Die Kurse schiessen ab! Nach einem zähen 2018 bringt der breite Schweizer Aktienmarkt mit dem Swiss Performance Total Return Index SPI seit Jahresstart bereits ein Plus von 25 Prozent!
Ähnliche Steigerungen gab es übrigens schon mehrmals in der letzten Dekade. 2009, 2012, 2013 und 2017 zog es die Kurse ebenfalls um 20 Prozent und teilweise sogar noch deutlicher nach oben. Die aktuelle Boomphase ist damit also kein einmaliges Ereignis und kein Grund jetzt das Ende aller Börsen vorauszusehen.
In dieser Aufschwungsphase liefern auch die meisten Titel im SPI Kurszuwächse. Zwei Drittel der 216 Indexmitglieder liegen bei der Performance in diesem Jahr schon im grünen Bereich. Die absoluten Top-Performer mit einer Kursverdopplung oder mehr sind dabei AMS, lastminute.com und Perrot Duval. Während die beiden erstgenannten Titel um 100 und 115 Prozent steigen konnten, schaffte Perrot Duval in diesem Jahr schon ein Plus von 130 Prozent.
50 Prozent Kursplus ist keine Seltenheit
Mit Kurszuwächsen zwischen 70 und 85 Prozent folgen etwas weiter zurück VAT Group, Landis+Gyr, Santhera und Edisun Power Europe. Straumann, BVZ Holding, Belimo und Gurit liegen dann bereits mit einer Performance year to date – seit Jahresbeginn – zwischen 50 und 65 Prozent schon deutlicher hinten.
Erweitert man den Kreis der Top-Performer auf 15 und konkret zu Kurszuwächsen von über 45 Prozent in diesem Jahr kommen noch Vifor, Inficon, Idorsia und Sonova in den erlauchten Kreis der 2019er-Überflieger hinzu.
Danach verschwimmen die Ränder zusehends und gehen in die grosse Zahl an Aktien mit mehr oder weniger «durchschnittlicher» Jahresperformance über. Wobei natürlich ein Wertzuwachs von 20, 30 oder gar 40 Prozent in zehn Monaten genau genommen ebenso «top» und auf lange Sicht betrachtet wirklich überragend ist.
Milliardenkonzerne zählen zu den Top-Performern
Auch wenn man es etwa wegen eines Basiseffekts auf den ersten Blick vermuten würde – unter den genannten 15 Top-Performern in diesem Jahr sind mit Perrot Duval und Edisun Power nur zwei Firmen, die hinsichtlich Börsenwert mit einer Marktkapitalisierung nur im zweistelligen Millionen-Bereich Leichtgewichte sind.
Zwölf der genannten Börsenüberflieger bringen es dagegen überwiegend auf eine Marktkapitalisierung von mehr als 1,0 Milliarden Franken bis hinauf zu Sonova mit knapp 15 Milliarden Franken. Nur BVZ, lastminute.com und Gurit sind an der Börse mit 250, 500 und 600 Millionen Franken noch im neunstelligen Bereich.
Viele Top-Performer haben neben dem hohen Börsenwert noch eine Gemeinsamkeit: im Jahr davor standen ihre Aktien stark unter Druck. Acht der 15 Performance-Könige in diesem Jahr büssten 2018 nicht selten 30 Prozent und mehr an Wert ein. VAT Group und hatten sogar jeweils in etwa die Hälfte verloren.
Viele sind im Turnaround
Und noch eine Gemeinsamkeit: Viele der genannten Werte arbeiten derzeit hart am Turnaround, haben diesen bereits im vergangenen Jahr absolviert oder konnten ihre Gewinne deutlich steigern.
Lastminute.com konnte nach einem herben Verlust in 2017 im vergangenen Jahr das Ergebnis weit in den schwarzen Bereich drehen, BVZ hob das Ergebnis um 50 Prozent nach oben und Edisun verdoppelte den Gewinn sogar.
Idorsia – prall gefüllte Medikamentenpipeline bietet Phantasie
Idorsia dagegen steht vor Erfolgen in der Entwicklung von Medikamenten. Das Pharmaunternehmen – eine Ausgliederung aus Actelion – hat vier Arzneimittel in der klinischen Phase III und mehrere Produkte in der Phase I und II. Im nächsten Jahr soll es die ersten Ergebnisse über die Studien im Spätstadium geben.
