschäftigte die Bank weltweit knapp 238.000 Vollzeitkräfte.

Differenzen über die Strategie

Flint (51) war im Februar vergangenen Jahres als Nachfolger des langjährigen Vorstandschefs Stuart Gulliver an die HSBC-Spitze gerückt. Strategisch hielt er das Geldhaus auf einem ähnlichen Kurs mit einem starken Fokus auf China. Gulliver hatte HSBC seit der Finanzkrise gesundgeschrumpft und noch stärker auf Asien als zweiten Heimatmarkt ausgerichtet.

Ein Insider sagte Reuters, es habe Differenzen über die Strategie und deren Umsetzung gegeben, die zur Trennung von Flint führten. Tucker hatte Flint einst zu HSBC geholt. Er sagte Reuters: «Es ist der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel und es ich wichtig, dass wir es klar und bestimmt in einer Position der Stärke tun.»

Geschäft brummt – Risiken steigen

 

Mit einer neuen Person an der Spitze sollten zusätzliche strategische Prioritäten schneller angegangen werden, sagte Tucker: unter anderem geht es um das US-Geschäft der Bank, das zuletzt nicht so gut lief. Während Tucker hier und bei der Umsetzung der Strategie insgesamt aufs Tempo drückte, galt Flint eher als moderat.

Flint arbeitete seit 1989 für HSBC, 14 Jahre davon in Asien, wo das Institut mittlerweile einen Grossteil seiner Erträge erwirtschaftet. Nachdem bekannt wurde, dass er seinen Posten verliert, gab die HSBC-Aktie an der Börse in London um 0,8 Prozent nach - obwohl HSBC ankündigte, weitere Aktien für bis zu einer Milliarde Dollar zurückzukaufen.

Für HSBC lief es im ersten Halbjahr gut: Das Vorsteuer-Ergebnis legte um 16 Prozent auf 12,4 Milliarden Dollar zu, die Einnahmen wuchsen um etwa acht Prozent auf rund 29,4 Milliarden Dollar. Wie das Institut erklärte, haben die Risiken für das Geschäft zuletzt zugenommen, vor allem durch die Handelskonflikt zwischen den USA und China und die Zinswende in den Vereinigten Staaten.

(reuters/ccr)