Selten schien die Wirtschaft in ihrer Prognose so geeint: Reihenweise gaben Unternehmen in den letzten Wochen und Monaten bekannt, grossflächig in künstliche Intelligenz (KI) investieren zu wollen. Die «Financial Times» sprach im Mai sogar von einem «AI gold rush». Dabei stellt sich die berechtigte Frage, was der Auslöser für den erneuten Trend ist.

Schon seit mehreren Jahren liessen sich in der Wirtschaftspresse Artikel finden, die KI als kommenden Börsentrend ankündigten. Als Beispiel dienten oftmals Sprachassistenten wie Google Alexa, Microsoft Cortana oder Siri von Apple. Vielversprechend als Konzept, erweisen sich diese in der Praxis allerdings als limitiert. Spracheingaben müssen nach vorgegebenen Mustern getätigt werden, damit das hilfsbereite Ohr zuhört – und entsprechend ausführt. Eine bahnbrechende Anwendungsmöglichkeit, die das Potenzial von künstlicher Intelligenz aufzeigen konnte, liess bis jetzt auf sich warten. 

Durchbruch der generativen KI

Mit der Aufschaltung von ChatGPT ist das Potenzial künstlicher Intelligenz innerhalb weniger Wochen in das Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit gerückt. Innerhalb von fünf Tagen nach dessen Einführung hatten eine Million Menschen ChatGPT schon genutzt. Facebook, im Vergleich, erreichte diese Marke erst nach zehn Monaten. Grund für die Faszination mit dem Chatbot dürfte die jüngste Stufe der künstlichen Intelligenz sein: sogenannte generative KI. Diese Technologie kann unterschiedliche Daten zur Erkennung von Mustern nutzen und daraus eigenständig neue Inhalte erstellen. Im Fall von ChatGPT bedeutet dies, dass die Kommunikationsbarrieren zwischen Menschen und Maschinen verschwinden. Unterhaltungen mit einer Maschine nehmen erstmals menschliche Züge an. Aber ChatGPT ist nur eines von vielen Beispielen für Anwendungen, die generative KI nutzen. So lassen sich per Sprach- und Texteingaben nie da gewesene Bilder, 3D-Modelle oder Musikstücke generieren. Während sich das öffentliche Interesse derzeit auf Online-Anwendungen für Endnutzer konzentriert, dürfte sich künstliche Intelligenz schon in naher Zukunft in diversen Branchen und Industrien verbreiten.

Disruptives Potenzial für Unternehmen

Ein Beispiel für das bahnbrechende Potenzial der Technologie ist das Gesundheitswesen. Hier könnte Computerintelligenz unter anderem in der Diagnostik, zum Erstellen personalisierter Behandlungspläne oder bei der Entwicklung und Erprobung neuer Medikamente eingesetzt werden. Telemedizinische Dienste im Stil von Chatbots könnten den Zugang zu medizinischer Beratung verbessern. Und KI dürfte die Administration durch schnellere Bearbeitung von Krankenakten effizienter machen.

In der industriellen Fertigung verspricht man sich grosse Fortschritte in der Automatisierung durch Robotik, wobei selbständig sowie miteinander agierende Maschinen immer häufiger anzutreffen sein werden. Im Automobil- und Transportsektor ist die Kombination von Computervision, Bilderkennung und generativer KI eine Voraussetzung für autonomes Fahren. Im Bildungswesen könnten Lehrkräfte mehr Zeit für individuelle, schülerspezifische Betreuung gewinnen, wenn KI die Aufgabe der Prüfungskorrektur übernimmt.

Die zunehmende Verbreitung von KI beinhaltet auch eine geopolitische Dimension. Die Argumente für eine Onshore- und Nearshore-Produktion gewannen vor allem in den Pandemiejahren für viele Unternehmen an Bedeutung. Die geopolitischen Spannungen zwischen dem Westen und China nahmen zu, und die Notwendigkeit, im Hinblick auf Klima- und Umweltfragen aktiv zu werden, ist dringender denn je. Hinzu kommt der Krieg in der Ukraine. Die Überlagerung dieser Krisen hat die Nachteile langer, internationaler Lieferketten schmerzlich spürbar werden lassen.

Was in einem stabilen politischen Umfeld bislang gegen ein teilweises Onshoring sprach, waren die Kosten. Trotz der steigenden Löhne in den Schwellenländern lohnte sich eine Verlagerung nicht. Hier könnte KI die Wende bringen. Wenn die Kosten für die Implementierung und Wartung von KI-Anwendungen in der Automatisierung sinken, könnten Unternehmen zu solchen geografischen Verlagerungen bereit sein.

Die Anlagechancen

Für Investorinnen und Investoren stellt sich die Frage, welches Marktpotenzial die Technologie langfristig bereithält. Grundsätzlich lassen sich Unternehmen, die die Nutzung von KI ermöglichen oder von ihrem Einsatz massgeblich profitieren dürften, in drei Gruppen unterteilen.

«Core Enablers»:
Bei dieser Gruppe handelt es sich um Unternehmen, die zur Verbreitung von KI notwendig sind oder bahnbrechende Dienstleistungen in diesem Bereich anbieten. Darunter befinden sich Chip- beziehungsweise Halbleiterhersteller wie Nvidia und auch Telekommunikationsausrüster. Auch Microsoft als Investor in den «Bereitsteller» von ChatGPT, OpenAI, zählt zu dieser Gruppe.

«Disruptors»:
In dieser Gruppe wird KI eingesetzt, um herkömmliche Geschäftsmodelle weiterzuentwickeln oder völlig neue zu prägen. Ein Beispiel ist Amazon, das mithilfe von KI individualisierte Werbung einsetzt und mit seiner Online-Plattform den konventionellen Einzelhandel fundamental stört (was der Begriff Disruption meint). Kürzlich hat das Unternehmen ChatGPT-ähnliche Produktsuchen für den Webshop angekündigt.

«Core Business Leveraging AI»:
Hier sind jene Unternehmen angesiedelt, die von KI profitieren dürften, indem sie KI zur Entwicklung ihrer Kernprodukte oder ihres Kerngeschäfts einsetzen (sogenannte «Core Business Leveraging AI»). Hier sei beispielsweise an Meta, die Muttergesellschaft von Facebook, oder an den Arzneimittelhersteller Moderna gedacht, der Medikamente mithilfe von KI entwickelt.

Immer mehr Unternehmen werden in den nächsten Jahren Teil dieser Gruppen werden. Die Investoren scheinen das Potenzial von künstlicher Intelligenz erkannt zu haben. Infolgedessen sind die entsprechenden Investitionen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Laut dem Marktforschungs- und Beratungsunternehmen IDC werden die weltweiten Ausgaben für KI im Jahr 2023 voraussichtlich 154 Milliarden USD erreichen – gegenüber 24 Milliarden USD im Jahr 2018. Investoren, die noch keine Anlage im Bereich künstliche Intelligenz halten, dürfen vorerst also beruhigt sein. Wer erst jetzt investiert, gehört noch immer zu den «Early Birds».
 

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