Nachdem die Aktie in den letzten zwei Monaten schon um rund 20 Prozent vom Jahreshoch nach unten gerutscht ist, könnte es dann im nächsten Jahr wieder kräftig nach oben gehen.
Vifor – Umsatz legt dramatisch zu
Mit Vifor Pharma zählt ein weiterer Milliarden-Pharma-Konzern zu den Top-Performern in diesem Jahr. Beim Unternehmen aus St. Gallen scheint der Knoten nun aber auch zu platzen.
Wegen zunehmender Verkaufserfolge neuer Medikamente steigerte Vifor den Umsatz im ersten Halbjahr um 19,4 Prozent auf 273,4 Millionen Euro und will im zweiten Halbjahr ein Jahr früher als bisher erwartet auf annualisierter Basis die Umsatzmilliarde knacken.
Im nächsten Jahr soll der Umsatz dann sogar die Marke von 2,0 Milliarden Franken überschreiten. Angesichts des rasanten Wachstums ist ein erwartetes 30er-KGV in diesem Jahr und ein deutlich tieferer Wert in 2020 nicht teuer. Fällt der Widerstand bei 160 Franken, könnte die Aktie ganz schnell das Allzeithoch vom Juli 2018 bei 191 Franken zurückerobern.
Lastminute.com – die Prognose wird stark erhöht
Weiter im Aufwind dürfte auch lastminute.com bleiben. Nach dem Turnaround im letzten Jahr konnte der Online-Reise-Anbieter im ersten Halbjahr stark zulegen. Der Umsatz im Kerngeschäft insbesondere als Online-Reiseagentur kletterte in den sechs Monaten um 19,3 Prozent auf 165,6 Millionen Euro und das Rohergebnis verdoppelte sich auf 35,1 Millionen Euro.
Firmenchef Marco Corradino hebt die Prognose an. Anstatt wie bisher geplant soll der Umsatz in diesem Jahr nicht um fünf, sondern um zwölf Prozent auf über 320 Millionen Euro steigen und der Anstieg beim Rohergebnis soll mit 57 Prozent fast doppelt so hoch sein wie zuvor kommuniziert. Da ist ein einstelliges KGV drin. Der Höhenflug der Aktie könnte weiter gehen.
Santhera – ein Pharmawert für Risikofreudige
Während Gurit und BVZ nach Kurssprüngen alleine in den letzten Wochen um jeweils rund 30 Prozent zumindest kurzfristig schon etwas überhitzt scheinen, ist Santhera Pharma zumindest für Anleger mit mittlerem Zeithorizont aussichtsreich.
Das Pharmaunternehmen stand kursmässig in den letzten Jahren unter Druck, doch in den letzten Monaten kamen aus der Firmenzentrale in Pratteln in Basel-Land mehrere vielversprechende Meldungen zur Entwicklung von neuen Medikamenten.
Zum Allzeithoch vor vier Jahren hat sich die Aktie inzwischen gezehntelt und bei einem Börsenwert um 130 Millionen Franken könnte schon ein erfolgreiches Medikament wegen der geringen Ausgangsbasis enorme Schubkraft auf die Aktie haben.
Perrot Duval – Verkauf einer Tochter verzögert sich
Der Überflieger im bisherigen Jahr – Perrot Duval – übrigens hat in den letzten Wochen etwas korrigiert. Dabei konnte der Spezialist für Automatisierungstechnologie den Gewinn im vergangenen Jahr um rund 40 Prozent auf 7,18 Franken je Aktie ausbauen.
Allerdings ist das nicht der eigentliche Grund für den enormen Schub der Aktie um 130 Prozent. Auslöser ist vielmehr der geplante Verkauf des Hauptgeschäfts für 30 bis 35 Millionen Franken an einen chinesischen Konzern.
Zieht man von dem Deal die damit verbundenen Verbindlichkeiten von rund 22 Millionen Franken ab, verbliebe ein Gewinn von etwa 11,0 Millionen Franken. Perrot Duval kostet an der Börse aktuelle lediglich etwa 16 Millionen Franken.
Das verbleibende Restgeschäft nach dem Verkauf der Tochter erzielt allerdings nur noch einen Umsatz pro Jahr von etwa zehn Millionen Franken bei geringfügigem Gewinn. Wie es dann mit Perrot Duval weitergeht ist ungewiss, aber immerhin könnte die endgültige Zustimmung der chinesischen Behörden und der Börsenaufsicht im Reich der Mitte die Aktie kurzfristig wieder anschieben.